Blutige Vorgeschichte: Finnland enthüllt gigantisches Projekt an Grenze zu Russland
Kürzlich erst tritt Finnland der Nato bei, da präsentiert das skandinavische Land einen überdimensionalen Grenzzaun zu Russland. Die Region ist heikel.
Südkarelien – Es ist vollbracht: Seit dem 4. April ist Finnland offiziell Nato-Mitgliedstaat. Das skandinavische Land mit seinen rund 5,5 Millionen Einwohnern hatte den Beitritt wegen des Ukraine-Kriegs unter Hochdruck vorangetrieben.
Eine Reaktion aus Moskau auf die Ratifizierung der Mitgliedschaft ließ nicht lange auf sich warten. „Die Erweiterung der Nato ist ein Angriff auf unsere Sicherheit und die nationalen Interessen Russlands“, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Russland sei entsprechend zu Gegenmaßnahmen gezwungen. Es sind mittlerweile bekannte Drohgebärden.
Drohgebärden, die in Finnland durchaus sehr ernst genommen werden. Beide Länder trennt schließlich eine 1300 Kilometer lange Grenze. An diesem Freitag (14. April) haben die Skandinavier nun den ersten Abschnitt eines gigantischen Grenzzaunes vorgestellt, den die Finnen aktuell aus Misstrauen gegenüber ihrem unberechenbaren Nachbarn errichten.

Grenze zu Russland: Finnland baut 200 Kilometer langen Grenzzaun
Bei der finnischen Kleinstadt Imatra (rund 26.000 Einwohner) wurde das erste Teilstück des drei Meter hohen Zauns präsentiert. Bis Sommer sollen die ersten drei Kilometer von später einmal 200 Kilometern des massiv befestigten Zaunes fertiggestellt sein.
Dieser wird, wenige Hunderte Meter von der russischen Grenze entfernt, zusätzlich mit Stacheldraht, Nachtsichtgeräten und Scheinwerfern gesichert. Behördenangaben zufolge soll der Grenzzaun mögliche, von Moskau gesteuerte Migrantenströme abhalten.
Russland und Belarus: Gesteuerte Migrantenströme in die EU?
Mit dieser Taktik hatte der russische Verbündete Belarus Ende 2021 versucht, Druck auf Nato- und EU-Mitglied Polen auszuüben. Innerhalb weniger Monate stellte Polen seinerseits bis Sommer 2022 einen wuchtigen Grenzzaun zu Belarus fertig – dieser verläuft über 187 Kilometer.
Karelien
Karelien ist eine historische Landschaft in Nordosteuropa, die heute zwischen Finnland und Russland geteilt ist. Der russische Teil umfasst die Republik Karelien und reicht in die Leningrader Oblast hinein, der finnische Teil besteht aus den Landschaften Südkarelien und Nordkarelien. Nach der Oktoberrevolution und der finnischen Unabhängigkeitserklärung 1917 als ehemaliges Großfürstentum vom russischen Kaiserreich war Karelien Schauplatz blutiger Kämpfe des Finnischen Bürgerkriegs.
Zudem kämpften finnische Truppen gegen das bolschewistische Russland. Mit der Niederlage Finnlands im sogenannten Winterkrieg (1939–1940) fiel der Großteil Westkareliens im Frieden von Moskau an die Sowjetunion.
An Grenze zu Russland: Finnischer Zaun verläuft durch heikle Region Karelien
Der Grenzzaun in Finnland verläuft derweil durch die historisch heikle Region Karelien, die beide Länder im vergangenen Jahrhundert für sich beanspruchten. So lieferten sich finnische und sowjetische Soldaten im Winter 1939/40 dort blutige Kämpfe im sogenannten Winterkrieg. Moskaus „Rote Armee“ erlitt seinerzeit in den dichten Wäldern erhebliche Verluste, dennoch musste Finnland große Teile Kareliens an den Angreifer abtreten. (pm)