DeSantis schwänzt Treffen – Missbrauchsvorwürfe überschatten „Trumpismus“-Konferenz

Die CPAC galt für Konservative lange als „place to be“, doch Ron DeSantis hat andere Pläne. Indes sieht sich der Organisationsleiter mit mehreren Klagen konfrontiert.
Tallahassee/Washington, D.C. – Die Conservative Political Action Conference (CPAC) wird in dieser Woche ihre letzte Veranstaltung abhalten, doch noch immer haben sich einige republikanische Größen nicht auf dem Konservativen-Treffen blicken lassen. Unter ihnen: Florida-Gouverneur Ron DeSantis – über die Gründe wird nach wie vor spekuliert. Einem Politico-Bericht zufolge zieht es DeSantis vor, mit dem ebenso absenten Ex-Vizepräsidenten Mike Pence an einer Veranstaltung des Club for Growth teilzunehmen.
Der Club for Growth hat neben einer Reihe anderer Spender der „Grand Old Party“ seine Verbindungen zu Trump abgebrochen. Er deutete an, dass man DeSantis unterstützen wird, falls dieser eine Kandidatur für die US-Wahl 2024 ankündigt. Zuvor hatte die Organisation den Gouverneur bereits bei seiner Wiederwahlkampagne 2022 in Florida unterstützt. Die CPAC wird indes von MAGA-Republikaner:innen dominiert und steht dementsprechend voll und ganz hinter Donald Trump – obwohl der ehemalige US-Präsident selbst bislang allen diesjährigen Veranstaltungen fernblieb.
Dass sich DeSantis im Hinblick auf eine mögliche Präsidentschaftskandidatur näher an potenzielle Spender bindet, fiel jedoch auch Trump auf. „Der Club for NO Growth ist eine unbedeutende Gruppe von Globalisten, die ich wegen ihrer Anti-America-First-Ansichten schwer geschlagen habe. Sie werden nur die ‚Nachzügler‘ bekommen“, schrieb Trump am Dienstag (28. Februar) in seinem sozialen Netzwerk Truth Social.
Schwere Vorwürfe gegen CPAC-Organisator und Trump-Gefährten
Publicity erhält die CPAC allerdings auch ganz ohne Trump und DeSantis – wenn auch negative. Die Washington Post berichtet über eine Vielzahl von Anschuldigungen gegen den jahrelangen CPAC-Organisator Matt Schlapp. Als wichtige Stimme der etablierten Rechten hatte sich Schlapp im Dunstkreis von Trump bewegt und die politischen Geschicke der Republikaner mitbeeinflusst. Doch nun werfen sowohl aktuelle als auch ehemalige Mitarbeiterinnen dem 55-Jährigen sexuelles Fehlverhalten vor.
Eine ehemalige Mitarbeiterin meldete im vergangenen Monat bei der U.S. Equal Employment Opportunity Commission (Kommission für Chancengleichheit am Arbeitsplatz) eine Klage an. Sie behauptete, sie sei als Vergeltung für die Beschwerde über sexistische und rassistische Äußerungen entlassen worden. „Die Arbeitskultur war toxisch“, sagte die frühere Kommunikationsdirektorin Regina Bratton. Aus ihrer Sicht habe sich Schlapp „wie ein Tyrann verhalten“.
Aus der American Conservative Union – deren Vorsitz Schlapp innehat – hieß es, die Behauptungen seien nichts weiter als eine politische Attacke. Ein prominenter republikanischer Anwalt, der den Beschuldigten vertritt, nannte die Vorwürfe „falsch“ und bezeichnete sie als persönlichen Angriff auf Schlapps Familie. Der ist mit der ehemaligen Direktorin für strategische Kommunikation unter Donald Trump, Mercedes Schlapp, verheiratet.
„Kundgebung für den Trumpismus“: DeSantis verzichtet lieber auf CPAC-Auftritt
Die privaten Turbulenzen Matt Schlapps kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die CPAC sich immer mehr mit der extremen Rechten und Trumps schwindendem Einfluss bei der republikanischen Basis konfrontiert sieht. Darüber hinaus zieht sich der wichtige Streamingdienst Fox Nation als Sponsor zurück.
„Früher hatte man auf der CPAC das Gefühl, Teil von etwas zu sein, das wirklich wichtig ist und Konservatismus bedeutet“, sagte Ross Hemminger, ein ehemaliger Mitarbeiter Schlapps, der Washington Post. Inzwischen sei die Veranstaltung aber „völlig durchgeknallt“ und „eine Kundgebung für den Trumpismus, mit Schlapp als Kapitän der Cheerleader“ – angesichts dessen ist es wenig überraschend, dass sich der wahrscheinliche Trump-Herausforderer Ron DeSantis lieber auf anderen Bühnen präsentiert. (nak)