Reaktionen zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: Haseloff „dankbar“, AfD trotzdem „stolz“
Sachsen-Anhalt hat gewählt. Laut den ersten Prognosen liegt die CDU von Ministerpräsident Reiner Haseloff klar vor der AfD.
Magedeburg - Reiner Haseloff hat die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt klar gewonnen, seine CDU liegt am Ende deutlich vor der AfD. Mindestens zwei, eventuell sogar drei Koalitionen sind denkbar (schwarz-rot-grün, schwarz-rot-gelb, schwarz-grün-gelb).
Dementsprechend groß ist die Freude bei der CDU. Landesvorsitzender Sven Schulze bedankt sich bei den „Menschen in Sachsen-Anhalt“: „Viele Leute haben mir gesagt, dass sie uns wählen wollen, um die AfD zu verhindern. Ihnen möchte ich danken. Mit der AfD und der Linkspartei werden wir kein Wort wechseln, mit allen anderen werden wir sprechen.“
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Ministerpräsident Haseloff dankt der Wählerschaft in seinem Bundesland: „Ich bin dankbar, dass das so gelaufen ist. Auch, weil es ein Zeichen nach außen ist.“ Die klare Niederlage der AfD gegen die CDU sei gut für „das Image“ des Bundeslandes.
AfD-Bundeschef Chrupalla trotz Verlusten in Sachsen-Anhalt „stolz“ auf seine Partei
Die AfD muss wohl Verluste hinnehmen. Bundesparteichef Tino Chrupalla sagte in der ARD: „Das ist ein sehr gutes Ergebnis, über 20 Prozent. Der CDU möchte ich gratulieren. Die Bürger haben klar konservativ-bürgerlich gewählt, für uns ist das eine Motivation für die Bundestagswahl. Eine bürgerlich-konservative Regierung hier in Sachsen-Anhalt ist möglich. Ich bin stolz auf meine Partei.“

AfD-Spitzenkandidat Oliver Kirchner sieht die Gründe für die Wahlniederlage in „fünf Jahren Hetze gegen die AfD“. Die Medien, die Kirchen, der Verfassungsschutz – „alle“ – hätten schlecht über die AfD geredet. Das starke Wahlergebnis der CDU hält er nach den Maskenskandalen für „verwunderlich“.
Landeschef Martin Reichardt spricht von einer AfD als „im Volk verankerten Volkspartei“. Auf eine Umfrage, wonach eine knappe Hälfte der AfD-Wählerschaft findet, dass die AfD in Sachsen-Anhalt sich nicht genug von rechtsextremen Positionen absetzt, reagiert Reichardt mit Kritik an „den Medien“: „Es gibt ein größeres Linksextremismus-Problem bei den Linken, bei uns gibt es kein Rechtsextremismus-Problem.“
Linkspartei: „Rechte Gesellschaft in Sachsen-Anhalt“
Nach einem deutlichen Einbruch ist die Enttäuschung bei der Linkspartei greifbar. Dietmar Bartsch sieht das schlechte Ergebnis seiner Partei in Sachsen-Anhalt in der Polarisierung zwischen CDU und AfD begründet. Dort sei ein „Gespenst etwas künstlich aufgebaut“ worden.
Bundesparteichefin Susanne Hennig-Wellsow gibt sich besorgt über das starke Gesamtergebnis von CDU und AfD in Sachsen-Anhalt. Dies sei ein Zeichen für eine „rechte Gesellschaft in Sachsen-Anhalt“.
Grünen-Geschäftsführer Kellner: „Ideologie der AfD nährt Anschläge wie in Hanau“
Die Grünen können sich in Sachsen-Anhalt wohl leicht verbessern. Bundesgeschäftsführer Michael Kellner gibt zu, sich größere Zuwüchse gewünscht zu haben. Zu Gesprächen für eine Neuauflage der „Kenia-Koalition“ mit der CDU und SPD seien die Grünen bereit. Das Wahlergebnis der AfD bedrückt Kellner: „Ich finde es erschreckend, dass eine Partei, deren Ideologie Anschläge wie den in Hanau nährt, hier über 20 Prozent kommen kann.“
Partei | CDU | AfD | Linke | SPD | Grüne | FDP |
Erste Prognose | 36,0 | 22,5 | 11,0 | 8,5 | 6,5 | 6,5 |
Zugewinn/Verlust | +6,2 | -1,8 | -5,3 | -2,1 | +1,3 | +1,6 |
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sieht das bescheidene Wahlergebnis der eigenen Partei in ostdeutschen Verhältnissen, gibt aber auch zu, dass die zuletzt in Teilen negative Presse infolge ihrer verspätet nachgemeldeten Einkünfte „nicht hilfreich“ gewesen sei.
SPD-Spitzenkandidatin Pähle: Verluste der AfD „Sieg für die Demokratie“
Knapp vor den Grünen kann sich gemäß der ersten Prognosen die SPD halten. Spitzenkandidatin Katja Pähle spricht angesichts des Ergebnisses der AfD von einem „Sieg für die Demokratie“. Rot-rot-grün, die Wunschkoalition der SPD also, sei allerdings mit dem Wahlergebnis weit in Ferne gerückt.
SPD-Bundesparteichefin Saskia Esken sieht das schlechte Ergebnis in Sachsen-Anhalt begründet in politischen Inhalten, die von der Corona-Pandemie überlagert worden seien. Gegenüber der ARD gratulierte sie Ministerpräsident Haseloff und unterstrich, dass die „AfD von jedem Einfluss auf die Regierung in Sachsen-Anhalt ferngehalten wurde“.
FDP in Sachsen-Anhalt läuft sich für Regierungsbeteiligung warm
Die FDP wird den Wiedereinzug nach zehn Jahren in den Magdeburger Landtag wohl erreichen. Spitzenkandidatin Lydia Hüskens zeigt sich zuversichtlich, dass es auch nach der Auszählung aller Stimmen für den Sprung über die 5-Prozent-Hürde reichen wird. Anschließend wolle man Gespräche führen.
Bundesparteichef Christian Linder freut sich darüber, dass „im Heimatland von Hans-Dietrich Genscher“ wieder eine liberale Fraktion in den Landtag einzieht. Lindner nennt Themen wie Digitalisierung und Bildungspolitik, welche die FDP im Falle einer Koalitionsbeteiligung in Angriff nehmen möchte. (Mirko Schmid)