Russischer Hardliner bezeichnet Putin als „schizophren“ – „kompletter Fehlschlag“

Der ehemalige russische Kommandeur und Separatistenführer sieht in Putin einen Schizophrenen – oder „gewöhnlichen regionalen Beamten der mittleren Ebene“.
Moskau – Bereits Ende Januar kritisierte Igor Girkin Russlands Probleme im Krieg. Die „spezielle Militäroperation“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin sei „ein kompletter Fehlschlag“, aus dem der Machthaber sich nicht zurückziehen könne, ohne seinen „Alpha-Status“ zu verlieren, schrieb er auf seinem Telegram-Kanal.
Der Ukraine-Krieg jährte sich am vergangenen Freitag (24. Februar) und Girkins Kritik wird in einem erneuten Telegram-Post noch schärfer: Putin habe die „erstaunliche schizophrene Fähigkeit“, alle möglichen „Unternehmungen“ zu beginnen, aber nicht zu Ende zu bringen. Zudem wirft er dem russischen Führer vor, sich inmitten der Kämpfe seiner Truppen „im Unterholz zu verstecken“.
Ukraine-Krieg: Putin ist „schizophren“ oder maximal ein „gewöhnlicher Beamter“
Vielleicht sei dies aber auch keine Schizophrenie, sondern „das Standardverhalten eines gewöhnlichen regionalen Beamten der mittleren Ebene“, so Girkin – welche der beiden Anschuldigungen stärker am Ego des russischen Präsidenten kratzen könnte, bleibt ungewiss.
Girkin, der bereits während der Annexion der Krim im Jahr 2014 bekannt wurde, kritisiert in seinen Telegram-Beiträgen unter anderem, dass Russland die Ukraine am 24. Februar 2022 mit dem Ziel eines schnellen Sieges angriff. Nach nun zwölf Monaten Kampfhandlungen habe Russland jedoch kaum größere Erfolge gegen das vom Krieg zerrissene Land erzielt.
Ukraine-Krieg: Warum Russland unfähig ist, einen „echten Krieg“ zu führen
Der Ex-Geheimdienstoffizier wies auf eine Reihe von Faktoren hin, die es der Ukraine ermöglichten, die russischen Invasion abzuwehren und Tausende von Quadratkilometern ehemals besetzter Gebiete zurückzuerobern. Zu diesen Faktoren gehörten das unvorbereitete russische Militär, die westlichen militärischen Hilfen und Putins Führung, sagt er darin weiter.
Auch nahm er die russischen „Generäle und Bürokraten“ ins Visier, die Moskaus Kriegsanstrengungen leiten. Mit diesen Leuten sei es unmöglich, einen „echten Krieg“ zu führen. „Es scheint, als ob alle Ereignisse des vergangenen Jahres an unseren Generälen vorbeigegangen sind“, schreibt Girkin im Januar. „Da einige von ihnen (…) komplette Kretins sind, wurden alle Fehler, die zuvor gemacht wurden, exemplarisch wiederholt.“
Russische Armee schlecht vorbereitet – „wenn man das Vorbereitung nennen kann“
Girkin ist der Ansicht, dass die russischen Streitkräfte mit dem vorhandenen Personal nicht auskommen. Obwohl Putin im September eine Einberufung angekündigt hatte, wurde die Einberufung „gebremst“. Girkin und andere russische Militärblogger:innen sind allerdings der Meinung, dass das Land in volle Kriegsbereitschaft versetzt werden sollte.
Im Laufe des Krieges sei zudem die russische Produktion „zusammengebrochen“, weil es keinen Zugang zu ausländischen Lieferungen gebe. Auch deshalb habe sich der russische Präsident „vollständig aus der Leitung der militärischen Sonderoperation zurückgezogen“ und sie an den Verteidigungsminister delegiert. Der wiederum habe seine Armee schlecht vorbereitet, so Girkin, „wenn man das Vorbereitung nennen kann.“
Laut Bericht der Newsweek haben weitere Militärexperten auf zusätzliche Faktoren hingewiesen, die erklären, warum sich Russland in der Ukraine so schwertut – darunter die mangelnde Motivation der russischen Streitkräfte und eine dysfunktionale militärische Führung. Putin schwieg unterdessen zum einjährigen Andauern des Ukraine-Krieges und gab keine öffentlichen Erklärungen ab. (na/dpa)