Nordkorea feuert erneut Raketen ab und droht den USA

Nordkorea testet erneut ballistische Raketen und zeigt sich gegenüber den USA kämpferisch. Südkorea und Japan reagieren mit Besorgnis.
Seoul – Nordkorea hat einen weiteren Raketentest unternommen. Dabei seien zwei ballistische Kurzstreckenraketen abgefeuert worden, berichtete der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte am Freitag (14.01.2022). Es war bereits der dritte Raketentest Nordkoreas innerhalb von zehn Tagen.
Der erneute Raketentest Nordkoreas war eine Reaktion auf neue Sanktionen der USA. Wenige Stunden zuvor hatte das nordkoreanische Außenministerium den USA „Provokation“ vorgeworfen und mit einer deutlichen Reaktion gedroht. Am Mittwoch beschloss das US-Finanzministerium Sanktionen gegen fünf Nordkoreaner, die Güter für die Massenvernichtungs- und Raketenprogramme Nordkoreas beschafft haben sollen. Zusätzlich wollen die USA neue Sanktionen gegen Nordkorea durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen durchsetzen.
Nordkorea testet erneut Raketen: „Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit der Region“
Wegen der andauernden Raketenstarts durch Nordkorea äußerte der Nationale Sicherheitsrat in Südkorea sein „tiefes Bedauern“. Das Indo-Pazifik-Kommando der US-Streitkräfte warf Nordkorea erneut vor, durch seine „illegalen Waffenprogramme“ die Region zu destabilisieren. Auch Japan zeigte sich besorgt: „Die anhaltenden Militäraktionen Nordkoreas, einschließlich der wiederholten Raketenstarts, sind eine Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit Japans und der Region“, erklärte Hirokazu Matsuno, Leiter des japanischen Kabinettssekretariats.
Die Entwicklung eines neuartigen Raketentyps sei jedoch nicht gegen ein bestimmtes Land gerichtet, sondern diene der Modernisierung von Waffen, erklärte Nordkorea am Freitag (14.01.2022). Die Aktionen seien für die Selbstverteidigung notwendig. Staatliche Medien beschuldigten die USA außerdem, die Lage durch die erneuten Sanktionen zu eskalieren.
Nordkorea versucht durch Raketentests Zugeständnisse der USA zu erpressen
Nordkorea verfolge mit den erneuten Raketentests eine bekannte Strategie, schätzte Leif Eric Easley, Politikwissenschaftler an der Ewha Womans Universität in Seoul, gegenüber dem Nachrichtensender Al Jazeera das Handeln des von Kim Jong-un geführten Landes ein. Nordkorea versuche der Regierung von Joe Biden eine Falle zu stellen. „Es hat Raketen aufgestellt, die es sowieso testen will, und reagiert auf den Druck der USA mit zusätzlichen Provokationen, um Zugeständnisse zu erpressen“, erklärte Easley. „Nordkorea sollte humanitäre Hilfe angeboten werden, sobald es bereit ist, sich wieder auf diplomatischem Weg zu engagieren. Aber ihre Drohungen sollten nicht mit internationaler Anerkennung oder einer Lockerung der Sanktionen belohnt werden“, sagte Leif Eric Easley gegenüber Al Jazeera.
Beim jüngsten Test starteten die Raketen nach Angaben Südkoreas in der Provinz Nord-Pyongan im Nordwesten des Nachbarlandes an der Grenze zu China und flogen etwa 430 Kilometer in Richtung Meer. Sie sollten vermutlich ein vorher festgelegtes Ziel auf einer unbewohnten nordkoreanischen Insel treffen, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Militärs.
Nordkorea hatte bereits am 5. Januar und am Dienstag (11.01.2022) jeweils einen Raketentest unternommen. Dabei wurden eigenen Angaben zufolge Hyperschall-Raketen erprobt. Bei solchen Waffen kann ein Hyperschall-Gleitflugkörper von einer ballistischen Rakete aus starten. Hyperschall-Waffen lassen sich wegen ihrer hohen Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit nur schwer abfangen. (Max Schäfer mit dpa)