Papst lobt Rolle der Türkei im Ukraine-Krieg

Papst Franziskus lobt die Türkei wegen ihrer Rolle im Ukraine-Krieg. Allerdings verdient die Türkei bei dem Konflikt heftig mit.
Vatikanstadt/New York – Papst Franziskus hat die Vermittler-Rolle der Türkei im Ukraine-Krieg gelobt. Die Türk:innen leisteten gute Arbeit, um zu helfen, sagte er im Interview der Nachrichtenagentur Associated Press am Mittwoch (25. Januar). Sie seien es gewesen, die das Meer für das Getreide freigemacht hätten. Nach monatelangen russischen Blockaden der Schwarzmeerhäfen in der Ukraine, hatten beide Länder im Sommer ein Abkommen zu Getreideexporten unterzeichnet. Die Türkei und die Vereinten Nationen waren dabei als Vermittler:innen aufgetreten.
Auch auf die Bemühungen im Gefangenenaustausch zwischen Ukraine und Russland ging das Kirchenoberhaupt ein. Die Türken leisteten „also gute Arbeit in Sachen Dialog und Befreiung“. Er selbst habe den scheidenden Türkei-Botschafter beim Heiligen Stuhl gebeten, dem Präsidenten und den türkischen Behörden für diese Bemühungen seinen Dank auszurichten.
Zuletzt Mitte Januar soll es ein Telefonat zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gegeben haben. Laut Kreml ging es dabei auch um das Getreideabkommen. Ankara bestätigte das Telefonat, in dem sich Erdogan erneut als Vermittler für Frieden angeboten haben soll. Die Türkei beteiligt sich nicht an den westlichen Sanktionen gegen Russland.
Trotz Vermittlerrolle: Türkei profitiert von Ukraine-Krieg
Zwar übernimmt die Türkei eine Vermittlerrolle zwischen der Ukraine und Russland, gehört allerdings auch zu den Profiteuren des Ukraine-Krieges, was der Pontifex nicht anspricht. Es gibt viele russische Unternehmen, die sich an türkischen Firmen beteiligen oder selbst gründen, um weiterhin Geschäfte mit dem Westen tätigen zu können. Wurden noch im Januar 2022 noch neun Unternehmen mit russischer Beteiligung oder durch Russen in der Türkei gegründet, lag die Zahl im August bei 128 – mit steigender Tendenz. Im gesamten Jahr 2021 waren es insgesamt nur 39 Unternehmen.
Das sieht man vor allem an dem LKW-Verkehr zwischen beiden Staaten. Die Zahl der russischen Lastkraftwagen, die Waren von der Türkei nach Russland transportierten, ist 2022 (bis zum 30. November) auf 10.956 gestiegen, gegenüber durchschnittlich 2000 bis 3000 in den Vorjahren. In demselben Zeitabschnitt fuhren 18.804 türkische Lkw mit verschiedenen Exportgütern nach Russland. (Erkan Pehlivan/KNA)