1. Startseite
  2. Politik

Russlands Panzer werden für die eigenen Streitkräfte zum Massengrab

Erstellt:

Von: Christian Stör

Kommentare

Russlands Panzerflotte erweist sich als überaus anfällig und erleidet im Ukraine-Krieg schwere Verluste. Eine Besserung ist nicht in Sicht. 

Moskau - Die Bilder gleichen sich. Immer wieder sind im Ukraine-Krieg zerstörte russische Panzer zu sehen. Manche sind völlig ausgebrannt, bei anderen sind die Türme abgesprengt, mitunter sind schwer verwundet oder gar tote Soldaten zu beklagen. Die enorm hohen Verluste Russlands an Panzern gehören laut Fachleuten zu den größten Problemen, mit denen Russland seit Beginn der Invasion zu kämpfen hat.

Die Zahlen, die die in den Niederlanden ansässige Forschungsgruppe Oryx nennt, sind in der Tat verheerend. Demnach wurden bis zum 9. Januar insgesamt 944 russische Panzer zerstört, 73 wurden beschädigt, 60 von Russland aufgegeben und 533 von den Ukrainern erbeutet. Als neutrale Beobachterin nimmt Oryx nur Fälle in ihre Statistik auf, bei denen ein handfester Beweis für eine Beschädigung oder Zerstörung vorliegt. In der Regel ist das ein glaubwürdiges Foto des betreffenden Panzers. Der ukrainische Generalstab gibt die Zahl der zerstörten russischen Panzer mit 3080 an (Stand: 9. Januar).

Ukraine-Krieg Region Sumy im Nordosten der Ukraine
Ein zerstörter russischer Panzer in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine. (Archivbild) © dpa

Um sich das Ausmaß der Verluste vor Augen zu führen, genügt ein Blick auf die Zahl der Panzer, über die die gesamte russische Armee zu Beginn des Ukraine-Kriegs verfügt hat. Nach Angaben des Center for Strategic and International Studies (CSIS, deutsch: Zentrum für internationale und strategische Studien) waren dies etwa 2800 Panzer.

Russische Panzer enorm anfällig

Tatsächlich sind die russischen Panzer in der Tat sehr anfällig für die High-Tech-Raketen, die die Ukraine zur Verteidigung benutzt. „Das eigentliche Problem für Panzer ist, dass sie kaputtgehen“, sagte Vadym Yunik, Entwickler privater Kampfdrohnen, in einem Interview mit Kyiv Post. „In diesem Krieg ist alles, was still sitzt, verwundbar“, sagte Yunik. „Panzer sind mit einer Drohne leicht zu finden und einer, der sich nicht bewegt, ist ziemlich leicht zu treffen.“

James Lewis vom CSIS sprach in einem Interview mit der Moscow Times sogar davon, dass Russlands Unfähigkeit, eine Antwort auf moderne Panzerabwehrwaffen zu finden, die Zukunft der Panzereinsätze infrage stelle. „Panzer werden immer noch einen Platz haben, aber ihre Zukunft wird aufgrund ihrer Verwundbarkeit eine geringere Rolle spielen“, sagte er.

Kann Russland seine Panzerflotte wieder aufrüsten?

Ob es Russland möglich sein wird, ihre Panzerflotte im Ukraine-Krieg wieder aufzustocken, ist fraglich. So war Russlands wichtigste Produktionsstätte Uralwagonsawod in Nischni Tagil dem ukrainischen Magazin Defense Express selbst vor dem Krieg nur in der Lage, 20 bis 30 moderne Panzer pro Monat herzustellen oder aufzurüsten.

Jetzt machen Russland die westlichen Sanktionen zu schaffen, da wichtige Komponenten nicht in Russland hergestellt werden. Das gilt auch für Russlands Wunderwaffe, den Panzer T-14, den ein britischer Stabsoffizier einst als revolutionärsten Kampfpanzer der Welt bezeichnet hat. Bisher ist der T-14 in mehreren Paraden über den Roten Platz gefahren, im Ukraine-Krieg kam er allerdings noch nicht zum Einsatz.

Russische Panzerreserve ein Hirngespinst?

Auch die Panzerreserve, die zu Beginn des Krieges angeblich 8000 Fahrzeuge umfasste, scheint mehr oder weniger nur ein Hirngespinst zu sein. So beging Ende März 2022 der Kommandant des 13. Garde-Panzerregiments laut ukrainischen Geheimdienstberichten Suizid, nachdem er erfahren hatte, dass 90 Prozent der Panzer, mit denen seine Einheit in den Krieg ziehen sollte, in Wirklichkeit völlig verrostet waren.

Bis Juni war Russland, das Land mit der theoretisch größten Panzerflotte der Welt, darauf angewiesen, angeblich 41 generalüberholte T-62-Panzer, die ursprünglich für den Export nach Afrika bestimmt waren, nach Cherson zu schicken, um das dortige Gebiet zu stützen. Bis Oktober 2022 hatte die Ukraine Cherson eingenommen und nach eigenen Angaben mindestens 38 der größtenteils veralteten T-62 erbeutet oder zerstört. (cs)

Auch interessant

Kommentare