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Verschwörungsmythen und jubelnde Konservative: Kennedys feiern Polit-Comeback

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Von: Nail Akkoyun

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Robert Kennedy Jr. könnte ein Traumkandidat der Demokraten werden – das ist jedoch unwahrscheinlich. Dabei unterstützen auch Konservative den kontroversen Politiker.

Boston – Die Kennedys galten in den USA lange als politischer Adel. Einst lenkten John F. Kennedy als Präsident sowie sein Bruder Robert als Justizminister die Geschicke der Vereinigten Staaten – ehe sie in den 1960er-Jahren Attentaten zum Opfer fielen. Nun will Robert Kennedy Jr. das politische Erbe antreten. Am Mittwoch (19. April) kündigte der 69-Jährige seine Kandidatur für die Präsidentschaftsnominierung der Demokraten an.

Das hört sich fast wie Traumkandidatur für die Demokratische Partei an. Doch in Wahrheit ist eher das Gegenteil der Fall. Denn auch wenn „Bobby Jr.“ ebenso wie sein Vater und Onkel die blaue anstelle der roten Krawatte trägt, lässt er sich auf dem politischen Spektrum eher rechts außen verorten – und schart damit vor allem Konservative und Republikaner:innen hinter sich. Aufgrund seiner politischen Überzeugungen, seiner Impfskepsis sowie der Verbreitung von Verschwörungsmythen gilt er als „schwarzes Schaf“ innerhalb der demokratischen Politikdynastie.

Da überrascht es wenig, dass kaum ein Mitglied der Kennedy-Familie etwas mit der wohl aussichtslosen Kandidatur ihres Verwandten zu tun haben will – mehrere Geschwister von Robert Jr. unterstützen offen Joe Biden für eine zweite Amtszeit, drei von ihnen dienen aktuell sogar als Diplomat:innen. „Ich hege gegen keinen von ihnen einen Groll“, sagte Kennedy jedoch im Ballsaal des Park Plaza Hotels in Boston.

Robert Kennedy Jr. spricht während einer Wahlkampfveranstaltung zur Vorstellung seiner Präsidentschaftskandidatur 2024 im Boston Park Plaza in Boston am 19. April 2023.
Robert Kennedy Jr. spricht während einer Wahlkampfveranstaltung zur Vorstellung seiner Präsidentschaftskandidatur 2024 im Boston Park Plaza in Boston am 19. April 2023. © Joseph Prezioso/AFP

Wahlkampfrede im „Land der Kennedys“: Teil einer „nicht demokratischen“ Bewegung

Kennedy ist sich der Familienmarke jedenfalls bewusst. Er äußerte sich ausführlich über seine berühmten Vorfahren, präsentierte alte Fotos. Es dauerte allerdings nicht lang, bis er die angeblichen Fehlinformationen der „Konzernmedien“ attackierte sowie der Regierung Zensur vorwarf. Von Joe Biden, der in der Vergangenheit mehrfach seine Wertschätzung gegenüber den Kennedys zum Ausdruck brachte, hielt Bobby Jr. sich allerdings fern.

Bei seiner Wahlkampfrede im US-Staat Massachusetts – im „Land der Kennedys“ – versammelten sich statt der Verwandtschaft eine Reihe an Impfskeptiker:innen, Konservativen, sowie Verschwörungsgläubige und unabhängige Wähler:innen. Kennedy wolle die „Spaltung“ des Landes überwinden und „den Amerikanern die Wahrheit sagen“, sagte er vor dem gemischten Publikum. Als eine der führenden Stimmen der Anti-Impf-Bewegung behauptete der Rechtsanwalt und Umweltaktivist, dass Pharmaunternehmen „unsere Kinder vergiften“.

Der 69-Jährige sei in eine Bewegung verwickelt, die „nicht demokratisch“ sei, sagte die Politikberaterin Mary Anne Marsh im Gespräch mit Politico. „Es sieht eher nach einem Versuch aus, die Demokraten zu untergraben“, fügte Marsh hinzu. Dennoch kann Kennedy auf namhafte Unterstützung zählen: zu seinen Befürwortern gehört der ehemalige demokratische Abgeordnete Dennis Kucinich aus Ohio.

Robert Kennedy Jr. will Präsident werden: „Ich brauche eine Armee“

Kennedy räumte ein, dass seine Politik umstritten ist. „Ich bin kein idealer Präsidentschaftskandidat“, sagte er der Menge. „Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sagen, ich muss vorsichtig sein, weil ich eines Tages ins Weiße Haus einziehen werde“. In den nächsten 18 Monaten – bis zur US-Wahl im November 2024 - werde es seine Aufgabe sein, „die korrupte Verschmelzung von staatlicher und unternehmerischer Macht zu beenden“. Der USA drohe „eine neue Art von unternehmerischem Feudalismus“.

Auf Twitter schrieb Robert Kennedy Jr., dass er eine „Armee bräuchte“ – bestehend aus „Demokraten, Republikanern und Unabhängigen“. Weiter schrieb der Präsidentschaftskandidat, dass er die Vereinigten Staaten zu einem „sicheren Ort“ machen werde. Der Tweet stoß bei Abgeordneten der Republikanischen Partei auf positive Resonanz. Die republikanische Kongressabgeordnete Lavern Spicer aus Florida erklärte, sie wünsche sich von anderen Demokrat:innen dieselbe Einstellung.

US-Wahl: Geschwister gegen Kandidatur von Robert Kennedy Jr.

Seine Verwandtschaft betrachtet die Präsidentschaftskandidatur skeptisch: „Das ist eine schwierige Situation für mich. Ich liebe meinen älteren Bruder Bobby. Er hat ein außergewöhnliches Charisma und ist ein begnadeter Redner“, sagte die Regisseurin Rory Kennedy gegenüber CNN. „Ich bewundere seine frühere Arbeit als Umweltschützer – dank ihm können wir im Hudson schwimmen. Aber aufgrund einer breiten Palette von Bobbys Positionen unterstütze ich Präsident Biden“.

Es sind Positionen, die auch Schwester Kerry sauer aufstoßen. „Ich liebe meinen Bruder Bobby, aber ich teile oder unterstütze seine Ansichten zu vielen Themen nicht, darunter die Covid-Pandemie, Impfungen und die Rolle von Social-Media-Plattformen bei der Überwachung von Falschinformationen“, hieß es in einer Erklärung. (nak)

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