„Gegenseitige Solidarität“: Nordkorea und Russland wollen im Ukraine-Krieg enger zusammenarbeiten
Nordkorea hat seine Verbundenheit mit Russland betont. Die USA behaupten zudem, dass Kim Jong-un den russischen Präsidenten Putin mit Waffenlieferungen unterstützt.
München/Pjöngjang/Moskau – Die Geschlossenheit der Europäer und ihrer Verbündeten mag bisweilen ein anderes Bild vermitteln – wirklich isoliert aber ist Russland auch mehr als ein Jahr nach Beginn des Ukraine-Kriegs nicht. Da ist die Partnerschaft mit China, das sich beharrlich weigert, von der Seite des Kreml zu weichen. Auch Staaten wie Indien oder Brasilien distanzieren sich weiterhin nicht wirklich von Moskau. Einen ganz besonderen Verbündeten aber hat Russland in seiner unmittelbaren Nähe: Nordkorea, mit dem das flächenmäßig größte Land der Welt in seinem äußerten Südosten eine 17 Kilometer lange Grenze teilt.
Am Dienstag kündete das Regime von Diktator Kim Jong-un an, die Verbindungen zu Russland weiter ausbauen zu wollen. „Die beiden Länder verstärken ihre gegenseitige Unterstützung und Solidarität im Kampf gegen Kriegsgefahren und militärische Bedrohungen von außen“, erklärte Nordkoreas Vizeaußenminister Im Chon-il in einer Stellungnahme, aus der die russische Nachrichtenagentur TASS zitiert. Er wünsche Russland „Erfolg bei der Verteidigung der legitimen Sicherheitsinteressen des Landes und bei der Verwirklichung des Ziels, einen mächtigen und blühenden Staat aufzubauen, der sich entschlossen gegen die Hegemonie, die Willkür und die militärischen Bedrohungen der feindlichen Kräfte wehrt“. Mit ähnlichen Formulierungen rechtfertigt Wladimir Putin regelmäßig seinen Krieg gegen die Ukraine.
Nordkorea und Russland: geeint „im Kampf gegen den gemeinsamen Feind“
Anlass für Ims Äußerungen war der vierte Jahrestag eines Treffens von Kim Jong-un und Putin im April 2019 in Wladiwostok, der ersten und bislang auch letzten persönlichen Begegnung der beiden Machthaber. Anlässlich des Jahrestags besuchte in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang der russische Botschafter Alexandr Matsegora eine Eliteschule, wie die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA schrieb. In Moskau erklärte laut TASS zudem Pjöngjangs Botschafter Sin Hong-chol, die Freundschaft beider Staaten habe „sich im Geiste der militärischen Kameradschaft im Kampf gegen den gemeinsamen Feind entwickelt“ – gemeint sind mit solchen Formulierungen für gewöhnlich die USA.

In den Vereinten Nationen stimmte Nordkorea als einer von wenigen Staaten stets gegen Resolutionen, die ein Kriegsende fordern, zuletzt zum Jahrestag des russischen Einmarschs in die Ukraine. Zudem erkannte Pjöngjang im vergangenen Juli die beiden Separatistenregionen Luhansk und Donezk als unabhängig an, was zum Ende der diplomatischen Beziehungen mit Kiew führte.
Unterstützt Nordkorea Russland im Ukraine-Krieg mit Waffen?
Ob das Kim-Regime Russland im Ukraine-Krieg auch aktiv unterstützt, ist hingegen weiterhin offen. Im Januar hatten die USA Nordkorea vorgeworfen, der paramilitärischen Wagnergruppe von Jewgeni Prigoschin Waffen zu liefern – Kwon Jong Gun, Pjöngjangs Generaldirektor der Abteilung für US-Angelegenheiten, sprach daraufhin laut Staatsmedien von der „Erfindung einer nicht existierenden Sache“. Als Beweis für ihre Behauptungen legten die USA Fotos vor, die zeigen sollen, wie russische Eisenbahnwaggons auf nordkoreanisches Gebiet fahren, dort Infanterieraketen und andere Geschosse einladen und nach Russland zurückkehren.
Ende März erklärten die USA zudem, dass sich Russland um weitere Waffen aus Nordkorea bemühe. „Uns liegen neue Informationen vor, wonach Russland aktiv versucht, zusätzliche Munition von Nordkorea zu erwerben“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby. Ein Waffenhändler namens Aschot Mkrtytschew versuche, ein geheimes Waffenabkommen mit dem Kim-Regime zu vermitteln, so Kirby weiter.
Nordkorea rüstet unter Kim Jong-un massiv auf
Unstrittig ist, dass Pjöngjang seit einigen Jahren massiv aufrüstet – obwohl das Land völlig verarmt ist, die Bevölkerung unter Mangelernährung leidet und Nordkorea sich zudem seit Beginn der Corona-Pandemie vom Ausland abgeschottet hat. Seit seiner Machtübernahme 2011 ließ Kim Jong-un sechs Atomtests durchführen, zuletzt im September 2017. Zudem entwickelt Nordkorea immer neue Interkontinentalraketen, obwohl UN-Beschlüsse dies eigentlich verbieten. Erst Mitte April wurde erstmals eine Feststoff-Interkontinentalrakete getestet.
Um Nordkoreas Aufrüstung zu stoppen, wurde das Land mit einer Vielzahl an Sanktionen belegt. Als die Vereinten Nationen im Mai vergangenen Jahres den Druck auf Pjöngjang mit weiteren Strafmaßnahmen noch erhöhen wollten, scheiterte der Vorstoß allerdings an China – und Russland. Die Haltung der Regierungen in Peking und Moskau, sagte kürzlich die Vertreterin der USA bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, ermutige Nordkorea, „ungestraft ballistische Raketen abzuschießen“ und die Entwicklung hoch entwickelter und gefährlicher Waffen voranzutreiben.