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„In Wuhledar nichts erreicht“: Russland degradiert offenbar nächsten General

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Von: Patrick Mayer

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Die russische Armee verliert bei Wuhledar im Donbass offenbar reihenweise Panzer. Jetzt ersetzt Moskau angeblich den verantwortlichen Befehlshaber.

Update vom Donnerstag, 6. April, 11.05 Uhr: Die Degradierung des russischen Donbass-Kommandeurs Rustam Muradow nimmt Konturen an. Nach mehreren Medienberichten (siehe Erstmeldung) berichtet nun auch der britische Geheimdienst von der Entlassung. Die auch in sozialen Medien gestreuten Meldungen zu Generaloberst Rustam Muradows Ablösung seien „höchstwahrscheinlich“ richtig, hieß es am Donnerstag aus London. „Es handelt sich um die bislang ranghöchste russische Militärentlassung im Jahr 2023, aber weitere sind wahrscheinlich, da Russland seine Ziele im Donbass weiterhin nicht erreicht“, hieß es weiter. Moskau äußert sich weiterhin nicht.

Rustam Muradow: Russland-General wird nach Wuhledar-Debakel angeblich degradiert

Erstmeldung vom 3. April: Wuhledar – Die militärischen Niederlagen Russlands im Donbass kosten im Ukraine-Krieg offenbar einem Spitzen-Kommandeur seinen Posten.

Denn: Wie das unabhängige russische Nachrichtenportal The Moscow Times unter Berufung auf Quellen im Verteidigungsministerium berichtet, wurde General Rustam Muradow seiner Aufgaben enthoben. Die Meldung lässt sich nicht unabhängig überprüfen, eine Bestätigung aus Moskau gibt es nicht.

Muradow soll vor den Kämpfen in der Ukraine Erfahrung in Syrien und im Südkaukasus gesammelt haben. Im Donbass sollen Einheiten der russischen Armee unter seinem Befehl bei Wuhledar jedoch ein regelrechtes Panzer-Debakel erlebt haben.

Das ukrainische Wuhledar: Zahllose Panzer-Wracks stehen auf Feldern.
Das ukrainische Wuhledar: Zahllose Panzer-Wracks stehen auf Feldern. © dpa

Konkret: Wie The Moscow Times schreibt, verloren Truppen unter seinem Kommando auf dem Höhepunkt der gescheiterten Wuhledar-Offensive im Februar „innerhalb von drei Tagen 103 militärische Ausrüstungsgegenstände, darunter 36 Panzer“. Das Nachrichtenportal verweist auf die niederländische Denkfabrik „Oryx“, die Open-Source-Daten verwendet, um Russlands Materialverluste während der völkerrechtswidrigen Invasion des westlichen Nachbarlandes nachzuvollziehen.

Ukraine-Krieg: Russische Armee erlebte wohl Fiasko bei Wuhledar im Donbass

Gleichzeitig wurden demnach 20 ukrainische Militärausrüstungen, darunter zwei Panzer, zerstört, heißt es in dem Bericht. Der ukrainische Generalstab hatte sogar behauptet, auf einer Ebene neben der Kohlebergbaustadt 130 russische Panzer zerstört zu haben. Was sich so nie verifizieren ließ. Drohnen-Aufnahmen zeigten zumindest etliche offenbar stehen gelassene und/oder zerstörte Panzer mit der Aufschrift „Z“, mit der die russische Armee seit ihrem Überfall auf die Ukraine eigene Panzer und andere militärische Fahrzeuge kenntlich macht.

Mehrere Medien und Militärexpert:innen bescheinigten dem russischen Kommando indes regelrecht fahrlässige Fehler bei dessen Offensive unweit der Großstadt Donezk. So wurden die Panzer offenbar trotz drohenden Artillerie-Feuers auf das offene Feld geschickt. Ebenso ist längst bekannt, dass die ukrainischen Truppen ihre Stellungen sehr effektiv mit schultergestützten westlichen Panzerabwehrwaffen vom Typ „Javelin“ verteidigen.

Wuhledar im Donbass: Ukrainische Verteidiger hielten russische Angreifer auf

„Die Panzerkolonne ist am verwundbarsten, wenn die ersten Schüsse fallen, die Fahrer in Panik versuchen umzudrehen – und dann auf die Minen am Straßenrand auffahren“, erklärte der ukrainische Kommandeur von Wuhledar, Wladislaw Bajak, damals der New York Times: „Gesprengte Fahrzeuge wirken dabei wie Sperren, die eine Kolonne verlangsamen oder zum Stehen bringen. Dann fängt unsere Artillerie an zu feuern, sprengt noch mehr Fahrzeuge in die Luft und tötet flüchtende Soldaten.“

Nachts hätten die Ukrainer eigenen Aussagen zufolge Minen zwischen den jeweiligen Stellungen verlegt, damit die russischen Panzer ein weiteres Mal in die Falle tappen. Auch das lässt sich indes nicht unabhängig überprüfen. Offenbar wurden die russischen Kampfpanzer aber zum leichten Ziel.

Verteidigungsminister und General: Sergei Schoigu (li.) und Rustam Muradow. (Archivfoto)
Verteidigungsminister und General: Sergei Schoigu (li.) und Rustam Muradow. (Archivfoto) © IMAGO/Vadim Savitskii

The Moscow Times beruft sich in ihrem Bericht über die angebliche Demission Muradows derweil auf eine namentlich nicht genannte Quelle aus dem östlichen Militärbezirk Russlands sowie auf eine Quelle im Generalstab der russischen Streitkräfte.

Russische Armee im Ukraine-Krieg: „Sie haben in Wuhledar nichts erreicht“

„Oryx“-Militäranalyst Michael Kofman erklärte demselben Portal: „Muradov ließ das russische Militär wiederholt in kleinen mechanisierten Formationen durch Minenfelder und über offenes Gelände angreifen. Sie haben in Wuhledar nichts erreicht.“ Das bewog Moskau nun offenbar dazu, den nächsten Befehlshaber zu degradieren, nachdem es schon zuvor viel Kritik an Kommandeuren gegeben hatte. Die ukrainischen Streitkräfte halten bei Wuhledar seit Monaten die Front in Richtung des Flusses Dnepr und der Millionenstadt Dnipro. (pm)

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