Von der Juristin aus Hessen zur Innenministerin – so entwickelte sich Nancy Faeser (SPD)
Nancy Faeser (SPD) aus Hessen ist die aktuelle Innenministerin. Hier lesen Sie alles über ihre Karriere und ihre Familie.
Berlin – Am Tag nach dem Anschlag von Hanau, bei dem ein Rassist neun Menschen tötete, redete Nancy Faeser von der SPD Klartext: „Vielleicht haben wir zu lange daran geglaubt, dass in dem Land, das mit der Barbarei der Nazis einen regelrechten Zusammenbruch der Zivilisation erlebt hat, rechtsradikales Gedankengut nicht mehr in dieser furchtbaren Weise erstarken kann“, sagte sie. „Offensichtlich war das ein Irrtum.“
Name | Nancy Faeser |
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Geburtstag | 13. Juli 1970 |
Geburtsort | Bad Soden |
Amt | Bundesministerin des Innern und für Heimat |
Partei | SPD |
Nancy Faesers Kampf gegen Rechtsextremismus motivierte sie zur Politik
Der Kampf gegen Rechtsextremismus hat die Juristin Faeser einst motiviert, in die Politik zu gehen. Kein Wunder, dass die 52-Jährige aus Schwalbach bei Frankfurt diese Aufgabe als größte Herausforderung nannte, als sie als neue Bundesinnenministerin nominiert wurde.
Wie sie sich diesen Kampf vorstellt, hatte sie im FR-Interview seinerzeit klar benannt. „Wir müssen Prävention, Aufklärung und politische Bildung stärken“, sagte sie. „Und wo das nicht mehr greift, muss der Rechtsstaat mit aller Härte zufassen.“
Faeser weiß, wovon sie redet. Sie hat zahllose Polizeireviere besucht, mit den Beamtinnen und Beamten Nachtdienste versehen. Die Sozialdemokratin pflegt auch engen Kontakt zu Betroffenen von rechtsextremer Gewalt.
SPD-Politikerin fordert Prävention, Aufklärung und politische Bildung
Trotzdem kam ihre Nominierung auch für engere Weggefährt:innen überraschend. Denn seit sie 2019 den Partei- und Fraktionsvorsitz der hessischen SPD übernommen hat, waren alle davon ausgegangen, dass Faeser in die hessische Staatskanzlei einziehen will. Nun stellt sich die Frage, ob die Spitzenkandidatur bei einer Landtagswahl mit dem Amt der Bundesministerin vereinbar ist.

Mittlerweile fehlt Faeser im Hessischen Landtag, wenn es in einer Grundsatzdebatte über die Corona-Politik des Landes geht. Für sie müssen jetzt andere ran.
Nancy Faeser hatte an den Erfolg der Kampagne von Olaf Scholz geglaubt
Faeser hatte stets an den Erfolg der Kampagne von Olaf Scholz geglaubt, auch im Sommer, als die Umfragen ihre Partei weit abgeschlagen sahen. Am Abend der Bundestagswahl kommentierte sie: „Alle, die uns in den vergangenen Monaten abgeschrieben hatten, haben sich geirrt.“ Der Kommentar kam allerdings aus dem Krankenhaus. An dem Tag, als ihre Partei Stärke zeigte, musste sich Faeser im Krankenhaus erholen. Sie hatte nach einem fordernden Wahlkampf am Tag vor der Wahl einen Schwächeanfall erlitten.
Faeser steckt viel Energie in die Politik. Aber sie weiß sehr genau, dass es auch anderes, Wichtigeres im Leben gibt. In ihrem Büro hängt ein Bild ihres Mannes Eyke, der für die SPD Kommunalpolitik betreibt, und ihres gemeinsamen Sohnes Tim, das sie daran erinnert. Als Faeser, damals 44 Jahre alt, mit Tim schwanger war, bangte ihre Familie monatelang um die Gesundheit der werdenden Mutter und ihres Kindes. Doch alles ging gut.
In jenen Monaten 2015 haben die hessischen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten gespürt, wie schmerzlich ihnen Faeser fehlt, wenn sie ausfällt. Nicht nur als pointierte Rednerin und Innenpolitikerin, sondern auch als meistens fröhliche, gut gelaunte Integrationsfigur.
Nancy Faeser stammt aus einer sozialdemokratischen Familie
Schon 2008, im Wahlkampf der damaligen SPD-Vorsitzenden Andrea Ypsilanti, war Faeser Schattenministerin – für Justiz. Dem SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel stand sie später als Generalsekretärin und Schatten-Innenministerin zur Seite, bis sie ihm nach seinem Rückzug 2019 unangefochten an der Spitze von Partei und Fraktion folgte.
Faeser stammt aus einer sozialdemokratischen Familie, die aus Duisburg nach Hessen zog. So wurde sie von der nordrhein-westfälischen SPD geprägt, die sie als „eine sehr pragmatische, sehr im Leben stehende Partei“ schildert. Vater Horst Faeser war erfolgreich politisch tätig, 14 Jahre lang als Bürgermeister von Schwalbach und anschließend als Direktor des Planungsverbands Rhein-Main. 2003 starb Vater Faeser überraschend an einem Herzinfarkt. Seine Tochter war gerade ein halbes Jahr vorher in den Landtag eingezogen. (Pitt von Bebenburg)