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„Showdown“ im Ukraine-Krieg? Fachmann sieht Kiew vor „ernsthaften Schwierigkeiten“

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Von: Bedrettin Bölükbasi

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Ukrainische Soldaten an der Front im Donbass. Aufnahme vom 16. Dezember 2022.
Ukrainische Soldaten an der Frontlinie im Donbass. (Archivbild) © Celestino Arce Lavin/imago

Russische Angriffe in der Ukraine nehmen wieder ordentlich an Fahrt auf. Ein US-Experte sieht Kiew in einer schwierigen Situation stecken.

München – Der erste Jahrestag des Ukraine-Krieges rückt immer näher. Damit wächst zugleich die Befürchtung einer neuen Großoffensive durch Kreml-Chef Wladimir Putins Truppen. Nach Angaben der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) hat es Russland geschafft, erneut die Initiative zu ergreifen.

Dabei war es der Ukraine in den letzten Monaten eigentlich gelungen, russische Angriffe erfolgreich abzuwehren und die Oberhand zu gewinnen. Nun jedoch droht ein Wendepunkt. Dem renommierten amerikanischen Geostrategen George Friedman zufolge steuert die Situation in der Ukraine auf einen „Showdown“ zu.

Ukraine-Krieg: US-Experte prophezeit „ernsthafte Schwierigkeiten“ für Kiews Armee

In seinem Magazin Geopolitical Futures äußerte er sich zur aktuellen Lage in der Ukraine, die „immer gefährlicher“ werde. „Bis vor relativ kurzer Zeit wurden russische Angriffe auf die Ukraine in der Regel von ukrainischen Streitkräften eingedämmt“, schrieb er in seiner jüngsten Analyse in der Zeitschrift. Häufig sei dies genug gewesen, „um Russland daran zu hindern, Territorium zu halten oder einen Sieg zu erringen“.

Allerdings ändert sich das jetzt wohl. „Aber im letzten Monat oder so hat Russland begonnen, standzuhalten“, erklärte er. Sollte dies zur „Norm“ werden, so stecke die Ukraine in „ernsthaften Schwierigkeiten“, warnte er. Die aktuelle Schwäche des ukrainischen Militärs entspringe einem Defizit an Langstreckenraketen, die Russlands Nachschub an Ausrüstung und Personal ins Visier nehmen könnten.

Ukraine-Krieg: Dilemma bei Waffenlieferungen – „stillschweigende Übereinkunft“

Das Problem bei der Lieferung dieser Waffen sei allerdings ihre zu große Reichweite bis hin zum russischen Territorium. Die USA hätten aber klargemacht, dass sie keine Absicht hätten, russischen Boden anzugreifen. „Tatsächlich hat Washington der Ukraine befohlen, die Munition nicht in ihrer vollen Reichweite einzusetzen“, so Friedman. Zudem sprach er von „Gerüchten, dass die Amerikaner die Raketen modifiziert haben, um sicherzustellen, dass sie dies nicht tun“. Für die Ukraine sei dies aber „zwangsläufig fragwürdig“ wegen des „existenziellen Krieges“, ergänzte Friedman.

Bislang seien weder Russland noch amerikanische Truppen in Polen angegriffen worden. Der US-Geostratege beschrieb dies in seinem Beitrag als eine „stillschweigende Übereinkunft“. Sollte jedoch eine der Seiten dies absichtlich tun, „wären alle Wetten verloren.“ Friedman warnte: „Sollte es zu Fehlern bei der Kontrolle der Waffen kommen, könnte dies zu unerwarteten Ereignissen führen, die in einem Krieg nie willkommen sind.“ Jede neue Raketenlieferung könne daher zu einer Eskalation auf russischer Seite führen. Ohne die Raketen läuft aber die Ukraine wiederum Gefahr, mehr Boden an Putins Militär zu verlieren.

Laut Stimmen aus Kiew fehlen Moskau aber die Ressourcen für einen neuen Angriff. (bb)

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