Er werde Djukanovic „in die Rente schicken“, hatte der 37-jährige Milatovic bereits nach dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen selbstbewusst getönt. Tatsächlich steht der Adria-Staat vor einer Zeitenwende. Fast 35 Jahre lang hatte „Zar Milo“ die Geschicke im Land in verschiedenen Ämtern bestimmt.
Der politische Späteinsteiger Milatovic gilt im Westen als weitgehend unbeschriebenes Blatt. Er war unter anderem bei Montenegros Nationalbank, der Deutschen Bank und der Europäischen Entwicklungsbank in Bukarest beschäftigt. 2020 holte der damalige Premier Zdravko Krivokapic den parteilosen Banker als Wirtschaftsminister in sein Technokratenkabinett.
Die Koalition strauchelte Anfang 2022. Milatovic erlebte aber mit der gemeinsam mit dem damaligen Finanzminister Milojko Spajic entworfenen Steuerreform einen Popularitätsschub: Durch gekürzte Sozialabgaben stiegen die Netto-Durchschnittslöhne um ein Drittel.
Die beiden Ex-Minister gründeten 2022 die Bewegung „Europa jetzt“ (ES). Ursprünglich sollte Parteichef Spajic als Präsidentschaftskandidat antreten, er strauchelte aber über einen serbischen Zweitpass.