Neonazis beim Schießtraining

Angehörige der Szene übten im In- und Ausland an Waffen
Deutsche Rechtsextremisten und „Reichsbürger“ trainieren in der Bundesrepublik und anderen europäischen Ländern mit Schusswaffen. Das hat die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag bestätigt.
In den Jahren 2021 und 2022 seien der Regierung insgesamt „23 Fallkomplexe bekannt geworden, in denen Rechtsextremisten einzelne oder auch mehrere aufeinanderfolgende Schießübungen abgehalten haben“, heißt es in dem Dokument, das der Frankfurter Rundschau vorliegt. In „etwa der Hälfte der Fallkomplexe“ hätten die Schießübungen im europäischen Ausland stattgefunden.
So fahren Neonazis etwa seit Jahren nach Tschechien, um dort das Schießen zu trainieren. Die Bundesregierung erklärt, sie seien dort „auf frei zugänglichen gewerblichen Schießständen“ gewesen.
Daneben besitzt die Regierung nach eigenen Angaben Erkenntnisse über zwei Verfahren aus dem Jahr 2022, bei denen Hinweise auf eine Schießübung im bayerischen Oschenberg vorlägen. Die Ermittlungen dazu bezögen sich unter anderem auf die verwendeten Waffen und den organisatorischen Hintergrund.
„Reichsbürger“ beteiligt
Zumindest in einem Fall dürfte es sich um eine Schießübung handeln, die Mitgliedern der „Reichsbürger“-Gruppierung zuzuordnen ist, welche im Dezember 2022 in einer Großrazzia festgenommen wurden. Laut Medienberichten hatten fünf Mitglieder der Gruppe an Übungen auf der ehemaligen Bundeswehranlage in der Nähe von Bayreuth teilgenommen.
„Bei Erlaubnissen für Schießplätze muss schneller und konsequenter durchgegriffen werden, wenn die Behörden eine Professionalisierung künftiger rechter Putschisten und Attentäter verhindern wollen“, fordert die Linken-Abgeordnete Martina Renner. Sie hatte ähnliche Fragen bereits vor einem Jahr gestellt. Damals fiel die Antwort ähnlich aus. Auch für den Zeitraum 2020 und 2021 waren der Regierung 23 einschlägige Schießübungen bekannt geworden.
Aus einer Liste, die das Bundesamt für Verfassungsschutz gemeinsam mit den Landesämtern erstellt haben soll, geht nach Medienberichten hervor, dass 350 Rechtsextremisten und „Reichsbürger“ regelmäßig auf Schießplätzen üben.