Belarus vor Kriegseintritt? Putin will bei Treffen gemeinsame Militärpläne besprechen

Die westlichen Staaten befürchten bereits seit Monaten einen Kriegseintritt von Belarus. Nun will Putin mit Lukaschenko Militärpläne besprechen.
Update vom 17. Februar, 15.14 Uhr: Präsident Wladimir Putin hat erklärt, er wolle mit seinem belarussischen Verbündeten Alexander Lukaschenko während ihres Treffens am Freitag in Nowo-Ogarjowo gemeinsame Pläne zur militärischen Zusammenarbeit besprechen. Darüber berichtet CNN. Lukaschenko sagte zuvor, dass Weißrussland seine Verpflichtungen gegenüber Russland im Bereich der Sicherheit und Verteidigung im Jahr 2022 erfüllt habe.
Gemeinsame militärische Übungen zwischen Belarus und Russland im letzten Jahr haben Sorge genährt, dass Minsk an der Seite von Moskau gegen die Ukraine kämpfen könnte. Lukaschenko hat jedoch wiederholt Spekulationen zurückgewiesen, seine Truppen würden sich an den Kämpfen in der Ukraine beteiligen.
Lukaschenko zeichnet Szenario für Kriegseintritt von Belarus – Selenskyj reagiert
Update vom 16. Februar, 19.45 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich im Gespräch mit der britischen BBC auch zu den Aussagen von Alexander Lukaschenko mit Blick auf einen möglichen Kriegsbeitritt von Belarus geäußert. Der 45-Jährige zeigte sich kämpferisch. „Ich hoffe, dass [Belarus] sich [dem Krieg] nicht anschließen wird“, sagte der ukrainische Präsident. „Wenn es das tut, werden wir kämpfen und wir werden überleben.“
Der belarussische Präsident hatte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag gesagt, er würde sein Land in den Krieg führen, wenn ukrainische Streitkräfte Angriffe auf Belarus ausführen würden. Bislang beteiligte sich Belarus nur indirekt am Ukraine-Krieg, berichtet merkur.de. Selenskyj fügte in Richtung Minsk hinzu, es wäre ein „schwerer Fehler“, Russland zu erlauben, Belarus erneut als Stützpunkt für einen Angriff auf die Ukraine zu nutzen.
Brisante Lukaschenko-PK: In diesem Fall tritt Belarus in den Ukraine-Krieg ein
Erstmeldung vom 16. Februar: Minsk – Seit knapp einem Jahr dauert der Ukraine-Krieg zwischen Russland und seinem Nachbarland nun bereits an. Auch wenn die Ukraine seitdem immense finanzielle und militärische Hilfen durch westliche Staaten erhalten hat, beschränkt sich der Konflikt auf dem Schlachtfeld weiterhin auf zwei Parteien: Russland und die Ukraine. In den vergangenen Monaten wurde immer wieder befürchtet, dass eine weitere Nation in den Krieg eintreten könnte: Russlands enger Verbündeter Belarus. Staatschef Alexander Lukaschenko lehnte eine direkte Beteiligung seiner Armee am Krieg bislang immer wieder ab.
Lukaschenko stellt klar: In diesem Szenario werde er Belarus in den Ukraine-Krieg führen
Nun ließ der 68-Jährige jedoch mit einer eindeutigen Aussage aufhorchen. In einem bestimmten Szenario würde er nicht länger davor zurückschrecken, sein Land in den Krieg zu führen „Ich bin nur in einem Fall bereit, gemeinsam mit den Russen vom belarussischen Staatsgebiet aus zu kämpfen“, sagte Lukaschenko der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge vor Journalisten in Minsk. „Wenn auch nur ein Soldat aus der Ukraine auf unser Gebiet kommt, um meine Leute zu töten“, führte der belarussische Staatschef weiter aus.
Ukrainische Aggressionen gegen das souveräne Staatsgebiet von Belarus werde Minsk nicht tolerieren und mit voller Härte beantworten. „Der Krieg würde ein völlig anderer sein“, so Lukaschenko über das hypothetische Szenario.
Ukraine-Krieg: Sorge um Kriegseintritt von Belarus – russische Streitkräfte im Grenzgebiet stationiert
In den vergangenen Monaten hatte Lukaschenko immer wieder garantiert, dass Belarus nicht in den Ukraine-Krieg eintreten werde. Dabei ist Minsk bereits seit dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 zumindest indirekt am Krieg beteiligt. Damals marschierten russische Streitkräfte auch von Belarus aus in die Nordukraine ein, um sich einen direkten Weg in die Hauptstadt Kiew zu bahnen. Der Angriff auf die Metropole scheiterte jedoch und die russischen Truppen gruppierten sich im Donbas neu.
Seitdem sorgen die Entscheidungen von Präsident Lukaschenko immer wieder für Beunruhigungen unter den westlichen Nationen. So gestattete der 68-Jährige in den vergangenen Wochen die Verlegung von diversen russischen Streitkräfte in das Grenzgebiet zwischen Belarus und der Ukraine. Von dort aus könnten russische Truppen im Rahmen der erwarteten neuen Großoffensive erneut in das Nachbarland einfallen.
Moskaus treuer Verbündeter: Die Rolle von Belarus im Ukraine-Krieg
Auch darüber hinaus zeigt sich Minsk weiter als treuster Verbündeter von Moskau. Lukaschenko traf sich seit Kriegsbeginn mehrfach mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin. Am Freitag werden die beiden Staatschefs erneut zu einem Treffen zusammenkommen. Im Januar führten die Luftstreitkräfte beider Länder sogar eine gemeinsame Übung durch. Trotzt der offensichtlichen Abhängigkeit von Russland, betonte Lukaschenko noch einmal öffentlichkeitswirksam, dass der Kreml in bisher nie dazu aufgefordert habe, sich am Krieg in der Ukraine zu beteiligen.
Die Aussagen des belarussischen Präsidenten definieren nun also ein deutliches Szenario für einen möglichen Kriegseintritt. Die ukrainische Militärführung dürfte keinerlei Interesse haben, Belarus in den Konflikt hineinzuziehen und sich so in einen Zwei-Fronten-Krieg zu verwickeln. Dennoch berichtete der belarussische Grenzschutz in der vergangenen Woche den Abschuss einer ukrainischen Aufklärungsdrohne im gemeinsamen Grenzgebiet. Die belarussischen Behörden hatten dabei bekräftigt, dass es in der Vergangenheit bereits zu ähnlichen Vorfällen gekommen war. Die Angaben können aktuell jedoch nicht unabhängig überprüft werden.
Bei Kriegseintritt von Belarus: G7-Staaten drohten Minsk mit weiteren Sanktionen
Bereits im Dezember hatten die Außenminister der G7-Staaten Belarus im Falle eines aktiven Eingreifens in den Ukraine-Krieg auf der Seite Russlands mit weiteren Sanktionen gedroht. Mehrere G7-Staaten haben wegen Belarus‚ Unterstützung Russlands bereits Sanktionen gegen Minsk erlassen. (fd mit AFP)