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Geheim-Treffen zur internationalen Jagd auf Wagner-Gruppe

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Von: Teresa Toth

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Prigoschins Wagner-Gruppe operiert nicht nur im Ukraine-Krieg, sondern auch in Teilen Afrikas. Diplomaten planen nun den Schlag gegen die Söldnerarmee.

Frankfurt – Der Einfluss der Wagner-Gruppe wächst stetig und dehnt sich inzwischen nicht nur auf die Ukraine, sondern auch auf andere Teile der Welt aus. Um die rasche Expansion der paramilitärischen Gruppe zu begrenzen, sollen sich europäische und amerikanische Diplomaten hinter verschlossenen Türen über Strategien beraten, mit denen Operationen des Netzwerks gestoppt werden können.

Wie Politico mit Verweis auf interne Dokumente berichtet, warnen die Beamten davor, dass sich die Wagner-Gruppe in den kommenden Jahren zu einer ernsthaften globalen Bedrohung entwickeln könnte. Besorgniserregend seien vor allem Wagners verstärkte Aktivitäten in Afrika, wo seine ausgebildeten Kämpfer wichtige Sicherheitsfunktionen für Regime im Sudan, der Zentralafrikanischen Republik und anderen Ländern übernehmen und Russlands Einfluss auf dem Kontinent verstärken.

Einfluss der Wagner-Gruppe: Bau von Militärstützpunkten in Zentralafrikanischer Republik

Wagner habe Verträge mit Regierungen in Afrika unterzeichnet, um bei der Bekämpfung von Rebellen zu helfen, Regierungsbeamte zu schützen und eine wichtige Goldmine zu sichern. Von Libyen über den Sudan und Madagaskar bis hin zur Zentralafrikanischen Republik versucht die Gruppe, durch den Bau von kulturellen Zentren und Militärstützpunkten Fuß zu fassen.

Laut Berichten aus Kreisen der US-Regierung führen Beamte aktiv Gespräche mit Verbündeten in Afrika, um den Einfluss der Gruppe zu begrenzen. Sie befürchten, Russland könne durch die zunehmenden Verbindungen Wagners mit Ländern in Afrika neue Partnerschaften schmieden, während sich die europäischen Streitkräfte zurückziehen. „Sie versuchen, die afrikanischen Regierungen vom Westen und von den demokratischen Werten im Allgemeinen wegzutreiben“, sagte einer der US-Beamten laut Politico. „Es geht im Grunde darum, die Beziehungen des Westens zu den afrikanischen Regierungen zu untergraben“.

Zehntausende Söldner gehören der Wagner-Gruppe inzwischen an.
Zehntausende Söldner gehören der Wagner-Gruppe inzwischen an. © Viktor Antonyuk/imago

Prigoschins Wagner-Gruppe: Einfluss auf Innenpolitik in Estland

Aber auch in Ländern der Europäischen Union (EU), einschließlich Estland, ist die militärische und politische Einflussnahme Wagners gewachsen. Breit angelegte Desinformationsoperationen sollen eine Anti-NATO- und antiwestliche Stimmungen verbreiten – etwa durch Einflussnahme auf Nachrichtenagenturen. In Estland mischten sich Prigoschins Mitarbeiter in innenpolitische Angelegenheiten ein, indem sie versuchten, die rechtsextreme euroskeptische EKRE-Partei im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament 2019 zu unterstützen, heißt es in einem der Dokumente.

Prigoschins direkte Verbindungen zum russischen Staat ermöglicht es ihm, seine Operationen abseits des Ukraine-Kriegs auf der ganzen Welt auszuweiten. Die Mitarbeiter und Kämpfer der Gruppe kommunizieren häufig mit hochrangigen russischen Beamten, darunter auch mit denen der Sicherheitsdienste und des Verteidigungsministeriums. Zudem soll Wagner in erheblichem Umfang vom russischen Staat finanziert werden. Trotz der offensichtlichen Verbindungen zwischen Wagner und dem russischen Staat, hat der Kreml seine Verbindungen zu Wagner jedoch nicht anerkannt.

Wagner-Gruppe: Macron wirft Russland Zusammenarbeit mit „Neo-Mafia“ vor

„Vor einem Jahr sprach ich mit Putin und er versicherte mir, dass Russland nichts mit der Wagner-Gruppe zu tun habe“, sagte der französische Präsident Emmanuel Macron auf der Münchner Sicherheitskonferenz. „Ich habe das akzeptiert“, so Macron weiter. Seitdem nahm Wladimir Putin jedoch militärische Dienstleistungen zur Unterstützung der russischen Invasion in Anspruch und arbeitete somit offensichtlich mit der „Neo-Mafia“, wie Macron die Wagner-Gruppe nannte, zusammen.

Diplomaten aus den USA und Europa sehen in Wagners erweiterter Präsenz auch Prigoschins wachsende Ambitionen. „Wagner kämpft nicht nur an der Seite der Russen, Prigoschin zwingt auch das russische Verteidigungsministerium, die Gruppe anzuerkennen. Das ist etwas völlig Neues“, wie ein europäischer Beamter laut Politico feststellt. „Prigoschin ist zu einer führenden Stimme geworden, die eine breitere Eskalation des Krieges in der Ukraine anstrebt“, heißt es in den Dokumenten der US-Regierung. Der Wagner-Führer habe „seine Rolle als Kriegsherr ausgenutzt, um seinen Zugang und Einfluss bei Putin zu vergrößern und finanziell vom Krieg zu profitieren“.

Internationale Präsenz der Wagner-Gruppe: Operationen gehören zu Projekt „Magadan“

Ein Sprecher der Europäischen Kommission, Peter Stano, sagte, Wagner stelle „eine Bedrohung“ für die Europäische Union und für alle Länder dar, in denen die Gruppe tätig sei. „Die Wagner-Gruppe hat private Militärangehörige rekrutiert, ausgebildet und in Konfliktgebiete auf der ganzen Welt geschickt, um Gewalt zu schüren, natürliche Ressourcen zu plündern und Zivilisten einzuschüchtern, was gegen internationales Recht verstößt“, so Santo weiter.

Einige von Prigoschins Operationen scheinen unter ein Projekt mit dem Namen „Magadan“ zu fallen, wie Politico mit Verweis auf die vorliegenden Dokumente berichtet. Um gegen diese vorzugehen, sollen sich Diplomaten in Sitzungen auf der ganzen Welt über Strategien beraten, um den Einfluss der Gruppe zu stoppen. So trafen sich US-Beamte zuletzt im Dezember und Januar mit Vertretern der UN-Friedensmission in der Zentralafrikanischen Republik (MINUSCA), um Wagners Operationen in dem Land und das Ausmaß zu erörtern. „Wagner ist ein Krebsgeschwür. Es sitzt nicht nur in einem Land“, sagte einer der US-Beamten. „Es ist etwas, das sich auf die Nachbarländer ausbreitet, und dann hat man plötzlich ein riesiges Problem, um das man sich kümmern muss.“ (tt)

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