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NRW-Wahl: Ein Eisenbahnersohn strebt ins Düsseldorfer Landeshaus

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Von: Lukas Zigo

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Der SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty will einen Regierungswechsel in Nordrhein-Westfalen bewerkstelligen.

Düsseldorf – Am 15. Mai 2022 wählen knapp 13 Millionen Wahlberechtigte einen neuen Landtag für Düsseldorf. Geht es nach Thomas Kutschaty (SPD), sind die vergangenen Jahre in Nordrhein-Westfalen nur ein Ausrutscher gewesen – ein kurzes Zwischenspiel unter CDU-Führung, dem mit der Landtagswahl am Sonntag ein Ende bereitet werden soll.

„Das sozialdemokratische Jahrzehnt hat mit der Bundestagswahl im vergangenen Jahr begonnen“, sagte der 53-Jährige kürzlich vor Journalist:innen. Sein Ziel steht fest: Kutschaty will als Spitzenkandidat das bevölkerungsreichste Bundesland für die SPD zurückgewinnen.

Thomas Kutschaty, SPD-Landesvorsitzender Nordrhein-Westfalen
Thomas Kutschaty, SPD-Landesvorsitzender Nordrhein-Westfalen und Spitzenkandidat für die Landtagswahl, klettert in einen Boxring. © David Young/dpa

NRW-Wahl: 96,8 Prozent der SPD vertrauen Kutschaty Spitzenkandidatur an

Kutschaty ist nicht nur Spitzenkandidat und Landesvorsitzender der nordrhein-westfälischen SPD, sondern seit Dezember auch stellvertretender Bundesvorsitzender seiner Partei. Den Einwohnerinnen und Einwohnern Nordrhein-Westfalens dürfte er jedoch vor allem aus seiner Zeit als Justizminister bekannt sein. Unter SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft führte der Jurist das Ministerium sieben Jahre lang, bis die rot-grüne Regierung in Düsseldorf abgewählt wurde.

Seine Partei schickte ihn auf einem digitalen Parteitag im Februar offiziell ins Rennen um das Ministerpräsidentenamt. Rund 96,8 Prozent der Delegierten stellten sich hinter den Landesvorsitzenden. In seinem Wahlkampf setzt Kutschaty seitdem auf klassische sozialdemokratische Kernthemen – soziale Gerechtigkeit, Bildungssicherheit und sichere Arbeitsplätze. Es sind Schlagwörter, denen er mit Anekdoten aus seiner eigenen Biografie als Arbeiterkind Leben einhaucht.

Aus dem Pott: Der Eisenbahnersohn Kutschaty

Gerne erzählt Kutschaty von seiner Herkunft, aus der er nach eigener Aussage viele seiner Überzeugungen zieht. Am 12. Juni 1968 kam er im Ruhrgebiet, das lange als Herzkammer der Sozialdemokratie galt, als Sohn eines Eisenbahners zur Welt. In Essen-Borbeck wuchs er in einfachen Verhältnissen auf und war der erste der Familie, der das Abitur machte. Den damaligen SPD-Vorsitzenden Willy Brandt erlebte er zum ersten Mal mit zwölf Jahren in der Essener Gruga-Halle.

Kutschaty selbst bekam sein SPD-Parteibuch im Jahr 1986, war Sprecher der Jungsozialisten und brachte sich schon früh in die Kommunalpolitik ein. Auch während seines späteren Jurastudiums an der Ruhr-Universität in Bochum blieb er dem „Pott“ treu. Im Jahr 1997 wurde er als Rechtsanwalt zugelassen. Als direkt gewählter Kandidat zog er im Jahr 2005 erstmals in den Düsseldorfer Landtag ein.

NRW-Wahl: SPD-Spitzenkandidat Kutschaty bietet AfD-Kandidat im WDR Paroli

Der verheiratete Vater dreier Kinder wirkt auf der Bühne und im Landtag oft verbissen und teilt gerne gegen die Regierungsparteien aus. Stellenweise ist in solchen Reden ein Ruhrgebietsdialekt rauszuhören, etwa wenn er „drübber“ statt „drüber“ sagt. In der „Wahlarena“ des Westdeutschen Rundfunks, dem Fernsehfünfkampf der Spitzenkandidat:innen, bietet er dem AfD-Kandidaten Markus Wagner Paroli und erntet dafür lauten Applaus aus dem Publikum.

Auf die Bitte, sich selbst mit wenigen Worten zu beschreiben, sagt Kutschaty: „Jemand, der Erfahrung und das Herz am rechten Fleck hat.“ Außerdem sei er großer Fan der „Jahrhundertperson“ Freddie Mercury. Und gut zuhören könne er auch.

NRW-Wahl: Kutschaty knapp hinter CDU-Konkurrenten Hendrik Wüst

Das stellt er etwa im Wahlkampf unter Beweis. Bei Besuchen von sozialen Einrichtungen oder Marktplätzen nimmt er sich viel Zeit, um sich die Beschwerden und Wünsche der Menschen anzuhören und wirkt dabei aufrichtig interessiert. Wenn er längst zum nächsten Termin müsste, stellte er noch einige Nachfragen und versichert dann, das Thema „definitiv mitzunehmen“. Ob in die Regierung oder die Opposition, bleibt abzuwarten.

Kutschaty kann als Herausforderer des amtierenden CDU-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst nicht auf einen Amtsbonus setzen. Aktuelle Umfragen sahen seine SPD zuletzt um zwei bis vier Prozentpunkte hinter der CDU. Im hypothetischen Szenario einer Direktwahl des Ministerpräsidenten schnitt Wüst ebenfalls besser ab als sein Herausforderer, allerdings verringerte sich der Abstand zwischen den beiden. „Das sozialdemokratische Herz schlägt wieder laut und kräftig“, zeigte sich Kutschaty überzeugt. (lz/afp)

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