Nach Zugunglück in Ohio: Chemikalien noch gefährlicher als gedacht?
Im Dorf East Palestine in Ohio ist ein Gefahrgüterzug entgleist. Republikaner J. D. Vance und Demokrat Sherrod Brown wollen Aufklärung durch die US-Umweltschutzbehörde.
Washington, D.C. – Die Auswirkungen des Zugunglücks im Dorf East Palestine im US-Bundesstaat Ohio, bei dem giftige Chemikalien in die Umwelt gelangt sind, sorgen noch immer für Bedenken. Die beiden Senatoren des Bundesstaates, J. D. Vance und Sherrod Brown, haben gemeinsam einen Brief an die US-Bundesumweltschutzbehörde EPA (Environmental Protection Agency) geschickt. Vance ist ein MAGA-Republikaner, Brown ein linker Demokrat. Beide sehen eine Gesundheitsgefahr für die Menschen in und um die Unfallstelle.

Am 3. Februar war ein Gefahrgüterzug in East Palestine entgleist, der mehrere toxische Substanzen geladen hatte. Rettungskräfte ließen giftiges Vinylchlorid aus mehreren Waggons ab und ließen es kontrolliert verbrennen, um eine Explosion zu verhindern. Dadurch wurden giftige Gase wie Phosgen und Chlorwasserstoff freigesetzt.

EPA-Mitarbeiter:innen haben seitdem giftige Substanzen im Wasser und im Boden um die Unfallstelle nachgewiesen, doch sie betonten, die Luft sei inzwischen sicher. Die Senatoren Brown und Vance fordern Auskunft von der EPA sowie der Umweltschutzbehörde von Ohio, ob sie die Luft auch auf Dioxine testen, die langanhaltend wirken können.
J. D. Vance und Sherrod Brown: „Wir sind besorgt“
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Dioxine „hochgiftig“ und können beim Menschen zahlreiche gesundheitliche Probleme verursachen. Unter Berufung auf die EPA können laut beiden Senatoren Dioxine „in den Hormonhaushalt eingreifen und Krebs, Fortpflanzungs- und Entwicklungsprobleme oder Schäden am Immunsystem verursachen“.

„Wir sind besorgt, dass das Verbrennen großer Mengen Vinylchlorid zur Bildung von Dioxinen geführt haben könnte, die sich möglicherweise in ganz East Palestine und möglicherweise in einem viel größeren Umkreis ausgebreitet haben“, heißt es in dem gemeinsamen Schreiben.
Die EPA hat keine Daten darüber veröffentlicht, ob Dioxine und chemisch ähnliche Furane in der Umwelt nachgewiesen wurden. Veröffentlichte Daten zeigen, dass Dibenzofuran in Wasserproben vorhanden war, doch die Behörde hat nicht erwähnt, ob die toxischen Substanzen in der Luft oder in der Bodenoberfläche nachgewiesen wurden.
Sowohl Vance als auch Brown haben East Palestine nach dem Zugunglück besucht. US-Präsident Joe Biden und Verkehrsminister Pete Buttigieg waren bisher noch nicht vor Ort, und wurden dafür kritisiert. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, am Mittwoch (22. Februar) nach East Palestine zu kommen, nachdem er die schleppende Reaktion des Bundes auf das Unglück wiederholt kritisiert hatte. Damit gelangt auch in den Fokus, dass er Sicherheitsmaßnahmen wie bessere Bremsen für Gefahrgüterzüge aufgehoben hatte. (Johanna Soll)