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Protest gegen Ukraine-Krieg: Russische Star-Ballerina verlässt Bolschoi-Ballett

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Von: Sonja Thomaser

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Olga Smirnowa, ehemalige Primaballerina des Bolschoi Balletts.
Olga Smirnowa, ehemalige Primaballerina des Bolschoi Balletts. © Maxim Shipenkov/dpa

Olga Smirnowa verlässt das renommierte Ballett in Russland. Sie sei mit allen Fasern ihrer Seele gegen den Ukraine-Krieg und schäme sich für Russland.

Moskau/Amsterdam - Die russische Primaballerina Olga Smirnowa hat nach Protesten gegen die russische Invasion in die Ukraine das Moskauer Bolschoi Ballett verlassen und wird nun in Amsterdam tanzen. Sie habe sich dem Nationalen Ballett in Amsterdam angeschlossen und sei am Mittwoch (16.03.2022) dem Ensemble vorgestellt worden, teilte ein Sprecher mit.

Smirnowa hatte sich erst kürzlich deutlich gegen den Ukraine-Krieg* ausgesprochen: Anfang März hatte sie in dem sozialen Medium Telegram geschrieben, „dass ich mit allen Fasern meiner Seele gegen den Krieg bin“.

Protest gegen Ukraine-Krieg: „Hätte nie gedacht, dass ich mich für Russland schämen würde“

Smirnowa, deren Großvater aus der Ukraine* stammt, schrieb auf Telegram: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich für Russland* schämen würde.“ Sie habe erwartet, dass entwickelte Länder im 21. Jahrhundert Konflikte mit friedlichen Mitteln lösen würden.

Weiter erklärte sie laut CNN: „Ich war schon immer stolz auf die talentierten Russen, auf unsere kulturellen und sportlichen Errungenschaften. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass eine Linie gezogen wurde, die das Vorher und das Nachher trennt.“

„Es tut weh, dass Menschen sterben, dass Menschen das Dach über dem Kopf verlieren oder ihre Häuser verlassen müssen. Und wer hätte vor ein paar Wochen gedacht, dass all das passieren würde? Wir sind vielleicht nicht im Epizentrum des militärischen Konflikts, aber wir können dieser globalen Katastrophe nicht gleichgültig gegenüberstehen.“

Protest gegen Ukraine-Krieg: Weiterer Tänzer verlässt Ballett

Die Zusammenarbeit mit dem Ballett von Amsterdam war nach den Worten des Sprechers schon länger ein Wunsch der Primaballerina. Durch die russische Invasion sei dieser nun sehr schnell erfüllt worden. „Olga Smirnowa ist eine außergewöhnliche Tänzerin“, sagte Ted Brandsen, Direktor des Nationale Ballet. „Es ist sehr besonders, dass sie jetzt bei uns in den Niederlanden tanzen wird.“ Auf der Amsterdamer Bühne soll sie bereits ab 3. April zu sehen sein im russischen Ballett-Klassiker „Raymonda“.

Auch ein Solo-Tänzer des Mariinksy Ballets aus Sankt Petersburg hat Russland verlassen. Der ursprünglich aus Brasilien stammende Tänzer Victor Caixeta wurde ebenfalls ins Ensemble in Amsterdam aufgenommen, berichtet die niederländische Nachrichtenagentur ANP.

Russland: Ballettkompanien mit Staat verbunden

Der Musikdirektor des Bolschoi-Theaters, Tugan Sokhiev, hat Anfang März angesichts des wachsenden Drucks, die Invasion zu verurteilen, seinen Posten aufgegeben. In einer ausführlichen Erklärung kündigte er auch seinen Rücktritt vom Toulouse Capitol National Orchestra an und sagte, dass ihm die Aufforderung, sich zu äußern, „die unmögliche Option ließe, zwischen meinen geliebten russischen und geliebten französischen Musikern zu wählen“.

Als eine der ältesten Ballettkompanien der Welt gehört das Bolschoi zu den renommiertesten Kulturinstitutionen Russlands. Es ist seit langem mit dem russischen Staat verbunden. (sot/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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