Putin verteilt Maulkorb: Wagner-Chef Prigoschin soll sich nicht einmischen
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat in der Vergangenheit immer wieder die russische Militärführung kritisiert. Jetzt zählt Moskau den Söldnerführer an.
Moskau – Bei den blutigen Gefechten im Ukraine-Krieg hat die russische Söldnergruppe Wagner nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin einen Vorort der umkämpften Stadt Bachmut eingenommen. Die Siedlung Krasna Hora im Gebiet Donezk sei von den Wagner-Kämpfern erstürmt worden, sagte Prigoschin am Sonntag (12. Februar). Eine Bestätigung aus Kiew gab es bisher nicht. Zugleich kündigte Prigoschin an, dass seine Einheiten auch das rund sieben Kilometer entfernte Bachmut selbst einnehmen würden. Die seit Monaten dort andauernden Gefechte gelten als besonders verlustreich für beide Seiten.
Trotz der jüngsten Erfolge von Prigoschin gibt es offensichtlich Verwerfungen mit dem Kreml. Der aufmüpfige Anführer der Privatarmee ist nach Ansicht von Expert:innen in der Vergangenheit zu weit gegangen mit seiner Kritik an die Eliten Russlands. Vor allem die russische Militärführung wurde immer wieder von Prigoschin kritisiert. Gerüchten zufolge strebt Prigoschin selbst eine politische Karriere an.
Nach Kritik an der Militärführung: Kreml stutzt Prigoschin die Flügel
Doch jetzt werden Prigoschin die Flügel gestutzt. Letzte Woche hat der Kreml den Chef der Wagner-Gruppe angewiesen, seine öffentliche Kritik am Verteidigungsministerium in Russland einzustellen, hieß es laut Medienberichten. Die staatlichen Medien wurden zudem angewiesen, ihn oder Wagner nicht mehr namentlich zu erwähnen. Prigoschin bestätigte letzte Woche, dass ihm auch das Recht entzogen wurde, Sträflinge aus den Gefängnissen zu rekrutieren. Bislang waren sie ein wichtiger Pfeiler seines aufkeimenden politischen Einflusses, mit denen er kleinen, aber stetige Fortschritten in der Ostukraine hatte, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters.

Forderung aus dem Kreml: Moskau will Prigoschin nicht in Politik mitmischen lassen
„Die Position des Kremls ist es, ihn nicht in die Politik zu lassen. Sie haben ein wenig Angst vor ihm und halten ihn für eine unbequeme Person“, sagte Sergei Markow, ein ehemaliger Kreml-Berater, der Moskau weiterhin nahe steht, gegenüber Reuters. Ähnlich sieht es Tatiana Stanovaya, eine erfahrene Kreml-Wissenschaftlerin. Sie schreibt in einem Beitrag für die Carnegie Endowment for International Peace, dass Prigoschins Sturz zwar nicht unmittelbar bevorzustehen scheine, seine Beziehungen zur Präsidialverwaltung jedoch zu bröckeln begännen. „Die innenpolitischen Aufseher mögen seine politische Demagogie und seine Angriffe auf offizielle Institutionen nicht“, schreibt sie.
Markow sagte, Prigoschin habe die Zusage gegeben, dass er keine eigene politische Bewegung gründen oder einer parlamentarischen Partei beitreten werde, wenn er nicht vom Kreml dazu aufgefordert werde. „Die Botschaft lautet: Wir werden dir militärische Mittel zur Verfügung stellen, aber mische dich vorerst nicht in die Politik ein“, so Markow zu Reuters. Am 14. Januar sei es sogar mit ihm und Präsident Wladimir Putin in St. Petersburg gekommen, bei dem Prigoschin aufgefordert wurde, die öffentliche Kritik an der Führungsspitze einzustellen. (ep/dpa)