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Nach Stopp von Nuklearabkommen mit USA: Jetzt stellt Putin seine neue Strategie vor

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Von: Andreas Apetz

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Russischen Interkontinentalrakete RS-24 Yars
Die russischen Interkontinentalrakete RS-24 Yars können auch mit atomaren Sprengköpfen ausgestattet werden. (Archivfoto) © Russian Defence Ministry Press/Imago Images

Die Atomgroßmacht Russland setzt das Nuklearabkommen „New Start“ vorerst aus. Nun gibt Moskau seine neue Nuklear-Strategie preis.

Moskau – Vor einem Jahr wurde er noch verlängert, nun will Russland den „New Start“-Vertrag aussetzen. In seiner Rede zur Lage der Nation am Jahrestag des Ukraine-Kriegs kündigte der russische Präsident Wladimir Putin das Abkommen zur atomaren Abrüstung. Der Schritt Russlands kommt überraschend, da der Kreml noch Anfang Februar erklärt hatte, er wolle den Vertrag am Leben erhalten.

Dass die Kündigung des „New Start“-Abkommens eine weitere Provokation Moskaus gegenüber der Nato, besonders den USA, sein soll, liegt auf der Hand. Doch welche Folgen zieht die indirekte Drohung mit sich? Das russische Verteidigungsministerium hat nun seine zukünftige Nuklear-Strategie vorgestellt und spricht dabei von Schutzmaßnahmen vor dem „amerikanischen Aggressor“.

Russland setzt „New Start“-Vertrag aus: Amerika als Feindbild

Im russischen Staatsfernsehen wird sich immer wieder mit der nuklearen Macht des eigenen Landes gebrüstet. Ein besonders beliebtes Feindbild dabei sind die Vereinigten Staaten. Bereits mehrfach wurden klare Drohungen gegen die westliche Atommacht ausgesprochen und öffentlich darüber diskutiert, wo die USA bei einem Atomschlag am verwundbarsten wären. Dabei wird Amerika in die Rolle des aktiven Aggressors gedrängt, welcher die Unterdrückung Russlands plane.

In der Februar-Ausgabe der vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Zeitschrift Voennaya Mysl (deutsch: „Militärisches Denken“) heißt es, die USA seien besorgt, ihre globale Vorherrschaft verlieren. Ziel der USA sei es Russland außer Gefecht zu setzen, um die eigene Macht zu stärken. Dazu habe das Land konkrete Pläne.

Das russische Verteidigungsministerium behauptet, in Washington plane man 70 Prozent der strategischen Nuklearwaffen Russlands auf einen Schlag mittels „konventionellem globalen Sofortschlag zu vernichten.“ Dadurch sei Russlands nukleares Raketensystem weitgehend lahmgelegt und Amerika die stärkste Atomgroßmacht weltweit. Einen russischen Gegenangriff könne man dann problemlos abwehren.

Kreml plant mit neuer Nuklear-Strategie

Um seine Stellung als Atommacht zu wahren, müsse man dem „amerikanischen Aggressor“ mit „strategischen Abschreckungskräften“ begegnen. Nur unter Einsatz von „modernen strategischen Offensiv- und Defensivwaffen, nuklearen und nicht-nuklearen Waffen, die die neuste Militärtechnologie besitzen“, könne man sich laut Russlands Verteidigungsministerium zur Wehr setzen. Ein militärisches Aufrüsten würde Washington zeigen, dass Russlands nukleares Waffensystem nicht mit einem Schlag zu vernichten sei und man einen Vergeltungsschlag nicht verhindern könne.

Obwohl der Kreml selbst stetig mit Atomschlägen droht, wäscht sich das Land in Unschuld und sieht die Gefahr eines nuklearen Angriffs nur aufseiten des Westens. „Wenn alle führenden Mitglieder der Nato es zu ihrem Hauptziel erklärt haben, uns eine strategische Niederlage zuzufügen [...], wie können wir unter diesen Umständen ihre nuklearen Fähigkeiten ignorieren?“, so Russlands Präsident Putin, wenige Tage nach dem Aussetzen des „New Start“-Vertrages.

Was ist der „New Start“-Vertrag?

Im „New Start“-Vertrag bekannten sich Russland und die USA zu einer Verringerung strategischer Waffen. Das Abkommen forderte die Vertragspartner dazu auf die Zahl ihrer nuklearen Sprengköpfe auf maximal 1.550 und die Zahl nuklearer Trägersysteme auf 800 zu reduzieren. Der „New Star“-Vertrag wurde per Satelliten- und Fernüberwachung sowie jährliche Vor-Ort-Inspektionen überwacht.

Russland und die USA besitzen etwa 90 Prozent der Atomsprengköpfe der Welt. Beide Atomgroßmächten betonten in der Vergangenheit stets, ein Krieg zwischen den Ländern müsse in jedem Fall vermieden werden. Nach dem Aussetzen des „New Star“-Vertrages steht die Nuklearstrategie Russland und die der Nato wieder auf der Tagesordnung. (aa)

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