Raketentests in Nordkorea: Neue Sanktionen der USA

Nordkorea will erneut eine neue Hyperschallrakete getestet haben. Die USA reagieren.
Update vom Donnerstag, 13.01.2022, 09.00 Uhr: Nach den jüngsten Raketentests Nordkoreas haben die USA Sanktionen gegen fünf Staatsbürger des ostasiatischen Landes verhängt. Sie seien verantwortlich für die Beschaffung von Gütern für die nordkoreanischen Massenvernichtungswaffen- und Raketenprogramme, erklärte das US-Finanzministerium am Mittwoch (12.01.2022). Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, erklärte zudem, dass die USA „zusätzliche UN-Sanktionen vorschlagen“ wollten.
Zur Art der UN-Sanktionen machte die Botschafterin jedoch keine Angaben. US-Diplomatenkreisen zufolge will sie vorschlagen, hochrangige Beamte des Finanz- und Außenministeriums in Pjöngjang auf die UN-Sanktionsliste aufzunehmen. Dafür müsste der Vorschlag von den Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats einstimmig beschlossen werden. Zuletzt konnten die USA 2017 Sanktionen gegen Pjöngjang im Sicherheitsrat durchsetzen.
„Übertrieben“: Südkorea zweifelt an Nordkoreas neuem Raketentest
Update vom Freitag, 07.01.2022, 10.30 Uhr: Südkorea hat Zweifel an Angaben Nordkoreas zum jüngsten angeblichen Test einer Hyperschall-Rakete. Die Behauptungen Nordkoreas über die Fähigkeiten der Rakete einschließlich ihrer Reichweite und ihrer seitlichen Flugbewegungen „scheinen übertrieben zu sein“, teilte das südkoreanische Verteidigungsministerium am Freitag mit. Dabei kommt das Ministerium generell zu dem Schluss, dass das weitgehend abgeschottete Nachbarland noch nicht über die Technologie für einen Überschall-Flugkörper verfüge.
Nordkorea hatte zuvor von einem erfolgreichen zweiten Test einer Hyperschall-Rakete innerhalb von vier Monaten gesprochen. Beim jüngsten Test am Mittwoch habe die Rakete ein seitliches Manöver über 120 Kilometer ausgeführt und ein festgelegtes Ziel im Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer) in 700 Kilometer Entfernung getroffen. Laut Südkorea ergaben Analysen, dass die Rakete kürzer flog, bei einer Höhe von unter 50 Kilometern. Im Vergleich zum Raketenstart im September stelle der Test keinen technologischen Fortschritt dar.
Südkorea zweifelt an nordkoreanischen Raketentests
Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap zitierte einen Beamten einer Verteidigungsbehörde mit den Worten, dass es sich bei der Rakete möglicherweise „um eine normale ballistische Rakete“ gehandelt habe. Davon waren auch Südkorea und Japan nach dem Raketenstart zunächst ausgegangen. Im September habe Nordkorea hingegen eine Waffe getestet, die eher einem Hyperschall-Gleitflugkörper geähnelt habe.
UN-Resolution untersagen Nordkorea Tests von Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können. Auch Hyperschall-Raketen können potenziell eine Nuklearwaffe befördern. Diese Waffen sind als besonders schwer abzufangen, da sie mehr als die fünffache Schallgeschwindigkeit erreichen können.
Nordkorea meldet Test von Hyperschallrakete
Update vom Donnerstag, 06.01.2022, 08.50 Uhr: Am Mittwoch haben Japan und Südkorea berichtet, dass Nordkorea eine Rakete in Richtung Japanisches Meer abgefeuert hätte (s. Erstmeldung). Nun gibt das auch die Regierung in Pjöngjang offiziell bekannt. Man habe erfolgreich eine Hyperschallrakete getestet. Die Rakete habe präzise ein vorher festgelegtes Ziel in 700 Kilometer Entfernung getroffen, berichteten die Staatsmedien am Donnerstag.

Das sei zusammen mit erfolgreich verlaufenden Tests von Hyperschallraketen in der Vergangenheit von „strategischer Bedeutung“. Mit Hyperschall werden Geschwindigkeiten oberhalb der fünffachen Schallgeschwindigkeit bezeichnet, also etwa 6180 Kilometer pro Stunde. Waffen dieser Art können also nur schwer abgefangen werden. Sollte sich die Darstellung aus Pjöngjang bestätigen, wäre es wohl der zweite Test einer solchen Rakete durch Nordkorea innerhalb von vier Monaten. Ein Sprecher des US-Außenministeriums erklärte, dass Nordkorea mit dem Test gegen mehrere UN-Resolutionen verstoße und eine Bedrohung für Nachbarländer und die internationale Gemeinschaft darstelle.
Nordkorea feuert Rakete ab – Südkorea in Alarmbereitschaft
Erstmeldung vom Mittwoch, 05.01.2022, 08.14 Uhr: Pjöngjang – Die selbst erklärte Atommacht Nordkorea hat Berichten zufolge erneut eine Rakete getestet. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs feuerte der Norden am Mittwochmorgen (05.01.2022, Ortszeit) eine „mutmaßliche ballistische Rakete“ ab. Der Nationale Sicherheitsrat von Südkorea zeigte sich „besorgt“ über den Start und hielt eine Dringlichkeitssitzung ab, wie das Präsidialamt in Seoul erklärte.
Die Rakete sei von einer landgestützten Plattform abgeschossen worden und flog in Richtung des Japanischen Meers, östlich der koreanischen Halbinsel, heißt es vom Militär der Nachbarn im Süden.
Nordkorea feuert wohl Rakete ins Japanische Meer ab
Auch Fumio Kishida, Japans Regierungschef, sprach von einem „möglichen Start einer ballistischen Rakete“. Dass Nordkorea seit letztem Jahr kontinuierlich Raketen gestartet habe, sei „wirklich bedauerlich“. Die japanische Regierung analysiere den Vorfall, einschließlich der Flugbahn der und der Anzahl abgefeuerter Raketen, hieß es von Kishida. Sein Sprecher Hirokazu Matsuno betonte, dass es „bislang keine Berichte über Schäden an japanischen Flugzeugen und Schiffen“ gebe.
Hat die Rakete eine „normale Umlaufbahn“ genommen, dürfte sie nach Schätzungen der Regierung in Tokio etwa 500 Kilometer weit geflogen und außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone Japans im Meer niedergegangen sein.
Kim Jong-un will militärische Fähigkeiten von Nordkorea wieder ausbauen
Zuletzt hatte Nordkorea im Oktober eine ballistische Rakete getestet, die nach damaligen Berichten der staatlichen Medien eine Rakete „neuen Typs“ war, die von einem untergetauchten U-Boot abgefeuert werden kann. Fachleute vermuten, dass es sich um ein Modell mit geringer Reichweite handelte.
Das abgeschottete Land in Ostasien soll auch über Langstreckenraketen verfügen, die das Festland der USA erreichen können. Außerdem soll eine neu entwickelte Hyperschallrakete getestet worden sein. Raketen dieses Typs können wegen ihrer großen Geschwindigkeit nur schwer abgefangen werden.

Kim Jong-un, nordkoreanischer Machthaber, hatte erst letzte Woche angekündigt, die Fähigkeiten des Militärs wieder ausbauen zu wollen. Pjöngjang unterliegt wegen seines Atom- und Raketenprogramms, das unter Kim zügige Fortschritte erzielte, zahlreichen internationalen Sanktionen. Raketentests sind nach einer UN-Resolution eigentlich untersagt. Diplomatischer Druck der USA brachte in den vergangenen Jahren jedoch keinen Erfolg. Die Verhandlungen über eine mögliche Abrüstung kommen seit fast drei Jahren nicht voran. (lrg/tu mit AFP/dpa)