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Minister verkündet Plan bei Putin: Russland will Sport-Event ausrichten – „Besonders bedeutend“

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Von: Marcus Giebel

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Wirtschaftlich ist Russland trotz des Ukraine-Kriegs nicht wirklich isoliert. Sportlich dagegen schon. Nun will Moskau hier gegensteuern.

Sankt Petersburg – Den Ukraine-Krieg hätte Wladimir Putin liebend gerne als schnellen Erfolg verbucht. Drei Tage nach Beginn der Invasion sollte die Kiewer Regierung um Präsident Wolodymyr Selenskyj gestürzt, die Mitglieder verhaftet und in der Folge durch Moskau-Getreue ersetzt worden sein.

Doch stattdessen sind seit mehr als 14 Monaten auf beiden Seiten unzählige Tote zu beklagen. Die Truppen aus Russland kommen seit rund einem Jahr kaum noch voran und drohen vielmehr im Zuge der geplanten Gegenoffensive der Ukraine wie schon im Herbst deutlich zurückgedrängt zu werden. Wann das Blutvergießen und die Zerstörung ein Ende finden, kann niemand vorhersagen. Zumindest im eigenen Land, in dem nicht nur Oppositionelle um ihr Wohlergehen fürchten müssen, scheint es dem Kremlchef sogar zu nutzen, wenn sich der Krieg weiter in die Länge zieht.

Russland und die BRICS Games: Sport-Event im Jahr 2024 bei Putin?

Es ist also alles andere als ausgeschlossen, dass sich die sogenannte militärische Spezialoperation bis ins Jahr 2024 fortsetzen wird. Das muss Putin aber nicht davon abhalten, ein Sport-Event in seinem Land zu planen. Nach den Olympischen Winterspielen von Sotschi 2014 und der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 fiele das neue Großereignis zwar einige Nummern kleiner aus, dafür wären aber nur Nationen vertreten, die dem 70-Jährigen trotz der Gräueltaten seiner Armee gewogen sind.

Wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtet, schlug Sportminister Oleg Matytsin bei einem Regierungstreffen vor, die sogenannten BRICS Games 2024 in Russland abzuhalten. Hinter dem Kürzel verbirgt sich ein Zusammenschluss aufstrebender Volkswirtschaften. Es handelt sich um ein Akronym für Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Quasi ein Gegenentwurf zu den G7.

BRICS als Gegenentwurf zu den G7: Bündnis um Russland könnte neue Mitglieder aufnehmen

Das Quintett hat mehr als ein Viertel der weltweiten Landmasse inne und verfügt über mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung. Im Gegensatz zum Bündnis der führenden Industriestaaten der westlichen Welt, aus dem Russland nach der Annexion der Krim ausgeschlossen wurde, ist eine Expansion geplant.

19 Nationen sollen ihr Interesse an einer Aufnahme bekundet haben. The Times of India nennt Saudi-Arabien, den Iran, Argentinien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien, Ägypten, Bahrain und Indonesien. Hinzu kommen laut Südafrikas BRICS-Botschafter Anil Sooklal auch zwei ostafrikanische Staaten und einer aus Westafrika, deren Namen er jedoch nicht nannte. Über eine Ausweitung soll am 2. und 3. Juni in Kapstadt diskutiert werden. Bislang war nur Südafrika im Jahr 2010 zum Gründungsquartett dazugestoßen, das sich 2006 gefunden hatte.

Wladimir Putin sitzt vor Fahnen der BRICS-Staaten
Lässt er die BRICS Games 2024 in Russland ausrichten? Kremlchef Wladimir Putin (Archivbild) muss seit Kriegsbeginn auf internationale Sportauftritte seiner Stars fast komplett verzichten. © IMAGO / SNA

BRICS Games 2024 in Russland? Sportminister hält Austragung für „besonders wichtig“

Laut Matytsin wäre die Ausrichtung der BRICS Games, die 2017 in China ihre Premiere feierten, auch deshalb „besonders wichtig, weil die Aussicht auf die Erweiterung des Formats um neue Mitgliedsstaaten besteht“. 2024 hat Russland den Vorsitz inne. Wegen des Angriffskriegs sind russische Athleten von einem Großteil der internationalen Sport-Wettbewerbe ausgeschlossen, in einigen Sportarten wie Tennis treten die Akteure unter neutraler Fahne an.

IOC-Präsident Thomas Bach, oberster Herr der Olympischen Spiele, regte zuletzt an, russischen Sportlern unter bestimmten Voraussetzungen die Rückkehr in den Wettbewerb zu ermöglichen. Damit zog er jedoch heftige Kritik auf sich.

Die BRICS Games wären also die erste Gelegenheit seit dem Einmarsch in die Ukraine, bei der Russland sich wieder als Sportnation präsentieren kann. Und in sportlichen Erfolgen sonnt sich Putin bekanntlich beinahe so gerne wie in militärischen. (mg)

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