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Putins Reich im Kampf der Eliten? Prigoschin deutet Angriff auf seine Person an

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Von: Christian Stör

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Der russische Kriegsblogger Tatarski wird Opfer eines Sprengsatzes. Könnte auch Wagner-Chef Prigoschin das Angriffsziel gewesen sein?

St. Petersburg - Der Anschlag auf den russischen Militärblogger Wladlen Tatarski sorgt in Russland für viel Unruhe. Der 40 Jahre alte Tatarski, der mit bürgerlichen Namen Maxim Fomin hieß und von ukrainischen Medien als „kriegslüsterner Sadist“ bezeichnet wurde, kam am Sonntag (2. April) bei einer Explosion in einem Café im Zentrum der Millionenstadt St. Petersburg ums Leben. Das Attentat löste breites Entsetzen im russischen Machtapparat aus.

Moskau weist die Schuld an dem Anschlag der Regierung in Kiew zu. Die streitet eine Beteiligung ab. Präsidentenberater Michajlo Podoljak sah den Anschlag eher als ein Zeichen von Machtkämpfen in Russland. Auch Spinnen würden sich in einem Gefäß gegenseitig fressen, so Podoljak.

Jewgeni Prigoschin bei der Beerdigung der russischen Journalistin Darya Dugina im August 2022
Jewgeni Prigoschin bei der Beerdigung der russischen Journalistin Darya Dugina im August 2022. © Vyacheslav Prokofyev/imago

Anschlag auf Militärblogger: War Wagner-Chef Prigoschin das Ziel?

Zweifel an der Version der russischen Regierung hat aber auch Jewgeni Prigoschin. Der Wagner-Chef zeigte sich betroffen über das Attentat in dem Café, das er der nationalistischen Bewegung „Cyberfront Z“ für ein Treffen überlassen hatte. Über die Täter hinter dem Anschlag sagte der Wagner-Chef in einer ersten Reaktion: „Ich würde nicht dem Regime in Kiew die Schuld geben an diesen Handlungen“. „Ich denke, dass eine radikale Gruppe agiert, die kaum eine Beziehung zur Regierung (in Kiew) haben dürfte.“

Inzwischen deutete der Wagner-Chef sogar an, dass der Anschlag auf Tatarski auch gegen seine eigene Person gerichtet gewesen sein könnte. Das geht aus einem Bericht der US-Denkfabrik „Institute for the Study of War“ (ISW) hervor. Prigoschins öffentliche Reaktion und die vagen Anschuldigungen einer Kampagne gegen Wagner legen demnach nahe, „dass Prigoschin wahrscheinlich versucht, den Vorfall indirekt als Angriff auf ihn darzustellen“, wie es im ISW-Update vom 4. April heißt.

Wagner-Chef Prigoschin lässt sich nach Anschlag auf Militärblogger nicht einschüchtern

In einem von seinem Sprecherteam veröffentlichten Video sagte Prigoschin, er sei von der umkämpften Frontstadt Bachmut nach St. Petersburg gekommen, um das Andenken Tatarskis zu ehren. Zudem verwies er darauf, dass seine Wagner-Gruppe seit 2014 Versuche von ungenannten Akteuren vereitelt habe, die Gruppe zu eliminieren.

Prigoschins Antwort zeigt nach Ansicht des ISW auch den Plan, trotz der Androhung von Gewalt und Gegenmaßnahmen weiterhin eine zentrale Position innerhalb der russischen ultranationalistischen Gemeinschaft einzunehmen. Zuvor hatte die Denkfabrik darauf hingewiesen, dass der Bombenanschlag als „Warnung an Prigoschin“ gedacht gewesen sein könnte. Prigoschin stellt immer wieder die Strategie des Verteidigungsministeriums im Ukraine-Krieg infrage und hat zuletzt sogar indirekt Interesse an der russischen Präsidentschaft signalisiert. Unterdessen rekrutiert sein Söldner-Heer stetig auf neuen Wegen. (cs)

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