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Experte im russischen Staats-TV: Putin wird den Sieg über die Ukraine nicht mehr erleben

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Von: Felix Durach

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Der Politikwissenschaftler Sergey Mikheyev rechnet damit, dass die russische Machtelite das Ende des Ukraine-Kriegs nicht mehr erlben wird.
Der Politikwissenschaftler Sergey Mikheyev rechnet damit, dass die russische Machtelite das Ende des Ukraine-Kriegs nicht mehr erlben wird. © Screenshot/Russian Media Monitor

Russlands Offensive im Ukraine-Krieg stagniert seit Monaten weitestgehend. Im russischen Staats-TV äußerte ein Kommentator nun eine düstere Prognose.

Moskau – Die russischen Fortschritte im Ukraine-Krieg haben sich in den vergangenen Monaten extrem verlangsamt. Aktuellstes Beispiel dafür sind die erbitterten Kämpfe um die Stadt Bachmut in der Region Donezk. Seit Monaten laufen russische Soldaten und Söldner der Wagner Gruppe auf die mittlerweile weitestgehend zerstörte Stadt an – bisher ohne Erfolg. Die Einnahme von Bachmut wäre erst der zweite nennenswerte Erfolg der russischen Streitkräfte seit der Einnahme von Lyssytschansk im vergangenen Sommer. Im Januar konnten die Invasoren bereits die Kleinstadt Soledar nördlich von Bachmut einnehmen.

Die ausbleibenden Erfolge werfen die Frage auf, wie lange der Ukraine-Krieg in diesem Tempo noch andauern könnte? Eine Frage, die mittlerweile auch das russische Staats-TV erreicht hat. In dem sonst von Propaganda getränktem Programm kam ein politischer Kommentator zu einer Einschätzung, die der Kreml-Elite so gar nicht gefallen dürfte. Der Politikwissenschaftler Sergey Mikheyev erklärte, dass der Krieg wohl noch so lange andauern würde, dass Russlands Präsident Wladimir Putin dessen Ende nicht mehr erleben werde.

Ukraine-Krieg: Düstere Prognose im russischen Staats-TV – Putin wird Kriegsende nicht mehr erleben

Mikheyev kommentierte den aktuellen Kriegsverlauf ausgerechnet in der Sendung von Putins Chef-Propagandisten Wladimir Solojow. Mit Blick auf die ausbleibenden Fortschritte der russischen Streitkräfte auf dem Schlachtfeld, sagte der Politikwissenschaftler zu der versammelten Runde im Fernsehstudio: „Wenn wir so und in dieser Geschwindigkeit weitermachen, werden Sie und ich nicht lange genug leben, um Erfolge zu sehen.“

„Seien wir ehrlich mit uns selbst. Auch unsere Führung wird dafür nicht lange genug leben“, ergänzte Mikheyev weiter. „Wenn wir mit dieser Geschwindigkeit weitermachen, wird das Jahrzehnte dauern.“ Ein Video des Auftritts mit englischen Untertitel hatte die US-Journalisten Julia Davis auf Twitter gepostet. Davis betreibt den Kanal Russia Media Monitor und berichtet immer wieder von russischen TV-Shows.

Krieg zwischen Russland und der Ukraine könnte über Jahrzehnte andauern – „Ende ist nicht in Sicht“

Mikheyevs Einschätzung über die mögliche Dauer des Krieges ist in Russland mittlerweile keine Einzelmeinung mehr. Auch Sergei Markow, ein früherer Berater von Präsident Putin, teilte zuletzt über Telegram seine Einschätzung über den Krieg. Die russische Invasion dauere „länger als geplant“ und ein „ein Ende ist nicht in Sicht“, schrieb Markow. Der 64-Jährige fügte hinzu, dass der Krieg noch über zwei Jahrzehnte andauern könnte.

Mikheyev machte im weiteren Verlauf der Sendung auch einen Vorschlag, wie man die Dauer des Krieges verkürzen könnte. „Es gibt einfache Dinge, die wir sofort lösen könnten, wie die Möglichkeit von westlichen Politikern zu blockieren, in die Ukraine zu reisen.“ Diese würden wichtige Unterstützung für Kiew, die ukrainische Armee und Präsident Selenskyj darstellen. Zuletzt hatten US-Präsident Joe Biden und die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni der ukrainischen Hauptstadt einen Besuch abgestattet.

TV-Propagandisten über Ukraine-Krieg: Russlands Position „erheblich verschlechtert“

Auch für die kommenden Monate im Krieg kam die TV-Gesprächsrunde zu einem aus russischer Sicht ernüchternden Fazit. „Unserer Position hat sich erheblich verschlechtert. Entweder wir bewegen uns vorwärts und hören auf, Souveränität zu imitieren und erzielen wirklich einen Erfolg, oder wir ziehen uns mit einem massiven Misserfolg zurück“, sagte Mikheyev mit Blick auf die Möglichkeiten der russischen Armee weiter. Solojow erwiderte daraufhin: „Niemand wird uns die Möglichkeit zu einem Rückzug geben. Sie werden uns bis zum Ende weiter auseinanderreißen und zerstören.“ (fd)

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