Mitt Romney: Trump-Kritiker wird ausgebuht und erringt doch Punktsieg gegen Trump-Anhänger

Senator Mitt Romney gilt als scharfer Kritiker des Ex-US-Präsidenten Donald Trump. In Utah muss sich der Republikaner dafür von der Parteibasis ausbuhen lassen.
Salt Lake City - Mitt Romey ist ein Urgestein der Republikaner. Schon seine Eltern engagierten sich in der „Grand Old Party“, sein Vater George W. Romney war von 1963 bis 1969 Gouverneur von Michigan, seine Mutter Leonore scheitere 1970 im Rennen um einen Senatssitz am Demokraten Philip Hart. Mitt Romney folgte seinem Vater 2003 und wurde selbst Gouverneur (wenn auch in Massachusetts), nachdem er zuvor als Mitgründer der Private-Equity-Gesellschaft Bain Capital zum Multimillionär geworden war.
2008 scheiterte Mitt Romney trotz vieler Einzelerfolge gerade im Norden der USA an seinem Konkurrenten John McCain in der Vorwahl der Republikaner um die Präsidentschaftskandidatur, vier Jahre später durfte er dann doch antreten und verlor deutlich gegen Amtsinhaber Barack Obama. Romney könnte also ein typischer Politiker in zweiter Generation sein, parteidienlich, fest verankert auf dem Boden republikanischer und konservativer Werte.
Mitt Romney stimmte als einziger Republikaner zweimal für eine Amtsenthebung von Donald Trump
Doch Mitt Romney, das ist die andere Seite, ist ein Mann, der zu seinen Überzeugungen steht. Bereits im Vorwahlkampf 2016 hatte er sich strikt gegen Donald Trump als Präsidentschaftskandidaten der Republikaner ausgesprochen, zu schrill, zu laut, zu dreist, zu wenig republikanisch erschien ihm sein potenzieller Nachfolger. Trumps Kandidatur zu verhindern gelang ihm nicht. Doch im Gegensatz zu vielen anderen politischen republikanischen Schwergewichten (wie etwa Lindsey Graham), wandelte er sich im Zuge von Trumps schier unaufhaltsamen Aufstieg in der Hierarchie der Republikaner nicht vom Kritiker zum Mitläufer.
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Mitt Romney, seit 2019 US-Senator, blieb sich und seinen Werten treu und stimmte als einziger Republikaner gleich zweimal für die Amtsenthebung von Donald Trump: Sowohl im Februar 2020 im Zuge der Ukraine-Affäre als auch rund ein Jahr später, als Trump im Anschluss an die Erstürmung des US-Kapitols zum ersten Präsidenten der US-Geschichte wurde, dem ein zweiter Impeachment-Prozess gemacht wurde.
Nach Stimme für Amtsenthebung von Donald Trump: Mitt Romney bläst eisiger Wind ins Gesicht
Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, war es, die einen Großteil der Republikaner im Senat angesichts der erneut durch ihre Stimmen verhinderten Amtsenthebung Trumps als „Feiglinge“ bezeichnet hatte. Doch im Gegensatz zu diesen „Feiglingen“ weht nun jenen Republikanern parteiintern ein rauer Wind ins Gesicht, die Donald Trump als Hauptverantwortlichen der beispiellosen Erstürmung des Parlamentsgebäudes und der damit einhergehenden Todesfällen benannt und mit den Demokraten gestimmt hatten.
Die sieben Republikaner, die mit ihrem Abstimmungsverhalten gegen Donald Trump dafür gesorgt haben, dass erstmals in der Geschichte der USA Senatoren für die Amtsenthebung eines Präsidenten aus der eigenen Partei votierten, haben die Wut der Basis mit eingepreist. Einige gehen auf die politische Rente zu und haben mit ihren politischen Ambitionen schon länger abgeschlossen. Dazu zählen beispielsweise Richard Burr aus North Carolina und Pat Toomey aus Pennsylvania, beide haben schon vor Jahren angekündigt, nicht wieder für den Senat kandidieren zu wollen.
Mitt Romney steht 2024 zur Wiederwahl als US-Senator
Andere, wie Ben Sasse aus Nebraska, Susan Collins aus Maine und Bill Cassidy aus Louisiana stehen erst 2026 zur Wiederwahl - sie können darauf hoffen, dass sich der Spuk Donald Trump nach den Präsidentschaftswahlen 2024 erledigt haben wird. Oder darauf, dass sich die Trump-loyale Basis der Republikaner bis dahin auf neue Feinde eingeschossen hat und die Wunden von 2021 verheilt sind.
Mitt Romney hingegen ist außer der profilierten Trump-Kritikerin Lisa Murkowski aus Alaska der einzige Senator, der für die Amtsenthebung von Donald Trump gestimmt hat und nicht entweder von sich aus nicht mehr kandidieren will oder sich erst nach der nächsten Präsidentschaftswahl einer Wiederwahl stellen muss. Er könnte einen steinigen Weg vor sich haben. Donald Trump wird alles in Bewegung setzen, um seine wiederholt formulierten Rachepläne umzusetzen und alle „Abweichler“ schon in den republikanischen Vorwahlen aus dem Weg zu räumen.
Parteitag der Republikaner in Utah: Fans von Donald Trump buhen Mitt Romney aus
Wie ernst es Donald Trump und dessen frenetischer Gefolgschaft ist, bekam Romney nun zu spüren. Auf dem Parteitag der Republikaner in West Valley City trat er ans Mikrofon, um gegen einen Antrag zu sprechen, den Trump-treue Parteimitglieder eingebracht hatten. Diese hatten beantragt, Romney dafür zu rügen, dass er mit seiner Stimme für Trumps Amtsenthebung „die Verfassung der USA und die Partei verletzt“ habe.
Kaum am Redepult angekommen, wurde Mitt Romney so intensiv ausgebuht, dass er nicht verständlich wahrnehmbar zur Sprache kam. Offensichtlich organisiert versuchten die Trump-Fans, ihn mundtot zu machen. Mitt Romney aber vermied den Anschein, einknicken zu wollen. Sein Satz „ich leugne nicht, dass ich kein Fan der Charaktereigenschaften unseres letzten Präsidenten war“ ließ die Buh-Rufe noch weiter anschwellen, aus den Reihen der Delegierten drangen Rufe wie „Verräter“, „Kommunist“ und „zeig etwas Respekt“ an die Bühne. Romneys Reaktion: „Schämt ihr euch nicht?“
Parteitag der Republikaner gespalten - Mitt Romney kann Rüge abwenden
Erst als Derek Brown, Parteivorsitzender der Republikaner in Utah, ans Mikro trat und die Parteimitglieder unter anhaltendem Applaus zum Respekt aufrief, beruhigten sich die Unmutsbekundungen etwas. Mitt Romney betonte nun, für sein „ganzes Leben Republikaner“ zu sein. „Ich verstehe, dass es hier ein paar Leute gibt, die mich nicht mögen. Das tut mir leid“, so Romney, „aber ich drücke meine Meinung aus, wenn ich glaube, dass es richtig ist. Und ich folge meinem Gewissen, wenn ich glaube, dass das richtig ist.“
Name | Willard Mitt Romney |
Partei | Republikaner |
Position | US-Senator (seit 2019) |
Frühere Positionen | Gouverneur Massachusetts |
Präsidentschaftskandidat (2012) | |
Alter | 74 Jahre (12. März 1947) |
Die folgende Abstimmung spiegelte die aktuelle Zerrissenheit in Reihen der Republikaner wider. 711 Parteimitglieder stimmten für die Rüge, verbunden mit einem Dank an Senator Mike Lee, der gegen die Amtsenthebung von Donald Trump gestimmt hatte. Dem entgegen standen 798 Stimmen gegen die Rüge. Trotz aller Buhrufe sprach sich der Parteitag also knapp gegen die unkritische Trump-Gefolgschaft aus. Mitt Romney geht somit gestärkt aus der Veranstaltung und kann sich durchaus berechtigte Hoffnungen darauf machen, erneut nominiert und im tief konservativen Utah wieder zum Senator gewählt zu werden.
Bereits drei Senatsmitglieder der Republikaner für ihr Abstimmungsverhalten gerügt
Gleichzeitig gelingt den eher moderat eingestellten Republikanern, die sich der nationalpopulistischen MAGA-Kampagne und ihrem Anführer Donald Trump nicht kampflos unterwerfen wollen, damit ein Punktsieg. Mehr aber auch nicht. In North Carolina, Alaska und Louisiana konnten Richard Burr, Lisa Murkowski und Bill Cassidy eine Rüge ihrer Landespartei nicht abwenden. (Mirko Schmid)