„Unbekannte Krankheit“: Kreml soll Nawalny im Straflager gezielt schwächen

Alexej Nawalny ist Aussagen seines Anwalts zufolge erneut schwer erkrankt. Es handelt sich demnach um ein unklares Leiden, das niemand behandelt.
Kowrow - Alexej Nawalny ist offenbar erneut schwer erkrankt. Seinem Anwalt zufolge befindet sich der in Russland inhaftierte Kreml-Kritiker bei schlechter Gesundheit und hat in nur zwei Wochen mehr als acht Kilo abgenommen. Vor wenigen Tagen sei ein Krankenwagen zu seiner Zelle gerufen worden, weil sich sein Magenleiden verschlimmert habe, erklärte der Anwalt auf Twitter. Die Situation sei äußerst ernst: Nawalny leide an „einer unbekannten Krankheit, die niemand behandelt“.
Kobsew beklagte auch, dass die Gefängnisleitung die Annahme der für ihn abgegebenen Medikamente verweigere. Von Nawalnys Mutter gesendete Arzneien würden einfach „an sie zurückgeschickt“. Aber Kobsew ging noch einen Schritt weiter. Der Anwalt hält es durchaus für möglich, dass die Behörden in Russland Nawalny gezielt schwächen und krank machen wollten – und zwar „nicht plötzlich, sondern schrittweise“.
Name | Alexei Anatoljewitsch Nawalny |
Geboren | 4. Juni 1976 |
Geburtsort | Butyn, Russland |
Ehepartnerin | Julija Nawalnaja (verh. 2000) |
Kinder | Daria Navalnaya, Zahar Navalny |
Partei | Fortschrittspartei |
Anwalt klagt an: Nawalny soll gezielt krank gemacht werden
„Das mag für andere wie Unsinn und Paranoia klingen, aber nicht für Nawalny nach Nowitschok“, so Kobsew. Nawalny, der 2020 einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebt hat, macht den russischen Präsidenten Wladimir Putin für den damaligen Anschlag auf sein Leben verantwortlich. Er fordere deshalb toxikologische und radiologische Untersuchungen seines Mandanten.
Anfang 2023 hatte Nawalny erklärt, er habe Grippesymptome und keinen angemessenen Zugang zu medizinischer Versorgung. Sein Team hatte daraufhin die Befürchtung geäußert, der Kreml versuche, Nawalny langsam zu töten.
Kranker Nawalny erneut in Einzelzelle verlegt
Trotz aller Klagen ist Nawalny nun erneut in eine Einzelzelle verlegt worden.Am Freitag sei er erst aus der Isolationshaft herausgekommen und am Montag (10. April) zu weiteren 15 Tagen dort eingewiesen worden, hieß es auf Nawalnys Telegram-Kanal. Zudem sei er mit weiteren Schikanen konfrontiert worden. Schon seit längerer Zeit droht Nawalny die komplette Isolation.
Der 46-Jährige sieht seine neue Einzelhaft als Strafe für eine Recherche über Korruption in der Gefängnisbehörde. Der von Nawalny geleitete Fonds für Korruptionsbekämpfung (FBK) hatte zuvor einen Beitrag über den überteuerten Ankauf von Lebensmitteln in russischen Gefängnissen veröffentlicht.
Nawalny hat aus dem Gefängnis heraus häufig die russische Offensive in der Ukraine kritisiert und die russische Bevölkerung zum Protest gegen die Regierung aufgerufen. (cs/dpa/afp)