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Hackerangriffe
Millionendiebstahl für Kim Jong-un – USA klagen Programmierer aus Nordkorea an
- vonSandra Böhmschließen
Das US-Justizministerium entsiegelt eine Akte, aus der hervorgeht, dass drei Programmierer aus Nordkorea wegen Cyber-Attacken angeklagt sind. Es geht um Millionen US-Dollar.
- Die USA erheben Anklage gegen drei Programmierer aus Nordkorea.
- Die angeklagten Hacker von Kim Jong-un sollen versucht haben, 1,1 Milliarden Euro durch zu Cyber-Attacken zu stehlen.
- Das US-Justizministerium geht davon aus, dass Nordkorea anders als andere Länder, vor allem Geld erbeuten möchte.
Washington ‒ Das US-Justizministerium beschuldigt drei nordkoreanische Agenten, mehrere „zerstörerische Cyberangriffe“ durchgeführt zu haben. Den Computerprogrammierern wird vorgeworfen, für den nordkoreanischen Militärgeheimdienst gearbeitet und versucht zu haben, mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar (1,1 Milliarden Euro) von Banken und Unternehmen auf der ganzen Welt zu stehlen oder zu erpressen.
Am Mittwoch (17.02.2021) entsiegelte das Justizministerium die Anklage von Anfang Dezember 2020. Sie gründet auf einem Strafverfahren von 2018 gegen einen der verdächtigen drei Hacker, Park Jin Hyok. In dem Verfahren ging es um den Cyberangriff auf Sony Pictures Entertainment im November 2014. Damals war das gesamte Computernetz des Filmstudios lahmgelegt sowie E-Mails aus mehreren Jahren erbeutet. Dieser Hacker-Angriff gilt als Vergeltung für den Satire-Film „The Interview“, worin Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un lächerlich gemacht worden war.
Hackerangriffe: US-Justizministerium klagt drei Nordkoreaner an
Die anderen beiden Angeklagten sind Jon Chang Hyok und Kim Il. Sie leben laut der Anklage in Nordkorea, reisten und arbeiteten jedoch auch in Russland und China, von wo aus sie ihre Cyber-Angriffe starteten. Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles und das FBI haben den Vollstreckungsbefehl, um virtuelle Vermögenswerte in Höhe von 1,9 Millionen, die mutmaßlich von den drei Angeklagten von einer New Yorker Bank gestohlen wurden, zu beschlagnahmen. Das Geld soll der Bank zurückgegeben werden.
Zudem sollen die Hacker virtuelle Systeme entwickelt haben, um Sanktionen gegen Nordkorea zu umgehen und im Geheimen Geldmittel zu beschaffen. Ein kanadisch-amerikanischer Angeklagter hat laut den Ermittler:innen gestanden, den drei angeklagten Nordkoreanern als Geldwäscher gedient zu haben.
Tracy L. Wilkison, Staatsanwältin des „Central Districts of California“ sagte der Washington Post: „Der Umfang des kriminellen Verhaltens der nordkoreanischen Hacker war weitreichend und langfristig.“ Dabei handle es sich um die kriminellen Handlungen eines Nationalstaates, der vor nichts zurückschrecke, um Rache auszuüben und Geld für die Finanzierung des Regimes in Pjöngjang zu erbeuten. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un hatte bei Militärparaden im Oktober und Januar neue Raketentypen vorgeführt und die Absicht geäußert, das Atomwaffenarsenal seines Landes auszubauen.
US-Justizministerium: Nordkoreanische Hacker haben es auf Geld abgesehen
John Demers, der im Justizministerium für Angelegenheiten der Nationalen Sicherheit verantwortlich ist, erklärte laut der Washington Post, dass illegale Hacker-Aktivitäten aus Nordkorea andere Ziele verfolgten als russische, chinesische oder iranische Hackerangriffe, die es unter anderem auf den Diebstahl von geistigem Eigentum absähen. „Was wir fast ausschließlich in Nordkorea sehen, ist der Versuch, durch illegale Cyberaktivitäten Geld zu beschaffen“, sagte Demers.
Nordkorea braucht wegen der aufgelegten harten Sanktionen und der wirtschaftlichen Lage im Land das Geld. Wegen seines Atomprogramms ist Nordkorea international isoliert. „Nordkoreas Agenten, die Tastaturen statt Waffen verwenden und digitale Geldbörsen mit Kryptowährung statt Säcken voller Bargeld stehlen, sind zu den weltweit führenden Bankräubern geworden“, sagte Demers.
Nordkorea unter Kim Jong-un
Hauptstadt | Pjöngjang |
Staats- und Regierungsform | Volksrepublik mit Einparteiensystem |
Staatsoberhaupt | „Oberster Führer“ Kim Jong-un |
Zahl der Einwohner:innen | 25.549.604 |
Nordkorea ist wegen harter Sanktionen von Cyberdiebstahl abhängig
Die derzeitige Anklage macht deutlich, wie stark das Land auf finanziellen Cyberdiebstahl angewiesen ist, um Geld zu erhalten. Wegen der selbst auferlegten Blockade wegen des Coronavirus sieht die wirtschaftliche Lage des Landes noch düsterer aus. Laut den Ermittlungen haben die drei Hacker mindestens 190 Millionen US-Dollar gestohlen. Eine konkrete Summe wurde nicht genannt. Den Nordkoreanern sei es nicht gelungen eine Milliarde US-Dollar, von den 1,3 Milliarden US-Dollar, die sie vor allem bei Banken anvisiert hatten, zu erbeuten, so die Ermittler:innen.
Nach Informationen von Geheimdiensten hat Nordkorea tausende Hacker:innen im Einsatz, um sich in Institutionen, Unternehmen und bei Wissenschaftlern in Südkorea und weltweit einzuhacken. Pjöngjang wird unter anderem vorgeworfen, 2017 umgerechnet 67 Millionen Euro der Zentralbank von Bangladesch und rund 50 Millionen Euro der taiwanischen Bank Far Eastern International gestohlen zu haben. Außerdem sollen Hacker:innen sich in Geldautomaten und Kryptowährung-Austauschen gehackt haben. Nordkorea bestreitet alle Vorwürfe zu den Cyber-Attacken.
Erst kürzlich sollen nordkoreanische Hacker versucht haben, Impfstoff-Daten des Pharmakonzerns Pfizer zu stehlen. (Sandra Böhm)
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