Merkel-Schub für Laschet? Wahlforscher hält Trendwende für möglich
Angela Merkel steigt für Armin Laschet in den Ring. Kann die späte Wahlkampfunterstützung Laschets Kanzlerambition retten?
Berlin – In den vergangenen vier Wahlperioden konnte ihr keiner das Wasser reichen. An Angela Merkel waren alle gegnerischen Angriffe regelrecht abgeprallt. Vier Wahlen, vier Siege für die „Mutti der Nation“. Ihre Wahlkampfmaschinerie ließ ihre Widersacher ein ums andere Mal ins Leere laufen und Herausforderer verzweifeln.
Doch bisher hält sich Angela Merkel merklich aus dem Wahlkampf heraus. Jetzt, da ein imminenter Machtverlust der CDU droht, greift die Kanzlerin nun doch ein. Eine Woche vor der Wahl rührt sie für Kanzlerkandidat Armin Laschet die Wahltrommel.

Angela Merkel und die CDU – Eine Geschichte der langsamen Entfremdung
Seitdem sie 2018 ihren Rücktritt als Parteivorsitzende verkündete, hielt sie sich damit zurück, ihre Popularität in den Dienst ihrer Partei zu stellen. Annegret Kramp-Karrenbauer und Armin Laschet bekamen wenig Rückendeckung in Form von Wahlkampfauftritten oder ähnlichem.
Doch nun tritt Merkel am Dienstag (21.09.2021), gemeinsam mit Laschet in ihrem Wahlkreis in Stralsund auf. Ihre Unterstützung soll Laschet bei der Bundestagswahl 2021 einen Schub verpassen. Weitere Veranstaltungen folgen am Freitag in München und am Samstag in Aachen.
Bundestagswahl – Gemeinsame Auftritte „für Spätentscheider ein wichtiges Zeichen“
Der Parteienforscher Karl-Rudolf Korte von der Universität Duisburg sagte der Nachrichtenagentur Afp die gemeinsamen Auftritte seien „für Spätentscheider ein wichtiges Zeichen“. So glaubt Korte, dass Laschet von einem Eingreifen der Kanzlerin im Wahlkampf durchaus profitieren könne. „Das war bei Wahlen in den vergangenen Jahren erkennbar.“ Jener, der sich am dichtesten hinter Merkel gestellt hat, konnte davon profitieren. „Voraussetzung sei aber, dass Merkel in ihrer Rede in Stralsund herausarbeitet, warum Laschet absolut ideal ist aus ihrer Sicht“.
Kann Laschet, der im Wahlkampf bisher eher blass blieb, also etwas vom Glanz der populären Kanzlerin ernten? Politikprofessor Oskar Niedermayer von der Freien Universität Berlin sieht hierbei jedoch auch ein Risiko für den Kanzlerkandidaten. „Merkel ist immer noch die beliebteste Politikerin“, sagte Niedermayer. „In gemeinsamen Auftritten mit Laschet kann das ein Problem sein. Es kann passieren, dass das nach hinten losgeht, weil die Leute darauf gestoßen werden, dass Merkel halt doch geeigneter wäre als Laschet.“
„Merkel on fire“ – Flammender Appell der Kanzlerin zugunsten Laschets erfreut CDU-Führung
In der CDU-Zentrale ist man davon überzeugt, dass Merkels Auftritte dem strauchelnden Laschet helfen werden. Aus Parteikreisen heißt es, sie wären bereit gewesen, noch weitere Veranstaltungen mit ihr anzusetzen. Es herrschte jedenfalls sehr große Erleichterung in der CDU, als die Kanzlerin kürzlich im Plenum des Bundestages ihre Zurückhaltung aufgab und einen flammenden Appell zugunsten Laschets abgab.
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„Merkel on fire“, hieß es damals aus der CDU-Führung - in etwa: „Merkel ist Feuer und Flamme“. Da bleibt allerdings noch das Problem, dass Merkel ihr Feuer erst sehr spät entzündete. Es hätte Laschet geholfen, wenn sich die Kanzlerin früher für ihn ins Zeug gelegt hätte, davon ist Parteienforscher Korte überzeugt. „Merkel wirkte über lange Strecken resigniert“, sagt der Professor. „Sie ist jetzt sehr spät von einer eher resignativen Phase in eine aktive Phase gewechselt.“ (Lukas Zigo/AFP)