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Nordkorea: Kim Jong-un schottet sich immer mehr ab

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Von: Christian Stör

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Menschen besuchen ein Mosaikporträt der verstorbenen nordkoreanischen Führer Kim Il Sung und Kim Jong Il an der Dongmun-Kreuzung im Bezirk Daedonggang in Pjöngjang.
Kim Il Sung und Kim Jong Il gelten auch heute noch als die großen Männer in Nordkorea. © KIM WON JIN/afp

Die Corona-Pandemie wirkt sich in Nordkorea auch auf die Diplomatie aus. Immer weniger Botschaften sind besetzt.

Pjöngjang – Nordkorea ist ein isoliertes Land. Die Zeit, als Machthaber Kim Jong-un sich als so eine Art Bro von Donald Trump etablieren wollte, sind auch schon lange wieder vorbei. Und dann kam auch noch die Corona-Pandemie. Zwar ist das Land offiziell virenfrei, doch trotz der Abschottung gilt dies als äußerst unwahrscheinlich. Die strengen Maßregeln deuten ebenfalls darauf hin, dass Nordkorea schwer unter Covid-19 zu leiden hat. Das Land schottet sich derzeit jedenfalls noch mehr ab als ohnehin schon.

Corona-Krise: Viele Botschaften in Nordkorea sind nicht mehr besetzt

So ist auch zu erklären, dass derzeit viele Botschaften in Nordkorea nicht mehr besetzt sind. Lediglich Bulgarien, China, Kuba, Indonesien, Palästina, der Mongolei, Rumänien, Russland, Syrien, Laos und Vietnam sind nach Angaben der Nachrichtenseite NK News noch durch Diplomaten in Nordkorea vertreten.

Lange hatte auch Indien zu dieser Liste gehört, doch das ist jetzt vorbei. Die indische Portal The Wire zitierte jedenfalls ungenannte Quellen, wonach das kleine Botschaftsbüro Indiens in Pjöngjang nach der Abreise seines Botschafter Atul Gotsurve, dessen Amtszeit im Dezember 2020 offiziell zu Ende gegangen war, aufgrund der Corona-Situation jetzt „vorübergehend geschlossen“ sei. Nordkorea ist damit das erste Land, in dem Indien seine diplomatische Präsenz wegen der Pandemie drastisch einschränken musste.

In Nordkorea herrschen massive Reisebeschränklugen wegen Corona

Grund für die Massenabwanderung der Diplomaten und Hilfskräfte sind die massiven Reisebeschränkungen, die Nordkorea mit Beginn der Pandemie erlassen hat. Seit Januar 2020 erlaubt Nordkorea praktisch niemandem mehr die Einreise ins Land, weshalb in den vergangenen anderthalb Jahren keine diplomatische Vertretung ihr Personal wechseln konnte. So ist derzeit völlig unklar, wann Gotsurves Nachfolger Shri Anindya Banerjee sein Amt antreten wird.

Schon 2020 hatten Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Polen, Schweden, Tschechien, Brasilien, Venezuela, Nigeria, Pakistan und die Schweiz ihre Botschaften geschlossen. Im April 2021 teilte dann die russische Vertretung auf ihrer Facebookseite mit, dass ein Großteil des diplomatischen Corps in Nordkorea abgereist sei. „Die Hauptstadt Nordkoreas zu verlassen, ist verständlich – nicht alle können die in ihrer Strenge beispiellosen Restriktionen aushalten. Oder den extremen Mangel an notwendigen Gütern, einschließlich Medikamenten. Oder die Unmöglichkeit, Gesundheitsprobleme zu lösen“, schrieb die russische Botschaft damals. Tatsächlich verschlimmert sich die Hungersnot immer weiter in Nordkorea. Auch humanitäre Organisationen haben fast komplett ihr ausländisches Personal abgezogen.

Nordkorea
HauptstadtPjöngjang
Bevölkerung25,67 Millionen (2019) 
Ewiger PräsidentKim Il-sung † (symbolisch)
„Oberster Führer“Kim Jong-un

Nordkorea hält noch länger an strengen Corona-Regeln fest

Da das nordkoreanische Außenministerium im Dezember 2020 mitgeteilt hatte, dass das Land seine Grenzbeschränkungen wahrscheinlich erst dann lockern wird, wenn die weltweite Ausbreitung des Coronavirus weitgehend gestoppt ist, könnte dies noch eine Weile dauern. NK News verweist in diesem Zusammenhang auf Quellen aus dem Land, die vermuten, dass Nordkorea seine strenge Grenzsperre erst irgendwann im Jahr 2022 lockern könnte. (Christian Stör)

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