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Russland umbenennen? Selenskyj antwortet auf Petition ‒ Lawrow-Sprecherin reagiert empört

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Von: Stephanie Munk

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Soll Russland auf Ukrainisch künftig anders heißen? Selenskyj reagierte jetzt auf eine entsprechende Petition mit über 25.000 Unterzeichnern. Der Vorschlag hat historischen Hintergrund.

Kiew/Moskau - Russland umbenennen? Was auf den ersten Blick wirkt wie ein Scherz, wird in der Ukraine jetzt ernsthaft diskutiert. Mehr als 25.000 Ukrainer unterzeichneten eine Petition, nach der Russland in ukrainischer Sprache offiziell umbenannt werden soll - in „Muskowy“.

„Russisch“ solle außerdem künftig „Moskauerisch“ heißen, und die „Russische Föderation“ in „Moskauer Föderation“ umbenannt werden, so der Vorschlag. Auf seiner offiziellen Homepage hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj jetzt Stellung dazu bezogen - und eine Umbenennung nicht ausgeschlossen.

Russland umbennen? Vorschlag folgt auch aus Ukraine-Konflikt

Der Vorschlag beruht auf einem jahrhundertelangen Streit zwischen Historikern und ist durchaus auch im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt zu sehen. Laut Valerija Schachworostowa, Initiatorin der Petition, unterstützt der Name „Russland“ die falsche Erzählung des Kreml über die gemeinsame Abstammung von Russen und Ukrainern. Denn er lege nahe, dass es sich bei „Russland“ um einen Nachfolgestaat der „Rus“ handle.

Die „Rus“ oder auch „Kiewer Rus“ war ein ostslawisches Reich im Mittelalter, das laut Bundeszentrale für politische Bildung als Vorläuferstaat des heutigen Russlands, der Ukraine und Belarus gilt. „Die Kiewer Rus wurde zu einem Gründungsmythos des russischen und des ukrainischen Staates“, heißt es. „Russische und ukrainische Historiker streiten deshalb seit mehr als zwei Jahrhunderten um ihr Erbe.“ Die russische Seite verstehe die Ukraine als Teile der eigenen Nationalgeschichte, während ukrainische Historiker die Existenz einer eigenen, von Russland getrennten Geschichte betonten. 

Russlands Präsident Wladimir Putin sieht die Ukraine als einen Teil Russlands an.
Russlands Präsident Wladimir Putin sieht die Ukraine als einen Teil Russlands an. © Alexei Danichev/Imago

Russland umbenennen? Initiatorin der Petition sieht internationale Verwirrung

Der Name „Muscowy“, das die Petition als „Ersatz“ für Russland vorschlägt, stammt laut Politico aus dem 13. Jahrhundert und bezieht sich auf große Teile des heutigen Nordwestrusslands. Laut Initiatorin Schachworostowa sei es der passendere Name für den großen Nachbar der Ukraine, da „Russland“ zu Verwirrung auf internationaler Ebene führe.

„Für Ausländer sehen die Namen ‚Rus‘, wie die ,Kiewer Rus‘ auf alten Karten bezeichnet wird, und ,Russia‘, ,Russie‘ und ‚Russland‘ fast identisch aus. Als ob es der Name desselben Staates wäre“, wird die Urheberin der Petition von Politico zitiert. Russland werde auch in Romanen und Filmen immer wieder als Nachfolger der „Rus“ dargestellt, was „inakzeptabel“ sei.

Mit Umbenennung „Vision der Geschichte Russlands“ treffen

Die Umbenennung des Landes würde „das Herz der kulturellen Tradition und Vision der Geschichte Russlands“ treffen, betonte die Initiatorin der Petition. Dass die Ukraine angeblich zu Russland gehört, war eines der Argumente, mit denen Russlands Präsident Wladimir Putin vor gut einem Jahr den Ukraine-Krieg startete. Im Herbst 2022 annektierte Russland vier ukrainische Gebiete - unter Missachtung des Völkerrechts. Auch russische Schulbücher, die Kirche, das russische Fernsehen und User in sozialen Medien verbreiten die Idee, dass Ukrainer und Russen historisch schon immer ein Volk waren.

Russland umbenennen? Selenskyj lehnt Vorschlag nicht grundsätzlich ab

Auf die Initiative, Russland in „Muscowy“ umzubenennen, reagierte Selenskyj vergangene Woche auf seiner Homepage. Der ukrainische Präsident schloss eine Umbenennung Russlands nicht aus. Dies erfordere aber „eine sorgfältige Untersuchung des historischen und sozialen Kontexts sowie die Berücksichtigung möglicher internationaler Rechtsfolgen“.

Geografische Namen seien gesetzlich geregelt und Änderungen würden in die Zuständigkeit der ukrainischen Regierung fallen. Außerdem sei zu berücksichtigen, dass sie auch in UN-Dokumenten verankert sind, so Selenskyj. Er habe Premierminister Denys Schmyhal daher gebeten, die Petition zu prüfen.

Empörte Reaktion aus Russland

Aus dem Kreml kam eine erboste Reaktion auf den ukrainischen Vorstoß. Die Idee beweise einmal mehr Versuche, aus der Ukraine ein „Anti-Russland“ zu machen, schrieb Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, laut der russischen Nachrichtenagentur TASS auf Telegram. Der Kreml bedient schon seit Längerem das Narrativ, der Westen nutze den Ukraine-Krieg, um Russland zu zerstören. (smu)

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