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Frankreich-Wahl geht in die „heiße Phase“ - Macron protzt mit Brusthaar

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Von: Lukas Zigo

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Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, kneift lächelnd ein Auge zu am zweiten Tag der 56. Münchner Sicherheitskonferenz.
Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, kneift lächelnd ein Auge zu am zweiten Tag der 56. Münchner Sicherheitskonferenz. © Sven Hoppe/dpa

Nach langer Wahlkampfabstinenz fährt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Kampf um Stimmen nun zur Hochform auf – und nutzt seinen männlichen Charme.

Paris – Am 24. April wählen die Franzosen nicht nur ein neues Staatsoberhaupt, sondern auch eine neue Richtung für Frankreich und Europa. Mit der Stichwahl vor der Tür kann mit Recht behauptet werden, dass die Frankreich-Wahl sich nun in der „heißen Phase“ befindet. Keiner nahm das so wörtlich wie der seit langem als etwas eitel geltende Präsident Frankreichs, Emmanuel Macron. Er hat im Wahlkampf mit dem altbewerten Mittel des männlichen Charmes für Aufmerksamkeit gesorgt.

Im Kampf gegen die rechtsextreme Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen hat Macron ein ungewohntes Register gezogen. Macrons offizieller Fotograf Soazig de la Moissonnière postete am Sonntag (17.04.2022) eine Fotostrecke von Macrons Wahlkampfreise nach Marseille auf Instagram.

Frankreichs Präsident zeigt Haut: „Traditionelle französische Werte“ oder Photoshop?

Ein Bild zeigt Macron, wie er es sich lässig auf einer italienischen Couch gemütlich macht. Breites zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht und die drei obersten Knöpfe des strahlenden weißen Hemdes geöffnet, sodass ein Dickicht aus undurchsichtigem Brusthaar zum Vorschein kommt, dass auch David Hasselhoff neidisch machen dürfte.

Einige Kommentatoren stellten Behauptungen an, wonach das Dickicht des französischen Präsidenten mit Photoshop nachbearbeitet wurde. Andere spekulierten wiederum, dass Macron so versucht, konservative Wähler zu umwerben, indem er „traditionelle französische Werte“ signalisiert: Brusthaar und zwei Handys.

Macron gegen Putin: Wer ist der Oberkörper-Champ der Weltpolitik?

Macron ist nicht der erste Politiker, der sich bereits oben ohne präsentierte. Die womöglich berüchtigte Episode des politischen oben-ohne-seins lieferte kein Geringerer als Kreml-Chef Wladimir Putin. Der ca. 1,70 Meter große Putin ist seit seiner Amtsübernahme im Jahr 2000 stets auf sein Image als starker, maskuliner Anführer des russischen Volkes bedacht. So entblößte Putin auf 2017 vom Kreml veröffentlichten Fotos seine Brust beim Angeln und Reiten.

Wladimir Putin im Kurzurlaub
Ein Foto, das am 05.08.2017 Kreml verbreitet wurde, zeigt den russischen Präsidenten Wladimir Putin beim Sonnenbad während eines Kurzurlaubs in der sibirischen Tyva Region. © Alexei Nikolsky/dpa

Putins fluoreszent weiße, haarlose Brust wurde zum Meme und als solche tausendfach im Internet verbreitet. „Wenn ich im Urlaub bin, sehe ich keine Notwendigkeit, mich hinter Büschen zu verstecken, und daran ist auch nichts auszusetzen“, sagte einst ein auf seinen Körperbau sichtlich stolzer Putin.

„Gegensatz zu Putins paranoider Propaganda“ – Macron schafft Bild eines starken Demokraten

Indem er sein Brusthaar zur Schau stellt, könnte Macron versuchen, die Merkmale der sexuellen Potenz in den Mittelpunkt zu stellen. Jugend und Vitalität bieten überzeugende (wenn auch nicht rein intellektuelle) Gründe, einem Kandidaten seine Stimme zu geben. Und das selbst in einem politischen Umfeld, in dem so viel auf dem Spiel steht.

„Im Gegensatz zu Putins paranoider Propaganda erschafft Macron einen archetypischen, starken demokratischen Führer – jung, männlich, auf seiner täglichen Mission, die Weltordnung zu retten. Ein ‚hustler-in-chief‘“, so Kyle Chayka, Autor des Buches „The Longing For Less“, einer Analyse des Minimalismus, und Autor eines Beitrages für The New Yorker. „Das lässige Couch-Foto sieht aus wie etwas aus einem Magazin aus der Mitte des Jahrhunderts oder einem Geschichtsbuch aus der Zukunft, ein ikonisches Foto, das neben einem Hauch von charismatischer Persönlichkeit – ob zutreffend oder nicht – auch viel Autorität vermittelt.

Macron, ein Anhänger der politischen Mitte, hat auch den dringenden Wunsch, die französische Linke zu seinen Gunsten zu beeinflussen, um die Wahl zu gewinnen. Eine Aufgabe, die ihn dazu veranlasst, sich so jugendlich wie möglich zu zeigen. Vielleicht erreicht er dies mit dem Pariser-Hasselhoff-Look. (lz)

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