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Kreml fürchtet „Überraschungen“ – Aktionen zeigen Russlands wachsende Sorge

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Von: Andreas Apetz

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Ein russischer Soldat bei einer Militärübung im April 2023
Ein russischer Soldat bei einer Militärübung im April 2023. (Archivfoto) © ITAR-TASS/Imago Images

Die Lage im Süden der Ukraine spitzt sich weiter zu. Auf der Krim bereitet sich Russland auf die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte vor.

Sewastopol – Für Russland entwickelt sich die Krim zum Pulverfass im Ukraine-Krieg: Der Druck auf der besetzen Halbinsel im Süden der Ukraine wächst, nachdem am Wochenende in der Stadt Sewastopol mehrere Treibstofftanks in Brand gesetzt wurden. Kremlnahe Analysten rechnen nun mit weiteren „Überraschungen“ auf der Krim, nachdem Kiew die Drohnenangriffe eingestanden hat. Schon länger ist die Rede von einer ukrainischen Frühjahrsoffensive.

Russland hat keinen Zweifel an Gegenoffensive der Ukraine

Wie das US-Nachrichtenmagazin Newsweek berichtete, gehen russische Kriegsexperten davon aus, dass es nun vermehrt zu Offensivhandlungen des ukrainischen Militärs auf der Krim kommen wird. Der russische Journalist Michail Chodarjonok sprach beim staatlichen Fernsehsender Russia-1 davon, dass jetzt „kein Zweifel“ mehr an einer Gegenoffensive der Ukraine bestünde. Dank westlicher Unterstützung verfüge Präsident Wolodymyr Selenskyj über „technologische Neuerungen“, die Russland noch nicht bekannt seien, heißt es.

Der ukrainische Präsident hatte kurz zuvor angekündigt, die erwartete Frühjahrsoffensive gegen Russland auch ohne einige von westlichen Ländern zugesagten Waffen zu beginnen. „Ich hätte wirklich gerne auf alles warten wollen, was versprochen wurde“, sagte Selenskyj am Sonntag (30. April) im Gespräch mit Journalisten aus Skandinavien. Die Termine hätten allerdings nicht zueinander gepasst.

Moskau verstärkt Verteidigung an den Frontlinen in der Ukraine

Auf Hochtouren arbeite Russland nun an seiner Defensive auf der Halbinsel Krim. „Bildmaterial zeigt, dass Russland besondere Anstrengungen unternommen hat, um die Nordgrenze der besetzten Krim zu befestigen, unter anderem mit einer mehrschichtigen Verteidigungszone in der Nähe des Dorfes Medwedewka“, hieß es in einer Pressemitteilung des britischen Verteidigungsministeriums.

Seit dem Sommer 2022 habe Moskau eines der weltweit „umfangreichsten militärischen Verteidigungssystem“ erreichtet. Laut Großbritannien erstrecke sich die russische Verteidigungsanlage über die aktuellen Frontlinien und reiche bis tief in die eigenen Gebiete hinein. Derzeit arbeite Russland einer Verstärkung seiner Landesgrenzen in den an die Ukraine angrenzenden Regionen Belgorod und Kursk. Dazu seien „Hunderte von Kilometern an Gräben“ ausgehoben worden, berichtet London.

Druck auf Russland im Ukraine-Krieg wächst

Für die russischen Streitkräfte ist es die Ruhe vor dem Sturm. Laut Präsident Selenskyj warte man nur noch die richtige Wetterlage ab, ehe man mit der Gegenoffensive beginnen wolle. In den kommenden Wochen dürfte sich der derzeit schlammgesättigte Boden in vielen Kriegsregionen verfestigen, was offensive Militäroperationen erleichtern würde.

Gegenoffensive im Ukraine-Krieg

Russland führt seit über einem Jahr einen offenen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Derzeit hält die Russische Föderation rund 20 Prozent des ukrainischen Territoriums besetzt, darunter die bereits 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Eine angekündigte ukrainische Großoffensive wird seit mehreren Wochen erwartet. Auch mit Hilfe westlicher Waffen will das angegriffene Land die besetzten Gebiete zurückerobern.

Der Drohnenangriff in Sewastopol sei nur eine Vorbereitung auf den zu erwartenden Gegenschlag, heißt es aus Kiew. Die Pressesprecherin des Südkommandos der ukrainischen Armee, Natalija Humenjuk, sprach am Sonntag davon, dass die „mächtigste Aktivhandlung [der] Verteidigungskräfte“ bevorstünde. Aus dem ukrainischen Militärgeheimdienst hieß es, solche Explosionen wie in Sewastopol würden fortan weitergehen.

Unterdessen kämpft Russland auch mit Verwerfungen in den eigenen Reihen. Besonders auf der Krim sei die Lage aufgrund von Reibungen zwischen Krim-Ministerpräsident Sergej Aksjonow und dem Gouverneur der Krim-Metropole Sewastopol, Michail Raswoschajew, äußerst angespannt. Es sei eine „Spaltung in den Besatzungsverwaltungen“ beobachtbar. Gleichzeitig kritisierte Jewgeni Prigoschin, Wagner-Chef und enger Freund von Russlands Präsidenten Wladimir Putin, die russische Kriegsführung und warnte vor einer bevorstehenden „Tragödie für Russland“. (aa/dpa/afp)

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