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Schuldbewusste Daten

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Von: Daniel Roßbach

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Die Klimakrise auf diese Weise zu analysieren, bringt aber die Gefahr mit sich, Verantwortung dafür zu sehr zu individualisieren.
Die Klimakrise auf diese Weise zu analysieren, bringt aber die Gefahr mit sich, Verantwortung dafür zu sehr zu individualisieren. © New York Times

Welche Geschichte eine Karte von Emissionen erzählt - Die Klimakrise zum Scrollen auf einer interaktiven Karte der New York Times.

Orange bis tiefrot heißt viel Beitrag zur Klimakrise, blasse bis dunkle Grüntöne bedeuten einen geringen Anteil daran. Das ist, wie das Datenprojekt „The Climate Impact of your Neighborhood, Mapped“ der „New York Times“ versucht abzubilden, dass diese Beiträge ungleich verteilt sind. Es wird hier also die Verursacher-Seite der Klimakrise lokalisiert (allerdings nur für die USA). Die zugrundeliegenden Daten wurden von einer Forschungsgruppe der University of California, Berkeley und einer Beratungsfirma erhoben und analysiert.

Die Klimakrise auf diese Weise zu analysieren, bringt aber die Gefahr mit sich, Verantwortung dafür zu sehr zu individualisieren. Und das auf unterschiedlicher Art. So beginnt die Auswertung der Times damit, festzustellen, dass Haushalte in Städten für weniger Emissionen verantwortlich sind als solche in den umliegenden ländlichen Gegenden. Dabei werden zwar methodisch auch unterschiedliche Konsum-Muster einbezogen, ob alle Externalitäten der verschiedenen Angewohnheiten – etwa komplette Lieferhistorien für Konsumgüter, nicht nur die eigenen Wege – mitbedacht werden, wird aus der Beschreibung jedoch nicht ganz klar. Die Weise, in der die Daten präsentiert werden, lässt jedenfalls Fragen und Zweifel an der Vergleichbarkeit und Verlässlichkeit der Daten zu.

Das größere Problem, das man in dieser Form der Analyse der Klimakrise sehen könnte, ist aber, dass sie die Verantwortung ungebührlich auf die Entscheidungen Einzelner abwendet, so wie das etwa der Begriff des CO2-Fußabdrucks tut, der eigens erfunden wurde, um von strukturellen Ursachen der Krise und den Folgen fossiler Wirtschaft abzulenken. Allerdings soll die Analyse dabei erklärtermaßen nicht stehen bleiben. Sie könne stattdessen „helfen zu sehen, welche großen, systematischen Veränderungen notwendig sind“ um die Krise abzumildern, zitiert die „Times“ einen Autoren der Studie, die der Darstellung zugrunde liegt. Die Erkenntnisse, die von der Visualisierung dafür hervorgebracht werden, sind dann aber doch begrenzt. Daniel Roßbach

Die interaktive Karte ist hier zu finden: nyti.ms/3zVCStX

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Ist eine Karte von Emissionsmustern mehr als eine Daten-Spielerei?

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