Putin auf dem G20-Gipfel? Kreml rechnet mit Auftritt

Seit zwei Jahren war Russlands Präsident Putin nicht mehr persönlich bei einem G20-Treffen der Staatschefs. Im September 2023 könnte sich das ändern.
Moskau – Russlands Präsident Wladimir Putin plant seine Teilnahme am nächsten G20-Gipfel der Regierungschefs in Neu-Delhi. Wie der amerikanische Nachrichtendienst Bloomberg aus Kreml-nahen Kreisen erfahren hat, soll der Staatschef seinen Terminkalender umdisponiert haben, um beim Treffen vom 9. und 10. September selbst vor Ort sein zu können. Es wäre Putins erster persönlicher Auftritt beim G20-Treffen seit zwei Jahren.
G20-Gipfel in Neu-Delhi: Putin verschiebt Termin
Russland hat die Einladung von Gastgeber Indien zum Gipfeltreffen im September bereits angenommen. Die Pläne des russischen Staatschefs seien jedoch noch nicht endgültig festgelegt. Laut Bloomberg hätten Beamte jedoch das jährliche Wirtschaftsforum in Wladiwostok, das am Vorabend des G20-Gipfels stattfinden sollte, auf die darauffolgende Woche verschoben. Damit wolle man Putin flexibel halten und ihm die Möglichkeit geben, nach Neu-Delhi zu reisen.
Dass sich Russlands Pläne hinsichtlich eines internationalen Treffens auch kurzfristig ändern können, zeigte sich bereits im November 2022 beim G20-Gipfel in Indonesien. Nachdem Putin sein Kommen lange offengehalten hatte, sagte er wenige Tag vor der Veranstaltung ab und ließ sich stattdessen von seinem Außenminister Sergej Lawrow vertreten. Auch wenn der Grund offenkundig erschien, ließ der Kreml die Absage des russischen Präsidenten damals unkommentiert.
G20-Gipfeltreffen: Russland und China halten zusammen
In der Gruppe der Zwanzig ist Russland seit Beginn des Ukraine-Kriegs isoliert. Erst beim G20-Treffen der Außenminister:innen Anfang März zeigte sich das übliche Spiel, bei dem sämtliche Annäherungsversuche an den Kreml in russische Schuldzuweisungen an den Westen endeten. Außenminister Lawrow erntete Hohn und Spott von seinen Kolleginnen und Kollegen für die Aussage, Russland tue alles, um den Ukraine-Krieg zu beenden. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kritisierte den russischen Diplomaten daraufhin scharf und forderte in ihrer Ansprache einen Stopp „der Bombardierung ukrainischer Städte und Zivilisten“.
Auf einen Verbündeten kann Russland allerdings beim G20-Treffen jedoch verlassen und der heißt China. Bei der Versammlung der Finanzminister im Februar 2023 lehnte neben Moskau auch Peking eine von den übrigen Staaten gebilligte Erklärung ab, in der der Ukraine-Krieg verurteilt und erneut ein Abzug der russischen Truppen gefordert wurde. Die beiden Länder kündigten an, ihre zukünftige Zusammenarbeit weiter auszubauen. Diese könnte beim Gipfeltreffen der G20-Staatschefs im September in Indien gefestigt werden, wenn beide Präsidenten selbst vor Ort sein sollten.
Für Indien, das den Krieg in der Ukraine ebenfalls nicht ausdrücklich verurteilt hat, ist die Ausrichtung des G20-Treffens eine heikle Angelegenheit. Das Gastgeberland teilt zwar die Bedenken des Westens gegenüber China, ist aber gleichzeitig ein wichtiger Kunde der russischen Rüstungsindustrie und hat seine Ölimporte aus Russland erhöht. (aa)