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Obama in Berlin: Hoffnung auf die nächste Generation

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Trotz Kritik an seinem politischen Vermächtnis bleibt Barack Obama in Deutschland ein gerne gesehener Gast. Für die junge Generation findet er ermutigende Worte.

Berlin – Nach rund 60 Minuten wandte sich Barack Obama mit eindringlichen Worten zum Klimawandel nochmal direkt an sein Publikum. „Was mir Hoffnung gibt, ist die nächste Generation“, sagte der frühere US-Präsident am Mittwochabend (3. Mai) in Berlin. „Wenn ich um die Welt reise, stelle ich fest, dass diese Generation junger Menschen intelligent, idealistisch und innovativ ist.“

Und doch spüre sie manchmal eine Last, die entmutigen könne. „Ich möchte euch sagen, dass es eine freudige Verantwortung ist. Es ist ein großes Privileg, auf diese Welt einzuwirken und sie zu verbessern.“ Es schien wie ein Versuch, seine Zuhörerinnen und Zuhörer zu ermutigen – gefolgt von einem Appell: „Und für die Älteren hier lautet meine Botschaft: Geht ihnen dabei aus dem Weg.“

Es folgte tosender Applaus in der blau beleuchteten Halle am Ostbahnhof – blau wie die Farbe seiner Demokraten in den USA. Auch wenn Barack Obama seit 2017 kein US-Präsident mehr ist, so weiß er die Massen noch immer in seinen Bann zu ziehen.

Der frühere US-Präsidenten Barack Obama winkt am 3. Mai im Bundeskanzleramt den Mitarbeitern des Kanzleramtes bei seiner Ankunft zu.
Der frühere US-Präsidenten Barack Obama winkt am 3. Mai im Bundeskanzleramt den Mitarbeitern des Kanzleramtes bei seiner Ankunft zu. © Kay Nietfeld/dpa

Ex-Präsident in Berlin: Obama äußert sich zum Klimawandel und fremde Bedrohungen

Moderator Klaas Heufer-Umlauf führte durch den Abend in Berlin und sprach mit Obama über dessen Sicht auf aktuelle politische Themen wie den Klimawandel und gute politische Führung. In Deutschland herrscht nach wie vor der Eindruck, dass es sich bei Obama um einen Popstar handelt. Und auch an diesem Abend – angekündigt als „An evening with President Barack Obama live in person“ – stehen die Versäumnisse seiner achtjährigen Präsidentschaft nicht im Vordergrund.

Stattdessen scheinen die Worte Obamas eher Nostalgie in der Halle auszulösen. Vielen sind sie noch gut im Gedächtnis, die Familienfotos vor dem Weißen Haus: Michelle und Barack gemeinsam mit den Töchtern – und natürlich Hund Bo. Obamas Selbstironie, seine jovialen Faustgrüße, der Präsident auf dem Basketball-Court und sein ikonischer „Mic Drop“. Größter könnte der Kontrast zu Amtsnachfolger Donald Trump kaum sein.

Im Kampf gegen Desinformation, fremde Bedrohungen und den Klimawandel, war Obamas Botschaft am Mittwochabend: „Wir können nicht aufgeben, aber manchmal müssen wir auf dem Weg nach vorn pragmatisch sein“. Diesen geforderten Pragmatismus führte der Demokrat allerdings nicht aus. Weiter warnte der ehemalige US-Präsident vor der Polarisierung der Gesellschaft und Desinformation. „Ich glaube, das sind einige der größten Gefahren für die Demokratie“, sagte Obama. Als Beispiel nannte er etwa das chinesische soziale Netzwerk TikTok und dessen Einfluss auf junge Menschen.

Der Inbegriff der Lässigkeit: Obama ist in Deutschland noch immer beliebt

Vielen gilt der Charismatiker Obama immer noch als Inbegriff der Lässigkeit. Und nach wie vor weiß er das auf allen Kanälen zu inszenieren. Mit seiner Frau Michelle bildete er einst das berühmteste Power-Paar der Welt, brachte Glamour und Größe ins Weiße Haus, öffnete es für Jazz und Rapper. Nun füllen die beiden Theatersäle und Konzerthallen, wenn sie ihre Bücher bewerben. Für die Memoiren der beiden hat die Verlagsgruppe Penguin Random House Berichten zufolge Dutzende Millionen Dollar hingeblättert. Darüber, welche Summe er wohl für den Auftritt in Berlin bekommen hat, lässt sich nur spekulieren. Die Tickets wurden im Vorfeld für rund 60 bis 550 Euro angeboten.

Obama hatte mit seinem Einzug ins Weiße Haus einen Wandel angekündigt. Er wollte ein ganz anderes Amerika schaffen: fairer, toleranter, bunter, weltoffener. Die Vorschusslorbeeren waren riesig, und bis heute wird ihm vorgehalten, dass ein paar Reden gereicht hätten, um ihn zum Träger des Friedensnobelpreises zu machen. Und obwohl seine politische Gesamtbilanz gemischt bis ernüchternd ausfallen mag, machte ihn vor allem sein charismatisches Auftreten in Deutschland und Europa beliebt – bis heute. (nak/dpa)

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