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Putin über Nordstream-Affäre: Deutschland bleibt „von den USA besetzt“

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Von: Katharina Brumbauer

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Kremlchef Putin
Wladimir Putin gibt im russischen Staatsfernsehen ein Interview und bedient ein Verschwörungsmythos. (Archivbild) © Sergey Guneev/dpa

Wladimir Putin spricht über die Ermittlungen zu den Explosionen an der Nordstream-Pipelines und verteilt einen Seitenhieb in Richtung Deutschland.

Moskau - Dass in Russlands Staatsfernsehen im Ukraine-Krieg propagandistisch immer wieder gegen den Westen geschossen wird, ist nichts Neues. Dass die russische Propagandamaschinerie dem Westen und der Nato die Schuld an dem Krieg gibt, auch nicht. Jetzt hat Wladimir Putin persönlich - in einem Interview mit dem Staatssender Rossija-1 - Deutschland für seine Reaktion auf die Explosionen an den Nordstream-1 und 2-Pipelines kritisiert und im gleichen Zuge ein Verschwörungsmythos bedient. An den zurückhaltenden Äußerungen der deutschen Bundesregierung nach den Explosionen könne man erkennen, dass Deutschland „nach wie vor von den Amerikanern besetzt“ sei, soll Putin laut russischen Nachrichtenagenturen am Dienstag gesagt haben.

Putin spekuliert: USA hätte „theoretisch Interesse“ an Nordstream-Sabotage - und hält Deutschland „weiter besetzt“

Putin gab das Interview, um Berichte zu kommentieren, nach denen ukrainische Aktivisten an den Sabotagen beteiligt waren, die im vergangenen September zu den Explosionen an den beiden Erdgas-Pipelines geführt hatten. Hinweise darauf hatten Medien in den USA, Deutschland und Großbritannien veröffentlicht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte eine Beteiligung der Ukraine als „lächerlich“ zurückgewiesen. „Das ist Unsinn“, sagte auch Putin. Er wollte sich nicht dazu äußern, wen er als Urheber der Explosionen vermutet. Doch der Kreml-Chef betonte: Eine derartige Aktion in dieser Tiefe und in dieser Größenordnung könnten „lediglich Spezialisten“ durchführen. Dazu gehöre die Unterstützung eines Staates, der über die technischen Möglichkeiten verfüge, die Sprengungen durchzuführen.

Weiter warf Putin die Frage in den Raum, wer ein Interesse daran haben könnte, die Nordstream-Erdgaspipelines zu sabotieren. „Theoretisch könnten die USA ein Interesse daran haben, die russischen Energieträger auf dem europäischen Markt zu verhindern“, spekulierte der Kremlchef. Und an der Reaktion der deutschen Bundesregierung, die sich bis heute mit Schuldzuweisungen zurückhält, könne man erkennen, dass Deutschland weiter von den USA „besetzt sei“. Worte, die wie eine Steilvorlage für die deutsche Reichsbürger-Szene klingen. Die Reichsbürger leugnen ebenfalls die Existenz einer souveränen deutschen Bundesrepublik.

Im russischen Staatsfernsehen: Deutschland für Putin kein souveräner Staat

Die Sowjetunion habe nach der Wiedervereinigung die russischen Truppen abgezogen. „Wir alle wissen, dass das die Amerikaner nicht getan haben“, führte Putin aus. Die Amerikaner sind in seinen Augen nach wie vor eine Besatzungsmacht. „Sogar ein bekannter und respektierter deutscher Politiker hat kürzlich gesagt, dass Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg nie ein voll souveränes Land wurde“, erklärte Putin. Wen er damit meinte, blieb unklar.

Es ist nicht das erste Mal, dass Deutschland in der russischen Propagandamaschine des Staatsfernsehens ins Visier genommen wurde. Zuletzt wurde die Bundesrepublik wegen Panzerlieferungen an die Ukraine heftig attackiert. Chefpropagandist und „Putins Stimme“ Wladimir Solowjow bezeichnete Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Talkshow „Abend mit Wladimir Solowjow“ etwa als „hanseatischer Nazi“. Bizarre Tiraden und Wutausbrüche stehen in Solowjows Sendung an der Tagesordnung (kb)

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