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Wahlen
Rumänien wählt zögerlich
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Die Corona-Pandemie beeinträchtigt die Wahl: Das Virus hält Menschen vom Urnengang ab.
Maskiert und eher unwillig haben die Rumäninnen und Rumänen am Sonntag im Schatten der Corona-Krise ihr neues Parlament gewählt: In einer kurz vor der Wahl veröffentlichten Umfrage erklärten 55 Prozent der Befragten, dass der Urnengang wegen der Pandemie besser hätte verschoben werden sollen.
Wie vorab befürchtet, zeichnete sich laut Berichten rumänischer Medien gegen Mittag eine sehr niedrige Wahlbeteiligung ab. Erste Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht vor. Die letzten vor dem Urnengang veröffentlichten Prognosen sahen die regierenden Nationalliberalen (PNL) von Premier Ludovic Orban trotz zuletzt sinkender Umfragewerte mit 28-32 Prozent klar vor den oppositionellen Sozialisten (PSD) mit 23-26 Prozent.
Wegen ihrer disziplinierten Stammwähler:innen in den ländlichen Regionen dürfte die niedrige Wahlbeteiligung der PSD zugute gekommen sein. Gegenüber ihrem Erdrutschsieg von 2016, als die PDS auf über 45 Prozent der Stimmen kam, ist ihre Wählerschaft nach einer sehr turbulenten Legislaturperiode mit mehreren Regierungswechseln und der Inhaftierung des wegen Korruption verurteilten Ex-Parteichefs Liviu Dragnea zwar um über ein Drittel geschrumpft. Doch unter ihrem neuen Parteichef Marcel Ciolacu hat die PSD den freien Fall gestoppt und sich stabilisiert.
In Bukarest wird nach der Wahl die von Staatschef Klaus Johannis befürwortete Bildung einer Koalition der PNL mit dem Parteienbündnis USR-Plus erwartet: Die Antikorruptionsallianz kann laut den letzten Umfragen mit 13 bis 18 Prozent der Stimmen rechnen. Als pflegeleicht gilt das Verhältnis der ausgemachten Koalitionspartner allerdings keineswegs.
Möglicherweise könnte als Mehrheitsbeschaffer auch noch die Partei der ungarischen Minderheit (UDMR) oder die konservative PMP von Ex-Präsident Traian Basescu mit ins Regierungsboot einsteigen.