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„Schlacht aufgegeben“: Bereitet sich Trump auf eine Niederlage vor Gericht vor?

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Von: Katja Saake

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Ex-Präsident Trump erscheint nicht vor Gericht und lässt die US-Journalistin Jean Carroll von seinem Anwalt attackieren. Er riskiert damit die Prozessniederlage.

New York – Ex-US-Präsident Donald Trump scheint eine Niederlage im Zivilprozess gegen die US-Journalistin und Autorin E. Jean Carroll in Kauf zu nehmen. Seit Montag (24. April) läuft der Prozess, bei dem es um den Vorwurf der Vergewaltigung geht. In US-amerikanischen Medien wird kritisch über Trumps Verteidigungsstrategie und den Auftritt seines Anwaltes vor Gericht diskutiert. Laut Rechts-Experten scheint Trump sich auf eine Niederlage vorzubereiten.

Donald Trump sieht sich vor Gericht mit schweren Virwürfen konfrontiert.
Donald Trump sieht sich vor Gericht mit schweren Vorwürfen konfrontiert. © USA TODAY Network/Imago

Vergewaltigungs-Anklage: Trumps Anwalt attackiert Carroll

Die US-Journalistin Carroll wirft Trump vor, sie Mitte der 1990er Jahre im New Yorker Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman vergewaltigt zu haben. Vor Gericht schilderte sie den damaligen Vorfall. Dabei soll sie laut Beobachtern vor Ort heftig von Trumps Anwalt Joe Tacopina attackiert und ins Kreuzverhör genommen worden sein. In US-Medien wird das Auftreten von Trumps Verteidigung kritisiert: „Ich würde denken, dass ein Anwalt in New York City eine Frau, die behauptet, sein Mandant habe sie vergewaltigt, nicht anschreien würde“, betonte Joe Scarborough, Gastgeber einer politischen Nachrichtenshow im US-Sender MSNBC. Im Umgang mit potenziellen Opfern sexueller Gewalt sei ein behutsames Vorgehen trotz aller Verteidiger-Interessen Pflicht.

Laut dem US-Rechtsanalyst Danny Cevallos macht sich Trump offenbar weniger Sorgen über den Ausgang des Prozesses als darüber, dass eine Stellungnahme von ihm vor Gericht negative Folgen für ihn und seine politischen Ambitionen haben könnte. „Meine Theorie ist, dass Trump diese Schlacht im Grunde genommen aufgibt, weil er weiß, dass er bereits eine eidesstattliche Erklärung abgegeben hat“, so Cevallos im US-Nachrichtensender MSNBC.

Das Trump-Team denke wahrscheinlich, es sei strategisch klüger, den Geschworenen Ausschnitte aus Trumps Aussagen per Video vorzuspielen. Dabei könnten sie die für den Angeklagten vorteilhaftesten auswählen und Trump müsse sich den Fragen des Anwalts der Klägerin nicht stellen. Bei einem Zivilprozess ist er nicht dazu verpflichtet, vor Ort zu erscheinen und auszusagen.

Vergewaltigungsvorwürfe: Trump riskiert Verurteilung

Durch sein Nichterscheinen und das aggressive Auftreten seines Anwaltes würde er allerdings riskieren, den Zivilprozess zu verlieren, so die Einschätzung von US-Journalisten und Rechtsexperten. „Er denkt wahrscheinlich, dass er eine Schlacht verliert, aber in seinen Gedanken gewinnt er einen politischen Krieg“, so Cevallos.

Donald Trump wolle wahrscheinlich auch vermeiden, vor Gericht mit seinen eigenen Taten – und eigenen Worten – konfrontiert zu werden. Ein Bundesrichter hatte beschlossen, dass das sogenannte „Access Hollywood Video“ im Prozess von Carroll einbezogen werden darf. In den Aufnahmen aus dem Jahr 2005 macht Trump Äußerungen, die sexuell übergriffige Handlungen gegenüber Frauen beschreiben – unter anderem, dass er Frauen ohne ihre Einwilligung berühren könne. Das Video war kurz vor der US-Präsidentschaftswahl von der Washington Post veröffentlicht worden. (kasa)

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