Politische Beobachter hatten im Vorfeld gewarnt, dass der südostasiatische Staat unter der Führung von „Bongbong“ Marcos (oder kurz: BBM) in eine noch autoritärere Richtung steuern könnte. Auch hat er bereits erklärt, den Kampf gegen Drogen fortführen zu wollen.
Das Marcos-Regime unter Ferdinand (1917-1989) und seiner für ihren Schuhtick bekannten Frau Imelda (heute 92) machte einst mit Mord, Kleptokratie und dem spurlosen Verschwinden politischer Gegner von sich reden. Die beiden sollen im Laufe der Jahre auch Milliardensummen aus der Staatskasse abgezweigt haben. Nach der Flucht der Familie nach Hawaii wurden im Malacañang-Palast Hunderte Handtaschen und Kleider sowie Tausende Paar Schuhe von First Lady Imelda Marcos gefunden.
Erstmeldung vom Montag, 9. Mai, 08.30 Uhr: Manila – Überschattet von gewaltsamen Angriffen haben die Menschen auf den Philippinen einen neuen Präsidenten sowie tausende lokale Posten neu gewählt. Auf der Insel Mindanao eröffneten Angreifer am Montag das Feuer auf eine Schule, die als Wahllokal diente. Der Polizei zufolge wurden dabei drei Wachleute getötet, eine Person wurde verletzt. Bei einer weiteren Attacke mit einer Granate auf der Insel wurden neun Menschen verletzt.
Fast 40 Jahre nach der Absetzung seines Vaters und der Vertreibung der Familie ins Exil gilt Diktaktoren-Sohn Ferdinand Marcos Junior als Favorit für die Nachfolge des umstrittenen Präsidenten Rodrigo Duterte. Bevor Marcos Junior in einer Grundschule in der nördlichen Stadt Batac an der Seite seiner Familie seine Stimme abgab, wurde das Gebäude von Bombenspürhunden durchkämmt.
Von den insgesamt zehn Kandidaten haben nur die amtierende Vizepräsidentin Leni Robredo und Marcos Junior realistische Chancen. In jüngsten Umfragen lag der 64-jährige Marcos bei 56 Prozent und damit deutlich vor seiner Rivalin. Robredo gab ihre Stimme in einer Schule in der zentralen Provinz Camarines Sur ab, wo sie von Anhängern bejubelt wurde.
Bereits vor Sonnenaufgang standen Menschen vor den Wahllokalen Schlange, um ihre Stimme abzugeben. „Die langen Schlangen sind großartig. Die Philippiner wollten gehört werden, und zwar laut“, sagte George Garcia von der Wahlkommission. Es wird erwartet, dass die Wahlbeteiligung unter den mehr als 65 Millionen stimmberechtigten Philippinern hoch sein wird.
Mehr als 60.000 Sicherheitskräfte waren am Montag zum Schutz der Stimmzettel und Wahlhelfer im Einsatz. In der Unruheprovinz Maguindanao auf Mindanao wurden zwei Wahllokale mit Granaten angegriffen. Bei einer der Attacken wurden nach Behördenangaben neun Menschen verletzt. Demnach handelte es sich um die Bewohner weit entfernter Bergdörfer, die für die Abstimmung stundenlang in die nächstgelegene Stadt gelaufen waren.
Die Tochter des amtierenden Präsidenten und Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Sara Duterte, sagte, sie hoffe, dass die Wähler durch die Gewalt nicht „entrechtet“ würden. Nach Angaben der Polizei gab es seit dem 9. Januar bis Sonntag 16 „bestätigte Vorfälle im Zusammenhang mit den Wahlen“, darunter vier Schusswaffenangriffe. Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 waren es 133 Vorfälle, 2010 verstarben 30 Menschen im Vorfeld der Wahlen auf den Philippinen. (tk mit dpa/AFP)