„Putins Kindermädchen“ im Interview: So verteidigt sie die Verschleppung ukrainischer Kinder
Maria Lwowa-Belowa, die neben Putin wegen ihrer Verbrechen im Ukraine-Krieg gesucht wird, gab ein Interview. Sie bezeichnete die Vorwürfe als „sehr lustig“.
Moskau – Bekannt ist sie auch unter dem Beinamen „Putins Kindermädchen“: Maria Lwowa-Belowa wird neben dem russischen Präsidenten Wladmir Putin vom internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht - wegen Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg. Der Kinderrechtsbeauftragten des Kreml wird die Verschleppung von Kindern aus der Ukraine vorgeworfen.
Die blonde Russin gab nun dem US-Magazin Vice ein Interview, bei dem sie gleich zu Beginn mit der Frage konfrontiert wurde: „Sind Sie eine Kriegsverbrecherin?“ Lwowa-Belowa lacht darüber und sagt: „Das ist sehr lustig. Ich bin eine Mutter. Und das sagt alles. Eine Kriegsverbrecherin? Worüber reden Sie überhaupt?“

Deportation von Kindern nach Russland: Maria Lwowa-Belowa verteidigt sich
Dann stellt Putins Kinderrechtsbeauftragte klar, dass Russland den Internationalen Strafgerichtshof nicht anerkennt. Die mutmaßliche gewaltsame Deportation von Kindern aus der Ukraine ist laut ihr außerdem in Wirklichkeit eine Evakuierung aus bombardierten Gebieten gemäß der Genfer Konvention.
Die Interviewerin wirft ein, dass die Genfer Konvention vorsehe, dass solche Evakuierungen in einen Drittstaat erfolgen müssten und nicht in die kriegsführende Partei, also nach Russland. „Donezk und Luhansk waren nicht Teil der Ukraine“, entgegnet Lwowa-Belowa ungerührt. „Sie wurden von unserem Land als unabhängig anerkannt.“ Zum Hintergrund: Putin hat die beiden Separatistengebiete im Osten der Ukraine am 21. Februar 2022 – drei Tage vor seiner Invasion – als unabhängige Staaten anerkannt. Mittlerweile annektierte Russland die beiden Gebiete völkerrechtswidrig.
Genozid in der Ukraine? Russin findet Vorwurf lächerlich
Die Journalistin konfrontiert Lwowa-Belowa auch mit dem Vorwurf des Strafgerichtshofes, Russland verfolge einen Genozid in der Ukraine. Laut der UN-Konvention gegen Völkermord liegt ein Genozid auch dann vor, wenn Kinder zwangsweise von einem Volk in ein anderes überführt werden. Die Russin weist den Vorwurf ebenfalls als lächerlich von sich.
Stattdessen erwähnt sie ihre Rede vor dem UN-Sicherheitsrat, bei der mehrere Zuhörer den Saal verließen. „Es war eine Offenbarung für mich, dass Menschen, die angeblich nach der Wahrheit suchen, ihr Bestes taten, einer der beiden Seiten nicht zuzuhören“, so Lwowa-Belowa.
Verschleppte Kinder auf Bühne präsentiert: „Seit wann gilt Dankbarkeit als Propaganda?“
Das US-Magazin ging in dem Interview auch darauf ein, dass Russland bei einer Propaganda-Show zum Jahrestag des Ukraine-Kriegs verschleppte ukrainische Kinder präsentierte. Unter anderem sprach im Moskauer Luschniki-Stadion ein 15-jähriges Mädchen weinend auf der Bühne und wurde dann angefeuert, einen russischen Soldaten zu umarmen.
Recherchen ergaben, dass die Mutter des Mädchens kurz zuvor durch einen russischen Bombenanschlag gestorben war. „Sie haben unseren Soldaten gedankt, dass sie sie gerettet haben, anstatt sie zu verdammen“, rechtfertigt Maria Lwowa-Belowa den Auftritt der Kinder. „Seit wann gilt Dankbarkeit als Propaganda?“
„Putins Kindermädchen“ adoptierte Jungen aus Mariupol – „Ich wusste, er ist mein Kind“
Auch dazu, dass sie selbst einen Jungen aus der Ukraine adoptierte, äußerte sich „Putins Kindermädchen“ im Interview. „Mein Herz hat mich zu ihm gerufen“, schildert die 38-Jährige, die offenbar fünf leibliche Kinder hat, vier Kinder adoptierte und außerdem die Vormundschaft für acht weitere Kinder hat.
Der 15-jährige Junge habe zu einer Gruppe von 31 Jugendlichen aus Mariupol gehört, die nach den massiven Bombardierungen durch Russland in einem Gebäude gefunden worden waren. „Mein Herz flatterte und ich wusste, er ist mein Kind“, schildert die Russin.
Den Hinweis der Interviewerin, dass es russische Bomben waren, vor denen der Junge und die anderen Kinder gerettet wurden und es deshalb absurd sei, dass Russland sich nun als Retter dieser Kinder inszeniert, kommentiert die 38-Jährige mit der Behauptung: „Die Ukraine hat nichts getan, um diese Kinder aus Mariupol zu retten.“ Dasselbe geschehe nun in Bachmut. Die ostukrainische Stadt ist seit Monaten schwer umkämpft und fast vollständig zerstört. Maria Lwowa-Belowa räumt unumwunden ein: Auch von dort bringe man jetzt Kinder von der Ukraine nach Russland. (smu)