Putin forciert mitten im Ukraine-Krieg bessere Anbindung an die Krim
Die Krim ist für Russland und die Ukraine von immens großer Bedeutung. Die Halbinsel ist auch im aktuellen Ukraine-Krieg umkämpft.
Moskau - Mit dem Einmarsch russischer Truppen begann am 24. Februar 2022 der Ukraine-Krieg. Doch der Konflikt schwebt schon viel länger. Die Euromaidan-Proteste in Kiew im Jahr 2013 waren der Anfang einer Krise, die sich danach immer weiter ausweitete und mit der russischen Annexion der Krim ein Jahr später einen ersten Höhepunkt erreichte.
Die Halbinsel ist für beide Seiten im Krieg von großer Bedeutung. So steht für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj außer Frage, dass die Ukraine auch die Krim zurückerobern wolle. Für Wladimir Putin ist die Krim mindestens genauso wichtig. Schon unmittelbar nach der Annexion hatte Putin in einer Rede an die Nation davon gesprochen, dass die Krim ein „untrennbarer“ Bestandteil Russlands sei. Ein Zurück ist für Putin undenkbar. Klar ist auch: Fällt die Halbinsel, könnte Putins Regierung zusammenbrechen.

Putin stattet der Schwarzmeer-Halbinsel einen Besuch ab
Wie wichtig die Krim für Putin ist, ist auch daran zu erkennen, dass er der Halbinsel zum neunten Jahrestag der russischen Annexion einen unangekündigten Besuch abstattete. Das Staatsfernsehen verbreitete Bilder, auf denen der Kremlchef bei der Eröffnung einer Kunstschule für Kinder in der Hafenstadt Sewastopol zu sehen war. Außerdem besichtige Putin auch ein Kinderferienlager, das an der Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Chersones auf dem heutigen Stadtgebiet von Sewastopol liegt und Kindern Geschichte näher bringen soll.
Das letzte Mal auf der Krim war Putin nach Medienangaben im Juli 2020. Seit Beginn des Ukraine-Krieges meidet der russische Präsident allgemein frontnahe Gebiete. Ende 2022 testete er immerhin die Befahrbarkeit der Krim-Brücke, die durch einen Anschlag im Herbst schwer beschädigt worden war. Der Eisenbahnverkehr auf der Krim-Brücke ist inzwischen wiederhergestellt. Am 23. Februar wurde der Autoverkehr auf beiden Teilen der Krim-Brücke aufgenommen.
Putin will Krim-Brücke bis Sommer vollständig restauriert sehen
Die Verkehrsanbindung scheint für Putin in der Tat sehr wichtig zu sein. So soll die Restaurierung des Eisenbahnteils der Krim-Brücke trotz der sich häufenden ukrainischen Gegenangriffe bis Anfang des Sommers endgültig abgeschlossen sein. Darauf wies am Donnerstag (23. März) Marat Chusnullin im Fernsehsender Rossiya-24 hin. „Der Präsident hat die Aufgabe gestellt, den Eisenbahnteil bis zum 1. Juli fertigzustellen“, sagte der stellvertretende Ministerpräsident.
Man sei dem Zeitplan für die Restaurierung des Eisenbahnteils der Brücke voraus, so Chusnulllin. Die Entscheidung zur Wiederherstellung der zweiten Eisenbahngleise sei unter Berücksichtigung der Aussicht auf einen zunehmenden Güterverkehr in Richtung der Krim und in neue Gebiete Russlands getroffen worden. Chusnullin bestätigte auch, dass Putin den Verkehr von kleinen Lastwagen und leeren Lastwagen auf dem Autoteil der Krim-Brücke genehmigt habe. (cs)
Krim
Die Krim hat eine wechselhafte Geschichte. Jahrhundertelang von Griechen, Türken oder Tataren beherrscht, wurde die Halbinsel im Schwarzen Meer nach dem Zweiten Weltkrieg zur Oblast der Russischen Sowjetrepublik. 1954 erklärte der aus der Ukraine stammende damalige Kremlchef Nikita Chruschtschow die Krim zu einem Teil der Ukrainischen Sowjetrepublik.
Nach dem Zerfall der UdSSR erklärte sich die Ukraine 1991 für unabhängig. Ein Jahr darauf verhinderte die Regierung in Kiew ein von prorussischen Kräften angestrebtes Referendum über die Unabhängigkeit der Krim. Dafür wurde die Halbinsel zur Autonomen Republik mit weitreichenden Rechten erklärt. Ein Streitpunkt zwischen Russland und der Ukraine war seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor allem Sewastopol, der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte.
Der politische Umsturz in der Ukraine im Februar 2014 führte zum Wiederaufleben der Unabhängigkeitsbestrebungen der Krim. Im März 2014 annektierte Russland die Halbinsel, die mit 26.000 Quadratkilometern knapp so groß ist wie das Bundesland Brandenburg.