Massaker in Mali? Russland offenbar an „schlimmster Gräueltat“ beteiligt

In Mali sterben 203 Menschen. Deutschland spricht von gezielter Zivil-Tötung - und einer „Operation mit russischen Truppen“.
Bamako - Blutiger Großeinsatz im westafrikanischen Krisenstaat Mali. In der Region um den Ort Moura sind Ende März 203 Menschen getötet und 51 festgenommen worden. Offiziell handelte es sich um einen Anti-Terror-Einsatz, es bleiben jedoch Zweifel. Die malische Armee betonte am 1. April, die Aktion sei von internationalem Recht und den Menschenrechten geleitet. In Deutschland bewertet man den Einsatz differenzierter.
Im Auswärtigen Amt war von der gezielten Tötung der Zivilbevölkerung die Rede. „Willkürliche Gewalt gegen Zivilistinnen und Zivilisten ist durch nichts zu rechtfertigen.“ Laut deutschen Angaben sei „eine große Zahl Unbeteiligter“ gestorben. Pikant: Der malische Generalstab hat in seiner Erklärung zu der Operation keine zivilen Opfer aufgeführt.
Mali: Russland offenbar bei „schlimmster Gräueltat“ beteiligt
In Mali sind UN- und EU-Missionen aktiv, an denen sich auch die Bundeswehr beteiligt. Auch Russland ist in Mali aktiv – und offenbar auch am mutmaßlichen Massaker Moura beteiligt. Das Auswärtige Amt schreibt nun von einer „malischen Militäroperation mit russischen Sicherheitskräften“.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach von der „schlimmsten einmaligen Gräueltat im jahrzehntelangen bewaffneten Konflikt in Mali“. Die malische Armee habe gemeinsam mit ausländischen Kämpfern gezielt Zivilist:innen getötet. Über einen Zeitraum von mehreren Tagen hätten sie immer wieder Gruppen von bis zu zehn Menschen hingerichtet. Zeugen sagten laut der Organisation, dass es sich bei den ausländischen Kämpfern um Russen gehandelt habe.
Die USA und andere westliche Staaten sehen es als erwiesen an, dass es sich bei den Russen um Kämpfer der berüchtigten Söldnergruppe Wagner handelt. Die Gruppe Wagner ist in mehrere internationale Kriege involviert und gilt als besonders brutal. Es gibt regelmäßige Vorwürfe von Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Auch in der Ukraine sollen Mitglieder der Gruppe Wagner beteiligt sein. Russland dementiert das.
Mutmaßliches Massaker in Mali: Rasche Aufklärung gefordert
Die Bundesregierung forderte Mali Anfang der Woche dazu auf, den Einsatz gegen mutmaßliche Terroristen umgehend unabhängig zu untersuchen. Mittlerweile sind Ermittlungen eingeleitet. Das Militär untersuche die Operation, berichtet die britische BBC. Zudem werde auch die Staatsanwaltschaft ermitteln.
Informationen zu Mali | |
Bevölkerung | 20,25 Millionen (Stand: 2020) |
Hauptstadt | Bamako |
Fläche | 1.241.000 km² |
Kontinent | Afrika |
Die Vereinten Nationen leiteten eine eigene Untersuchung ein. Experten der UN-Mission in Mali (Minusma) würden „so schnell wie möglich“ zu den Tatorten reisen. Der Minusma-Gesandte El-Ghassim Wane verlangte ungehinderten Zugang zur Region. Vor dem UN-Sicherheitsrat sagte Wane am Donnerstag, Minusma habe am 3. April einen Aufklärungsflug über der Region absolviert. Bislang hätten die malischen Behörden jedoch noch kein Einverständnis für eine „ganzheitliche Mission“ der Vereinten Nationen gegeben. Der Erfolg der Untersuchung hänge stark vom Willen der malischen Behörden ab. (as mit Material der AFP)