„Weißglühende Spannungen“: Medwedew warnt vor Drittem Weltkrieg – wie groß ist die Gefahr?
Einmal mehr droht Russland mit seinem Atomarsenal: Bei gleich zwei Terminen warnt der Putin-Vertraute Dmitri Medwedew den Westen.
Moskau/Reutow – Just bei einem Besuch in einer Raketenfabrik hat Dmitri Medwedew dem Westen einmal mehr mit einem Atomkrieg gedroht. Der frühere Kremlchef warnte am Dienstag (25. April) vor der These, Wladimir Putins Regime bluffe mit seinen Drohungen nur. Medwedew malte seinem Publikum auch die zerstörerische Wucht von Atombomben aus.
Medwedew zufolge könnte ein neuer Weltkrieg bevorstehen. „Die Welt ist krank und steht möglicherweise am Rande eines Weltkriegs“, sagt der langjährige Vertraute von Russlands Präsident Wladimir Putin zudem bei einem „Bildungsmarathon“ in Moskau. So ein Krieg lasse sich vermeiden, aber die Gefahr einer nuklearen Konfrontation steige. Das sei ernster zu nehmen als der Klimawandel.
Russland und USA in „Drittem Weltkrieg“? Spannungen „weißglühend“
„Ich kann nicht sagen, was der letzte Halm, was der Auslöser sein könnte“, sagte Medwedew dort der Staatsagentur Tass zufolge. „Aber es könnte an einem bestimmten Punkt passieren.“ Die Welt müsse zusammenarbeiten, damit sich die Gefahr einer „globalen Konfrontation, eines heißen, vollumfänglichen Dritten Weltkriegs“ nicht verwirkliche.

Russland wünsche sich eine solche Eskalation nicht, fügte der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates hinzu. Die Spannungen in der Welt seien allerdings in der Tat bereits „weißglühend“. Eine Konfrontation zwischen USA und Russland sei nicht wie im Kalten Krieg „weit hergeholt“ – „das kann ich jetzt nicht sagen, auch wenn das traurig klingen mag“.
Russlands Atomdrohungen „nicht unterschätzen“: Medwedew warnt
Medwedew verwies indirekt auf die bereits bekannte russische Nukleardoktrin. Man könne Nuklearwaffen anwenden, wenn Russlands Existenz durch einen Angriff in Gefahr sei. Die Antwort auf solche Handlungen sei der Einsatz von Atomwaffen: „Unsere potenziellen Gegner sollten das nicht unterschätzen.“ Russland verfügt den bekannten Zahlen zufolge über knapp 6.000 Atomsprengköpfe.
Er zeigte sich erneut sicher, dass Russland den Krieg gewinnen und die Ukraine zerschlagen werde. Die Rüstungsindustrie laufe auf Hochtouren und stelle ausreichend Panzer, Artilleriegeschosse und Raketen her. Medwedew behauptete einmal mehr, dass sich Polen, Ungarn und Rumänien Gebiete der benachbarten Ukraine einverleiben wollten. Dafür gibt es keinerlei Belege.
Russlands Atomwaffen: Medwedew droht – wie groß ist die Gefahr?
Russland und immer wieder auch Medwedew persönlich drohen regelmäßig mit Putins Atomwaffen-Arsenal. Die Atomwaffen seien nicht nur Schutz, sie seien auch die Sicherheit vor einer von den USA beabsichtigten Zerstückelung Russlands in Einzelstaaten, betonte Medwedew nun. Westliche Experten sehen die Gefahr eines russischen Nuklearschlages allerdings mehrheitlich als gering an.
Allerdings gibt es auch mahnende Stimmen. „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Russland Atomwaffen einsetzt, aber möglich“, sagte der österreichische Politologe Gerhard Mangott Merkur.de im Februar. Ein Risiko könne etwa bei einem ukrainischen Angriff auf die Krim bestehen. „Eine Rückeroberung der Krim würde den Sturz Putins bedeuten und das will er unbedingt verhindern“, urteilte Mangott. Deutsche Experten halten indes auf Sicht auch eine nukleare Bewaffnung der Ukraine nicht für undenkbar. (fn/rtr/dpa)