Erdogan stellt Opposition vor Türkei-Wahl „in Nähe von Terroristen“

In einem Interview beantwortet Präsident Recep Tayyip Erdogan Fragen zur Türkei-Wahl und zur Kritik am Katastrophen-Management seiner Regierung.
Frankfurt - Im Vorfeld der Türkei-Wahl am 14. Mai gibt Präsident Recep Tayyip Erdogan immer öfter Interviews. In einem TV-Auftritt am Dienstag (22. März) hat sich Erdogan zum verheerenden Erdbeben vom 6. Februar geäußert. Seine Regierung sei von der ersten Minute an bei den Erdbebenopfern gewesen, sagte der Staatschef. „Wir haben drei Millionen Menschen evakuiert. Die Menschen waren dort niemals hilflos“, so Erdogan.
Überlebende von Erdbeben müssen in Gewächshäusern leben
Die Realität sieht allerdings anders aus. Immer noch gibt es viele Menschen in der Katastrophenregion der Türkei, die keine Zelte oder Container zugewiesen bekommen haben. Der Sänger und Schauspieler Mahsun Kirmiszigül veröffentlichte an dem Tag ein Video, in dem Überlebende der Naturkatastrophe zu sehen sind, die in einem Gewächshaus leben müssen.
„In einem Gewächshaus in Samandag versuchen seit 44 Tagen 200 Menschen in einem alten Gewächshaus für Bananen zu leben, darunter Kinder, Schwangere und alte Menschen. Ich bin dahin gegangen, habe es selbst gesehen und bin traurig. Sie haben keine Toiletten, Duschen und Zelte“, schrieb Kirmizigül dazu.
Erdogan wirft Herausforderer Kilicdaroglu Nähe zu Terroristen vor
In dem Interview belastete Erdogan Kemal Kilicdaroglu massiv. Dem Präsidentschaftskandidaten des Oppositionsbündnisses „Sechsertisch“ warf er Nähe zu „Terroristen“ vor. Kilicdaroglu wird auch von der pro-kurdischen HDP unterstützt. „HDP ist gleich PKK. Das haben wir immer gesagt“, sagte Erdogan. „Das Oppositionsbündnis hat die Erweiterung der terroristischen Organisation im Parlament an den Tisch eingeladen.“ Die PKK sehe Kilicdaroglu als Hoffnung.
Pro-Hisboolah Partei ist „heimisch und national“
Zu dem Bündnis der Regierungspartei AKP in der Türkei hat sich neben der faschistischen Vatan Partisi und der rechtsradikalen MHP auch die islamistische „Hüda Par“ angeschlossen, die laut Verfassungsschutzbericht NRW 2021 eine Nähe zur Terrororganisation „Hisbollah“ (Türkisch: Hizbullah) hat. „Diese wendete vor allem seit Beginn der 1990er-Jahre unter anderem Gewalt gegen liberale Journalisten und gegen Vertreter des türkischen Staates an, um ihre politischen Ziele zu erreichen“, heißt es darin.
Der Parteichef der Hüda Par, Zekeriya Yapıcıoğlu, hatte in einer TV-Sendung die Hisbollah offen verteidigt. „Für mich ist die Hisbollah keine Terrororganisation. Wenn sie angegriffen wurde, hat sie sich verteidigt. Und wenn die Angriffe aufgehört haben, dann hat sie es nicht gemacht“. Erdogan nahm seinen jüngsten Koalitionspartner in dem Interview in Schutz. „Die Hüda Par weist die Anschuldigung zurück. Sie ist heimisch und national“, sagte Erdogan. In den meisten Umfragen zur Türkei-Wahl liegt Herausforderer Kilicdaroglu deutlich vor Erdogan. (Erkan Pehlivan)