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Neue Republik Wendland

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Aussicht auf Protest: Polizisten bewachen eine Brücke über den Elbe-Nebenfluss Jeetzel.
Aussicht auf Protest: Polizisten bewachen eine Brücke über den Elbe-Nebenfluss Jeetzel. © dpa

Zum ersten Mal seit rund zwei Jahren rollt wieder ein Sonderzug mit hochradioaktivem Atommüll aus der französischen Aufbereitungsanlage La Hague nach Gorleben. Der Widerstand beginnt friedlich und traditionsbewusst. Von Peter Mlodoch

Von PETER MLODOCH

Hannover. Die Republik Freies Wendland ist wieder da. Mit der erneuten Ausrufung der 1980 schon einmal proklamierten Protest-Republik sowie einer Schülerdemo in Lüchow haben am Freitag die Proteste gegen den Castor-Transport nach Gorleben begonnen.

Der Zug mit hochradioaktivem Müll aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague sollte am Abend starten. Er wird am Sonntagabend im niedersächsischen Dannenberg erwartet, wo die elf Atommüllbehälter auf Lastwagen umgeladen werden. Vermutlich noch in der Nacht zum Montag sollen sie in das Zwischenlager Gorleben gebracht werden.

Vor den Toren des Zwischenlagers ist für den heutigen Samstag eine Großdemonstration geplant, zu der unter anderem SPD, Grüne, Linke und Industriegewerkschaft Metall aufgerufen haben. Polizei und Organisatoren rechnen mit bis zu 10 000 Teilnehmern.

Den Auftakt zum Protest-Wochenende machten rund 500 Schüler in Lüchow, die während der Unterrichtszeit gegen die Atommüllfuhre und die ungeklärte Entsorgungsfrage auf die Straße gingen. An einer Absperrung vor einer Polizeikaserne wurden einige Eier geworfen. "Diese waren für uns aber kein Anlass für ein weiteres Tätigwerden", sagte Polizeisprecher Stefan Kühm der FR, "bisher verlaufen die Proteste verhältnismäßig ruhig und friedlich."

Das galt auch für das Dorf Gedelitz drei Kilometer vor Gorleben an einer der beiden möglichen Straßentransportrouten ins Zwischenlager. Dort riefen Atomkraftgegner in einem Camp feierlich die Republik Freies Wendland aus. Sie besteht aus sieben Strohballenhütten; Bewohner und Besucher bekommen eigene Pässe.

Vor 28 Jahren gab es bereits ein Protestdorf gleichen Namens, als 5000 Demonstranten das Gelände des heutigen Forschungsbergwerks besetzten, um Bohrarbeiten zu behindern. Damals räumte die Polizei mit Gewalt; jetzt werde man gelassen reagieren, versprach Einsatzleiter Friedrich Niehörster. Die Republikgründung beobachteten nur wenige Beamte.

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