Der Kreml und die Opferzahl: Särge werden nach Russland überführt
Der Ukraine-Krieg dauert nach wie vor an. Auch auf russischer Seite gibt es zahlreiche Verluste. Nun werden Särge mit Gefallenen zurück nach Russland überführt.
Kiew – Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine fordert tausende Opfer, sowohl auf russischer als auch auf ukrainischer Seite. Nach UN-Angaben wurden seit Beginn der russischen Invasion mehr als 1119 Zivilist:innen getötet, 1790 wurden verletzt. Unter den Opfern sollen sich nach Informationen aus Kiew mindestens 143 getötete Kinder befinden.
Die tatsächliche Opferzahl dürfte nach Einschätzung des UN-Menschenrechtskommissariats aber höher liegen, da vor allem aus umkämpften Städten wie Mariupol, Charkiw oder Sumy keine zuverlässigen Angaben vorliegen. Unter den Verlusten befinden sich allerdings nicht nur Zivilist:innen, sondern auch Soldat:innen.

Ukraine-Krieg: Russische Todesopfer zurück nach Russland überführt
Seit mehr als fünf Wochen kämpfen die Streitkräfte in der Ukraine. Nach Informationen des Spiegel wurden inzwischen die ersten Soldat:innen in Särgen nach Russland überführt. Familien, Freund:innen und Behörden veröffentlichen Traueranzeigen in lokalen Medien und im russischen sozialen Netzwerk VKontakte, berichtete der Spiegel.
„Heute nehmen wir Abschied von Iwan Frolow. Er starb in Erfüllung seiner militärischen und bürgerlichen Pflichten bei dem ‚Sondereinsatz‘ in der Ukraine“, wird die Traueranzeige einer Lehrerin vom Spiegel zitiert. Kritische Medien unterliegen in Russland einer staatlichen Zensur. Der Krieg in der Ukraine darf nicht als solcher bezeichnet werden, sondern wird offiziell als „militärische Sonderoperation“ beschrieben. Doch immer wieder rufen auch russische Journalist:innen ihre Landsleute zum Protest gegen den Ukraine-Krieg auf.
Wie viele russische Soldat:innen tatsächlich während des Ukraine-Konflikts gefallen sind, bleibt vorerst unklar. Das ukrainische Außenministerium gab am Samstag (02.04.2022) die Zahl der vorläufigen Verluste auf russischer Seite bekannt. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs sollen etwa 17.800 Personen getötet worden sein. Eindeutig prüfen lassen sich die Angaben jedoch nicht.
Krieg in der Ukraine: Nato geht von mindestens 7000 Toten aus
Die Nato geht dagegen von 7000 bis 15.000 Toten auf russischer Seite aus, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete. Wie Statistiken früherer Konflikte zeigten, könnten auf jeden getöteten Soldaten zudem noch je drei Verletzte kommen. Grundlage der Zahlen seien Angaben aus Kiew, in Russland verbreitete Informationen sowie nachrichtendienstliche Erkenntnisse, sagte ein ranghoher Militär, der anonym bleiben möchte, am Mittwoch (30.03.2022) gegenüber der dpa. Zu den Verlusten auf ukrainischer Seite nennt das Bündnis keine Details.
Walentina Melnikowa, Menschenrechtsaktivistin und Leiterin des Komitees russischer Soldatenmütter, äußerte sich dazu zuletzt in einem Spiegel-Interview. Die Angaben aus Kiew zu den russischen Verlusten hielt sie für korrekt. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat sich der Kreml nur zwei Mal zu den Opferzahlen geäußert. Nach Informationen der WAZ sprach die russische Regierung am 2. März von 498 Getöteten und 1597 Verwundeten, am 25. März dann von 1351 Toten und 3825 Verletzten.
Putins Krieg: Nato sieht keine Entspannung der Lage in der Ukraine
Andere Opferzahlen als die offiziellen zu melden, ist in Russland strafbar. Das russische Boulevardblatt „Komsomolskaja Prawda“ hatte am Sonntag (28.03.2022) die Zahl der in der Ukraine getöteten Russen auf 9861 beziffert. Kurz darauf wurde der Artikel gelöscht, was heftige Spekulationen hervorrief. Sollten die Zahlen stimmen, wären das deutlich mehr als die Toten, die Moskau bislang offiziell bestätigt hat. Zu den Schätzungen der Nato würden die Informationen jedenfalls passen.
Zumindest eines haben die russischen Streitkräfte gemeinsam: Sie sind alle auf Befehl von Kremlchef Wladimir Putin in die Ukraine einmarschiert. Eine baldige Entspannung der Situation sieht die Nato nicht. „Nach unseren Geheimdienstinformationen ziehen sich russische Einheiten nicht zurück, sondern positionieren sich neu“, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag (31.03.2022) in Brüssel. Die russischen Streitkräfte wollen die Offensive im Donbass und in der Hafenstadt Mariupol verstärken. Selenskyj fordert innerhalb der Verhandlungen mit Moskau nach wie vor die Aufnahme der Ukraine in die Nato. (kas/dpa)