"Das rotgrüne Geschmeiß aufs Schafott"

Geleakte Chatprotokolle zeigen offenbar die Gewaltfantasien von AfD-Landespolitiker Holger Arppe gegen Andersdenkende und Ausländer. Nicht nur politische Gegner sind schockiert.
Was tun mit einem solchen Mann? Im Schweriner Landtag wird gerätselt, wie man auf solch einen menschlichen Abgrund reagieren soll. „Widerwärtig“, meinte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) nur, als sie von den bösartigen Tiraden des Abgeordneten Holger Arppe hörte. „Ein potenzieller Massenmörder“, kommentierte SPD-Fraktionschef Thomas Krüger. Es sei keinem Menschen in Mecklenburg-Vorpommern erklärbar, warum der auf Steuerzahlerkosten in einem Parlament sitze.
„Haarsträubend bis ekelerregend“, meinte sogar Leif-Erik Holm, der AfD-Fraktionsvorsitzende, über seinen Rostocker Kollegen, der am Donnerstag holterdipolter Partei und Fraktion verließ, nachdem NDR und „Taz“ 12.000 Seiten Chatprotokolle Arppes öffentlich gemacht hatte.
Rassismus und Gewaltfantasien
Ein Datenberg, der sich als echtes Ekelpaket entpuppt hat: Randvoll mit Arppes Menschenhass, Rassismus, übelsten Sexual- und Gewaltfantasien gegen Andersdenkende und Ausländer, aber auch voller Spott und Verachtung gegen Parteifreunde. Ginge es nach der Mehrheit im Schweriner Parlament, Arppe müsste sein Mandat auf der Stelle zurückgeben und aus dem Landtag verschwinden.
Aber der 44-jährige Galerist denkt offenbar nicht daran und will partei- und fraktionsloser Abgeordneter bleiben. Die Chatprotokolle, die dem NDR nach eigenen Angaben anonym zugespielt worden waren, geben einen erschütternden Einblick in die wahnwitzige Gedankenwelt des Politikers.
Über Linke und Grüne schrieb er im August 2015: „Das ganze rotgrüne Geschmeiß aufs Schafott schicken. Und dann das Fallbeil hoch und runter, dass die Schwarte kracht!“
Auch AfD-Politiker überschüttete er mit Verachtung. Alexander Gauland, Spitzenkandidat zur Bundestagswahl, beschimpfte Arppe in einem Chat 2014 als „Arschloch“, ein Ausdruck, den er ein Jahr später auch für Leif-Erik Holm gebrauchte, den heutigen Landesparteichef.
Noch verächtlicher ist ein Chat aus dem Jahr 2012 über Rachegelüste an einem unliebsamen Geschäftspartner, Hintergrund soll laut NDR ein Streit um Geld gewesen sein: „Vielleicht sollten wir (Name des Mannes)’s Mutter entführen, sie brutal vergewaltigen lassen von einem wilden Schimpansen und ihm dann jeden Tag einen Finger zuschicken.“
Arppe bestreitet Teile der Urheberschaft
In einer per Mail verschickten Erklärung distanzierte sich Arppe von Teilen der Chat-Äußerungen. „Die Urheberschaft der heute von der „Taz“ veröffentlichten Texte mit sexuellem Inhalt weise ich vor allen Dingen zurück“, schrieb er. Zu den von NDR und „taz“ ebenfalls zitierten Gewaltaufrufen äußerte sich der 44-jährige Rostocker nicht.
Bei den dem NDR vorliegenden Protokollen soll es sich um Kopien von Arppes privaten Facebook-Nachrichten aus den Jahren 2011 bis 2017 handeln.
Offensichtlich hatten Arppe und andere AfD-Mitglieder auch Kontakt zum Terrorverdächtigen Jan Hendrik H., dessen Rostocker Haus vor kurzem im Auftrag der Bundesanwaltschaft durchsucht wurde. H. soll Waffen gehortet und Angriffe auf Linke geplant haben. Laut NDR war Arppe im Mai 2015 bei H. eingeladen. Danach berichtete er Freunden: „Der Typ würde perfekt in unsere Reihen passen. Er hasst die Linken, hat einen gut gefüllten Waffenschrank in der Garage und lebt unter dem Motto: Wenn die Linken irgendwann völlig verrückt spielen, bin ich vorbereitet.“