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Milliardengeschäft der Sicherheitsindustrie

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Von: Stephan Kaufmann

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Die Militärausgaben betragen aktuell 1,7 Billionen Dollar.
Die Militärausgaben betragen aktuell 1,7 Billionen Dollar. © AFP

Mit der Terrorabwehr und dem Sicherheitsbedürfnis verdient die Sicherheitsindustrie Milliarden. Eine Studie hat jetzt eine Übersicht der Kosten und Umsätze zusammengestellt.

Sicherheit ist ein Grundbedürfnis des Menschen – und ein Milliardengeschäft für die Anbieter von Waffensystemen, für Objekt- Personen- und Datenschützer. Terroranschläge erschüttern die Welt, in Syrien und der Ukraine herrscht Bürgerkrieg, im südchinesischen Meer braut sich Unheil zusammen, Hacker starten Angriffe auf Unternehmen, die Zahl der Einbrüche und Diebstähle steigt. All das verursacht neben dem menschlichen Leid enorme wirtschaftliche Schäden – und Umsätze für die Sicherheitsindustrie. Die Berenberg Bank und das Wirtschaftsforschungsinstitut HWWI haben in einer neuen Studie Schäden, Kosten und Umsätze addiert.

Militärausgaben: 1700 Milliarden Dollar

Die Staaten der Welt gaben im vergangenen Jahr rund 1,7 Billionen Dollar für Militär aus, dieses Jahr nähern sie sich der Marke von 1,8 Billionen. Der bei weitem größte Anteil entfiel vergangenes Jahr auf die USA mit fast 600 Milliarden Dollar. Dahinter folgte China mit 215 Milliarden – ein Plus gegenüber Vorjahr von mehr als sieben Prozent. An dritter Stelle stand Saudi Arabien, das sein Militärbudget um knapp sechs Prozent auf 87 Milliarden ausweitete. Russland erhöhte seine Rüstungsausgaben zwar ebenfalls um 7,5 Prozent, kam aber nur auf 66 Milliarden Dollar.

Drastische Erhöhungen gab es in den Konfliktregionen Ostasien und Osteuropa: So steigerten Indonesien und die Philippinen ihre Rüstungsausgaben um 16,5 und 25,5 Prozent. Die Ukraine-Nachbarn Polen und Rumänien legten 22 und elf Prozent zu, die baltischen Länder zwischen sieben und 33 Prozent.

Terrorismus: 53 Milliarden Dollar

Die Berenberg- und HWWI-Ökonomen schätzen die direkten Kosten des Terrorismus auf 53 Milliarden Dollar im Jahr 2014. Das ist Rekord und liegt noch über dem Wert des Jahres 2001, in dem die Anschläge auf das World Trade Center in New York stattfanden. Unter direkten Kosten verstehen die Ökonomen die Zerstörung von Gebäuden, Infrastruktur und Humankapital. Während Terror in ärmeren Ländern die Wirtschaftsleistung deutlich schwächen kann, sind die ökonomischen Kosten für die Industrieländer in der Regel relativ gering: So verursachte selbst der Anschlag auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001 nur direkte Kosten in Höhe von 0,22 Prozent der amerikanischen Wirtschaftsleistung.

Die meisten terroristischen Anschläge verteilten sich 2015 auf nur fünf Länder: Irak, Afghanistan, Nigeria, Syrien und Pakistan. Dort fielen drei Viertel aller Todesopfer an. In Europa sei die tatsächliche Bedrohung durch Anschläge laut HWWI in der Tendenz rückläufig. „Dieser Befund steht in einem gewissen Widerspruch zu der derzeit latent empfunden Bedrohung.“

Cyberkriminalität: 400 Milliarden Dollar

Cyberkriminalität verursacht insbesondere Unternehmen Kosten, zum Beispiel durch Datenverlust, Betriebsstörungen und dem Verlust von Eigentumsrechten. Die Ökonomen schätzen die Schäden der Cyberkriminalität weltweit auf 400 Milliarden Dollar im Jahr 2014. In den nächsten Jahren dürfte es mehr werden. Denn bis zum Jahr 2020 wird mit einer Verfünffachung des globalen Datenvolumens gerechnet.

Einbrüche in Deutschland: 530 Millionen Euro

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland hat stark zugenommen. 2010 zählte die Polizei noch 120.000, im letzten Jahr waren es dagegen schon 167.000. Die Versicherungsleistung hat im gleichen Zeitraum von 350 auf 530 Millionen Euro zugenommen – ein Plus von 50 Prozent. Der durchschnittliche Schaden je Einbruch liegt bei 3000 Euro. „Über die Ursachen für den Anstieg bei Wohnungseinbrüchen lässt sich lediglich spekulieren“, so die Studie. Mögliche Gründe seien die zunehmende Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen; oder die Tatsache, dass immer mehr Menschen in Städten wohnen, was mit Anonymisierung einhergeht.

Sicherheitsindustrie: 244 Milliarden Dollar

Die vielfältigen Gefährdungen sind das Geschäftsfeld der Sicherheitsindustrie. Nach Schätzung von HWWI und Berenberg Bank machte sie 2015 einen globalen Umsatz von 244 Milliarden Dollar. 85 Milliarden davon entfielen auf den Bereich Grenzschutz, innere Sicherheit und Schutz kritischer Infrastruktur wie Flughäfen. Bis 2020 dürfte dieser Wert auf 146 Milliarden Dollar ansteigen, schätzen die Ökonomen. Den Bereichen Sicherheitsdienste, Objekt- und Personenschutz sowie Netzwerk- und Datenschutz prognostizieren die Ökonomen Wachstumsraten zwischen fünf und zehn Prozent pro Jahr.

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