1. Startseite
  2. Politik

Mindestlohn steigt auf zwölf Euro – Bundesrat winkt Erhöhung durch

Erstellt:

Von: Helena Gries

Kommentare

Olaf Scholz hat einen Mindestlohn von 12 Euro versprochen, dies soll nun umgesetzt werden. Am Gesamtpaket gibt es Kritik. Der Bundesrat winkt das Paket durch.

Update vom Freitag, 10. Juni, 11.00 Uhr: Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland bekommen ab dem 1. Oktober höher Löhne. Der Bundesrat stimmte am Freitag in Berlin der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde zu – eine Woche nachdem der Bundestag die Erhöhung beschlossen hatte. Damit nahm die Erhöhung der Lohnuntergrenze die letzte Hürde in der Gesetzgebung.

Derzeit liegt der Mindestlohn bei 9,82 Euro brutto. Zum 1. Juli steigt er turnusmäßig auf 10,45 Euro, zum 1. Oktober dann auf 12 Euro je Stunde. Zugleich steigt die Grenze für Minijobs im Oktober von 450 auf 520 Euro im Monat. Die nächste Anpassung ist für 1. Januar 2024 vorgesehen. Der Gesetzentwurf geht von heute etwa 6,2 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit einem Stundenlohn unter 12 Euro aus.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Länder haben im Bundesrat die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro gebilligt.
Die Vertreterinnen und Vertreter der Länder haben im Bundesrat die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro gebilligt. © Wolfgang Kumm / dpa

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte im Bundesrat nun, die Löhne sollten so hoch sein, dass man damit vernünftig leben könne und am Ende auch eine auskömmliche Rente bekomme. Ziel müsse es darüber hinaus aber auch sein, dass mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen Tariflohn

Mindestlohn steigt ab Oktober auf 12 Euro

+++ 12.25 Uhr: Nun ist es offiziell: Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland steigt am 1. Oktober auf 12 Euro. Das beschloss der Bundestag am Freitag in Berlin. Das Mindestlohngesetz von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wurde mit den Stimmen der Koalition und der Linken verabschiedet. Die Unionsabgeordneten und die AfD enthielten sich.

Mehrere Rednerinnen und Redner warnten davor, dass die gegenwärtige Preisexplosion viele Menschen existenziell bedrohe. Die Linken-Haushaltsexpertin Gesine Lötzsch sagte: „Eigentlich müssten es jetzt schon 13 Euro sein.“ Nötig sei ein weiteres Entlastungspaket. Heil verwies auf die Entlastungen für Menschen mit normalem und geringem Einkommen, die die Koalition auf den Weg bringe. Der Grünen-Sozialexperte Andreas Audretsch sagte, Menschen in Vollzeit dürften am Ende des Tages nicht von Armut bedroht sein. Die Mindestlohnsteigerung erhöhe zudem die Kaufkraft.

Der CDU-Sozialexperte Hermann Gröhe warf der Koalition chaotisches Stimmengewirr vor, wenn es darum gehe, die enormen Preissteigerungen einzudämmen. Wenn weitere Preissprünge zugelassen würden, nütze auch ein höherer Mindestlohn wenig. Die Nichtzustimmung der Union begründete Gröhe damit, dass sie die Hand nicht für die „Entmündigung der Sozialpartner“ reichen wolle.

Die SPD-Abgeordnete Dagmar Schmidt räumte ein: „Viele müssen sich die Frage stellen, ob das Geld noch für Obst, die Reise zur Oma, den Schulausflug reicht.“ Die Koalition werde die Inflation weiter bekämpfen.

Mindestlohn soll erhöht werden – doch es gibt Kritik

Erstmeldung vom Freitag, 3. Juni, 08.30 Uhr: Berlin – Die Ampelkoalition im Bundestag will an diesem Freitag (03. Juni 2022) die versprochene Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro beschließen. Den Abgeordneten liegt dazu ein Gesetzentwurf von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vor. Die Erhöhung der Lohnuntergrenze ist zum 1. Oktober geplant. Der Gesetzentwurf geht von etwa 6,2 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem Stundenlohn unter 12 Euro aus. Frauen sowie Menschen in Ostdeutschland sollen überproportional von der Anhebung profitieren.

Die Mindestlohnerhöhung war ein Kernversprechen von Bundeskanzler Olaf Scholz im SPD-Wahlkampf. Vorgesehen ist zugleich, die Grenze für Minijobs von 450 auf 520 Euro anzuheben. Dies ist vor allem aus Sicht der FDP für mehr als sechs Millionen Menschen mit Minijob positiv.

Mindestlohn-Erhöhung: Unterschiedliche Reaktionen auf Gesetzesentwurf

Die Reaktionen auf die Gesetzespläne waren unterschiedlich ausgefallen. Der Arbeitgeberverband BDA kritisierte, die Politik breche die Zusage, dass die Mindestlohnkommission die Lohngrenze festlege. In diesem Gremium bestimmen Arbeitgebende und Gewerkschaften normalerweise die Erhöhungsschritte. Die Kommission soll laut Gesetz erst nach der außerplanmäßigen Erhöhung wieder zuständig werden.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte, dass die Minijobgrenze ausgeweitet werden soll. Millionen Beschäftigte seien weiter nicht sozialversichert. Die Unionsfraktion kündigte an, sich bei der Abstimmung zu enthalten. „Ich finde es richtig, dass der Mindestlohn auf 12 Euro steigt“, sagte der stellvertretende Fraktionschef Alexander Dobrindt der Augsburger Allgemeinen laut Vorabmeldung. „Die Verknüpfung mit neuen, unnötigen bürokratischen Anforderungen an die Wirtschaft, etwa ausufernden Dokumentationspflichten, ist aber falsch.“

Die angekündigte Enthaltung der Unionsfraktion kritisierte der DGB in der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Mit wehenden Fahnen pro 12 Euro ist die Union in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen in die Wahlkämpfe gezogen, doch bei der entscheidenden Abstimmung im Bundestag will man sich nun enthalten“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell der Zeitung.

Kritik an Mindestlohn-Erhöhung: Auch 12 Euro schützten nicht vor Armut im Alter

Der Bundesregierung zufolge wären ohne Grundrentenzuschlag derzeit mehr als 12 Euro Stundenlohn nötig, um nach 45 Arbeitsjahren oberhalb der Grundsicherung zu landen. Nötig dafür wäre ein Stundenlohn von 12,97 Euro, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der AfD-Fraktion, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt. Ausgegangen wird dabei von einer Vollzeitarbeit mit 38,5 Arbeitsstunden pro Woche. Unter Berücksichtigung der Grundrente wäre rechnerisch ein Stundenlohn von 7,72 Euro notwendig.

Der AfD-Abgeordnete Jürgen Pohl, der die Frage gestellt hatte, sagte dazu der dpa, das „populäre Mindestlohn-Wahlgeschenk der Ampel“ halte nicht, was es verspreche. Auch 12 Euro schützten nicht vor Armut im Alter. (hg/dpa)

Auch interessant

Kommentare